Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen geht es am Dienstagnachmittag weiter abwärts. Der DAX fällt um 1,3 Prozent auf 14.381 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gibt 1,4 Prozent auf 3.787 Punkte ab. Nach den deutschen Verbraucherpreisen sind nun auch die Inflationsdaten aus der Eurozone insgesamt höher ausgefallen als erwartet: Im Mai liegt die Inflationsrate bei 8,1 Prozent, damit ist sie so hoch wie noch nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung. Nun nimmt die Spekulation auf eine straffere Geldpolitik weiter zu.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Meinung des slowakischen EZB-Ratsmitglieds Peter Kazimir ihren Leitzins im Juli um 25 Basispunkte anheben. "Wir werden diesen Schritt im Juli gehen", so Kazimir. Im September könne der Einlagensatz dann um einen halben Prozentpunkt erhöht werden, also um 50 Basispunkte. An den Märkten waren bisher je 25 Basispunkte im Juli und im September erwartet worden.
Andererseits wollen Marktteilnehmer die Entwicklung im DAX auch nicht überbewerten: Der DAX habe zuletzt die 14.600er Marke getestet und damit den einzigen noch verbliebenen Widerstand auf dem Weg zur Zone um 15.000 Punkte. "Nach 1.200 Punkten Plus im DAX innerhalb von nur 3 Wochen ist da ein Rücksetzer normal", sagt er.
Ölpreis lässt nicht auf fallende Inflationsdaten hoffen
Sorgen bereitet indes auch der erneute Anstieg des Ölpreises auf 124 Dollar für die Sorte Brent. Treiber ist der EU-Beschluss für ein weitreichendes Embargo gegen russische Öl-Importe. Die Einigung bezieht sich auf Importe per Schiff, Öl-Lieferungen per Pipeline sollen dagegen zunächst weiter erlaubt sein, weil Ungarn eine hohe Abhängigkeit von russischem Pipeline-Öl aufweist und sich gegen einen Bann verwahrte.
Der Index der Öl- und Gasaktien führt mit 1,4 Prozent Plus die Gewinnerseite an. Auch Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs sowie Nahrungsmittel- und Getränkekonzerne ziehen an. Grund ist die gute Stimmung für Unilever, die 6,9 Prozent gewinnen. Die Analysten von RBC werten die Ernennung des aktivistischen Investors Nelson Peltz zum nicht-geschäftsführenden Vorstandsmitglied positiv. Es werde erwartet, dass er Veränderungen in Unternehmenskultur, Vergütung und Struktur vorantreibe, wie er es zuvor bei Procter & Gamble getan habe.
Auf der Verliererseite stechen Reise- und Freizeit-Aktien, Technologietitel und Einzelhandelswerte mit Abschlägen ihrer Stoxx-Branchen-Indizes von je 1,5 Prozent heraus. Aber auch Finanzdienstleister und Banken zeigen deutliche Minus-Zeichen. Deutsche Bank fallen um 2,3 Prozent und DWS um 5,5 Prozent. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die DWS jetzt wegen des Anfangsverdachts eines Kapitalanlagebetrugs. Dabei geht es vermutlich um frühere Vorwürfe, die DWS habe den Anteil "grüner" Investments zu hoch angesetzt, was als "Greenwashing" bezeichnet wird.
Credit Suisse (CS Group) fallen um 5,4 Prozent. Im Handel wird auf einen Kreise-Bericht von Reuters verwiesen, dem zufolge die Schweizer zur Stärkung der Bilanz unter anderem die Option einer Kapitalerhöhung prüften. Eine Sprecherin der Bank hat allerdings mitgeteilt, es gebe keine solchen Pläne.
Chemie-Branche mit Lanxess im Fokus
Besonders im Blick steht auch die Chemie-Branche mit DSM und Lanxess. Die niederländische DSM-Aktie steigt um 7,7 Prozent, Lanxess um 11,6 Prozent. Der Spezialchemie-Konzern Lanxess und die Beteiligungsgesellschaft Advent gründen ein Gemeinschaftsunternehmen für Hochleistungskunststoffe. Dazu übernehmen sie das DSM-Engineering-Materials-Geschäft für rund 3,7 Milliarden Euro, Lanxess bringt seinen Bereich High Performance Materials ein. Lanxess will sich damit entschulden und Aktien für bis zu 300 Millionen zurückkaufen.
DSM nutzt den Mittelzufluss für den Zusammenschluss mit dem Schweizer Duft- und Geschmacksstoffe-Hersteller Firmenich. Firmenich sei ein Wettbewerber von Givaudan oder Symrise, hier entstehe ein neues Schwergewicht im Sektor, heißt es im Handel. Entsprechend fallen Symrise und Givaudan um jeweils 3,0 Prozent.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.787,37 -1,4% -54,25 -11,9% Stoxx-50 3.672,47 -0,4% -14,77 -3,8% DAX 14.381,32 -1,3% -194,66 -9,5% MDAX 29.976,00 -0,7% -212,02 -14,7% TecDAX 3.191,13 -1,1% -35,84 -18,6% SDAX 13.805,45 -1,1% -154,89 -15,9% FTSE 7.624,88 +0,3% 24,82 +2,9% CAC 6.465,83 -1,5% -96,56 -9,6% Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 1,12 +0,07 +1,30 US-Zehnjahresrendite 2,84 +0,09 +1,33 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:01 Uhr Mo, 17:31 Uhr % YTD EUR/USD 1,0709 -0,6% 1,0747 1,0782 -5,8% EUR/JPY 137,70 +0,1% 137,46 137,49 +5,2% EUR/CHF 1,0271 -0,5% 1,0318 1,0323 -1,0% EUR/GBP 0,8511 -0,1% 0,8522 0,8519 +1,3% USD/JPY 128,59 +0,7% 127,91 127,50 +11,7% GBP/USD 1,2582 -0,6% 1,2611 1,2659 -7,0% USD/CNH (Offshore) 6,6754 +0,1% 6,6724 6,6717 +5,1% Bitcoin BTC/USD 31.564,34 -0,7% 31.626,96 30.577,73 -31,7% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 119,18 115,07 +3,6% 4,11 +63,8% Brent/ICE 124,10 121,67 +2,0% 2,43 +63,3% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.854,01 1.856,57 -0,1% -2,57 +1,3% Silber (Spot) 21,92 21,97 -0,2% -0,05 -6,0% Platin (Spot) 973,97 962,00 +1,2% +11,97 +0,4% Kupfer-Future 4,33 4,30 +0,7% +0,03 -2,7% ===
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May 31, 2022 09:45 ET (13:45 GMT)