FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem kräftigen Rücksetzer zum Wochenschluss haben die europäischen Aktienmärkte am Montag mit einer uneinheitlichen Tendenz geschlossen. Der DAX gab zwischenzeitliche deutlichere Gewinne wieder ab und schloss bei 12.273 Punkten kaum verändert. Im Tageshoch hatte der deutsche Leitindex schon bei 12.411 Punkten notiert. Für den Euro-Stoxx-50 ging es dagegen um 0,6 Prozent auf 3.357 Punkte nach unten. Teilnehmer verwiesen auf die erneut schwache Tendenz an der Wall Street. Auf die Stimmung drückten auch schwache Konjunkturdaten aus China, dort ist der Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Servicebereich im September stark gefallen und unter die Expansionsmarke von 50 gerutscht.

Der Bund-Future kam am Nachmittag ebenfalls unter Druck, die Zinsen sprangen nach oben. Hier belastete nach Aussage aus dem Handel, dass Deutschland darüber nachdenke den Plan zu unterstützen, gemeinsame EU-Schulden zur Bewältigung der Energiekrise aufzulegen.

Die Marktstrategen von Julius Bär gehen davon aus, dass sich in den kommenden Monaten in den USA der Lohndruck weiter zurückbildet und sich die Konjunkturdaten eintrüben. Dies sollte ausreichen, um die US-Notenbank zu einem Umdenken zu bewegen und in Folge zu weniger drastischen Zinserhöhungen zu veranlassen. Am Markt herrscht derzeit weiterhin die Sorge vor erneuten deutlichen Zinsschritten vor, um die Inflation in den Griff zu bekommen, was zu einer globalen Rezession führen könnte.


   "Bundesregierung verteilt erneut Subventionen mit der Gießkanne" 

Das vorgeschlagene Modell der Gaspreisbremse in Deutschland ist für Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank, aus ökonomischer Sicht keine optimale Lösung. Insbesondere die Einmalzahlung an alle Haushalte und Unternehmen funktioniere erneut nach dem Prinzip Gießkanne. Eine gute Lösung wäre es, wenn die individuellen Voraussetzungen der Gasverbraucher berücksichtigt würden. Das sei aber offensichtlich nicht umsetzbar. Immerhin gebe es nun eine Lösung, die Einsparanreize setze, insbesondere da im zweiten Schritt der Verbrauch oberhalb des Grundkontingents nicht mehr staatlich gefördert werde.

An der Börse wurden die Maßnahmen vor allem positiv für die energieintensiven Unternehmen aus der Chemie- und Stahlbranche gesehen. Je niedriger die Bundesregierung den Gaspreis für Unternehmen deckelt, desto niedriger fallen die Energiekosten für die jeweiligen Unternehmen aus was sich positiv auf die Ertragsebene auswirkt. Bei den Aktien von Covestro (+8,2%), BASF (+6,1%), Lanxess (+5,1%) und Thyssenkrupp (+4,1%) ging es deutlich nach oben. Der europäische Chemie-Sektor war mit einem Plus von 1,7 Prozent Tagesgewinner.


   Deutsche Post optimistischer 

Auf positive Resonanz traf auch, dass die Deutsche Post (+4,7%) nach einem gutem dritten Quartal die Prognose für 2022 anheben will. So hieß es von den Stifel-Analysten, dass sie mit den Q3-Zahlen ein Aufwärtsrisiko für den Ausblick sehen - wie nun von dem Konzern angekündigt. Für das Gesamtjahr peilt der Logistikkonzern bisher ein EBIT von 8,0 Milliarden Euro plus/minus 5 Prozent an, hier liegen die Analysten von Stifel mit 8,6 Milliarden Euro bereits darüber. Der Konsens erwartet 8,4 Milliarden Euro.

Fresenius Medical Care (FMC) verloren 3,0 Prozent nach einer Abstufung auf "Hold" von "Buy" durch Jefferies. Für die Mutter Fresenius (-2,3%) haben die Analysten das Kursziel gesenkt, hier lautete die Einstufung weiter "Hold".

Vantage Towers gewannen 3,5 Prozent. Einem Bericht zufolge sollen American Tower und die spanische Cellnex (+2,5%) laut Kreisen über eine Beteiligung an Vodafones (+1,0%) Funkturmtochter nachdenken, also einen Einstieg in das Bieterverfahren erwägen.


