FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter im Minus, aber erholt von den Tagestiefs zeigen sich Europas Börsen am Dinestagnachmittag. Eine Reihe unangenehmer Konjunkturbotschaften bei gleichzeitig steigenden Zinsen verdirbt die Laune. Vor allem die überraschende Zinssenkung aus China verunsichert. Der DAX fällt um 0,7 Prozent auf 15.791 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,8 Prozent nach auf 4.297 Punkte. Die Umsätze sind allerdings weiter gering. Mit dem Ferragosto-Feiertag in Italien läuft der Höhepunkt der Urlaubssaison. Die dortige Börse ist geschlossen.

Für Verkaufsdruck sorgte ein sprunghafter Lohnanstieg in Großbritannien. Er beschleunigte sich im Juni auf einen Rekordwert von 7,8 Prozent. Michael Hewson, Marktstratege bei CMC Markets, spricht daher von Druck auf die Bank of England, die Zinsen weiter zu erhöhen.

Dazu sprachen auch die US-Konjunkturdaten nicht für sinkende Zinsen: So legte der Umsatz im Einzelhandel etwas stärker zu als erwartet. Dazu stiegen auch die US-Importpreise noch deutlicher als erwartet an und die Preiskomponente im Empire State Index stieg ebenfalls kräftig. Auch in Kanada legten die Verbraucherpreise (CPI) deutlicher zu.


   Zinssenkung in China löst weltweite Konjunktursorgen aus 

Die Zinssenkung in China wird als Reaktion auf die deutliche Konjunkturabschwächung gesehen. Analysten zeigten sich teils überrascht, da man von dem Land nur punktuelle Stützungsmaßnahmen für einzelne Branchen erwartet hatte. Neben der Immobilienkrise kamen nun noch weitere schwache Daten: Die Industrieproduktion legte nur um 3,7 Prozent gegen Vorjahr zu, was deutlich weniger als im Vormonat war. Und auch der Einzelhandelsumsatz enttäuschte.

Stephen Innes, Marktstratege bei SPI-Asset-Management, fürchtet, die Senkung werde ohne zusätzliche Staatsausgaben kaum einen dauerhaften Nutzen haben. Sie könnten als Zeichen gesehen werden, dass die politischen Entscheidungsträger beginnen, den Panikknopf zu drücken.

Schwächster Sektor in Europa sind daher die Rohstoffwerte mit minus 1,7 Prozent. Hier sinkt die Hoffnung auf Nachfrage aus China weiter.


   ZEW-Index zeigt noch düstere Lage für deutsche Wirtschaft 

Schlechte Konjunkturnachrichten kommen auch vom neuen ZEW-Index. Im August brach die Einschätzung der aktuellen Lage bei den Unternehmen auf minus 71,3 ein und verschärfte sich damit. Die Konjunkturerwartung reduzierte ihr Minus leicht auf minus 12,3 nach minus 14,7 im Vormonat.

"Ungeachtet der unerwartet starken Verbesserung des ZEW-Saldos der Konjunkturerwartungen ist die konjunkturelle Perspektive weiterhin schwach", heißt es von der Helaba. Auf dem absteigenden Ast wird Deutschland auch von Moritz Kraemer gesehen: Der Chefvolkswirt der LBBW glaubt, dass das Land mittelfristig seine Top-Bonität AAA bei Gläubigern verlieren wird.

Im Minus zeigen sich die meisten Aktien im DAX: Besonders die zinsempfindlichen Immobilien- und Technologiewerte fallen, so Vonovia um 2,4 Prozent und Infineon um 1,2 Prozent. Die bösen Konjunkturaussichten setzen Titel wie BASF und Bayer bis zu 1,3 Prozent unter Druck.

Gegen den Trend um 0,9 Prozent steigen Brenntag. Sie werden gestützt von einem auf "BBB+" erhöhten Rating durch S&P Global. Adidas legen um 1,1 Prozent zu. Im Handel wird auf starke Vorlagen des japanischen Wettbewerbers Asics verwiesen. Dessen Aktien zogen deutlich an, nachdem sie den Ausblick für Umsatz und Gewinn erhöht haben.


   Marks & Spencer nach Zwischenbericht gesucht 

Für Marks & Spencers geht es in London um 7,3