   Renault könnte Beteiligung an Nissan herunterfahren 

Die Gespräche zwischen Renault (+2,4%) und Nissan über die 6,1 Milliarden Euro schwere Beteiligung der Franzosen an dem japanischen Autohersteller könnten die Kapitalallokation von Renault verbessern, so die Analysten von Jefferies. Laut dem Wall Street Journal drängt Nissan Renault dazu, die 43-prozentige Beteiligung an der gemeinsamen Allianz zu reduzieren. Diese schränke die strategische Freiheit ein, und eine Neugewichtung sei sinnvoll, um das Kapital mit dem Umfang der Zusammenarbeit in Einklang zu bringen, so Jefferies, denn die Strategie von Nissan und Renault bei Produktmix und Endmärkten divergiere. Sollte Renault überschüssiges Kapital, das bei Nissan gebunden sei, freisetzen, wäre dies positiv für eine bessere Kapitalallokation - sei es für die Aktionäre oder für Investitionen in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen.


=== 
Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.356,88       -18,58        -0,6%         -21,9% 
Stoxx-50               3.360,52       -17,96        -0,5%         -12,0% 
Stoxx-600                390,12        -1,55        -0,4%         -20,0% 
XETRA-DAX             12.272,94        -0,06        -0,0%         -22,7% 
FTSE-100 London        6.959,31       -31,78        -0,5%          -5,3% 
CAC-40 Paris           5.840,55       -26,39        -0,4%         -18,4% 
AEX Amsterdam            641,21        -5,90        -0,9%         -19,6% 
ATHEX-20 Athen         1.960,74        +0,37        +0,0%          -8,5% 
BEL-20 Brüssel         3.363,53        -2,59        -0,1%         -22,0% 
BUX Budapest          39.091,49      -446,14        -1,1%         -22,9% 
OMXH-25 Helsinki       4.399,19        -5,92        -0,1%         -20,9% 
ISE NAT. 30 Istanbul   3.920,71        +5,42        +0,1%         +93,6% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.559,66        -4,00        -0,3%         -16,3% 
PSI 20 Lissabon        5.354,70       -41,59        -0,8%          -4,6% 
IBEX-35 Madrid         7.413,50       -23,40        -0,3%         -14,9% 
FTSE-MIB Mailand      20.912,96       +11,40        +0,1%         -23,6% 
RTS Moskau               963,30       -41,74        -4,2%         -39,6% 
OBX Oslo               1.052,34        -1,81        -0,2%          -1,5% 
PX  Prag               1.152,90       -15,84        -1,4%         -19,2% 
OMXS-30 Stockholm      1.836,91        -4,86        -0,3%         -24,1% 
WIG-20 Warschau        1.379,49       -25,72        -1,8%         -39,2% 
ATX Wien               2.747,25        -8,53        -0,3%         -28,1% 
SMI Zürich            10.262,52       -46,05        -0,4%         -20,3% 
* zu Vortagsschluss 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Mo, 8:37  Fr, 18:24    % YTD 
EUR/USD                0,9704        -0,3%     0,9724     0,9768   -14,7% 
EUR/JPY                141,37        -0,1%     141,34     141,85    +8,0% 
EUR/CHF                0,9702        +0,2%     0,9671     1,0072    -6,5% 
EUR/GBP                0,8780        +0,0%     0,8780     0,8788    +4,5% 
USD/JPY                145,71        +0,2%     145,35     145,22   +26,6% 
GBP/USD                1,1051        -0,4%     1,1075     1,1114   -18,3% 
USD/CNH (Offshore)     7,1573        +0,5%     7,1232     7,1244   +12,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             19.294,09        -1,0%  19.401,18  19.434,16   -58,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               92,27        92,64      -0,4%      -0,37   +31,1% 
Brent/ICE               97,03        97,92      -0,9%      -0,89   +31,9% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF              159,29       156,21      +2,0%      +3,08  +141,0% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.669,07     1.694,70      -1,5%     -25,63    -8,8% 
Silber (Spot)           19,66        20,13      -2,4%      -0,47   -15,7% 
Platin (Spot)          905,20       918,68      -1,5%     -13,48    -6,7% 
Kupfer-Future            3,46         3,40      +1,8%      +0,06   -21,7% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

October 10, 2022 12:07 ET (16:07 GMT)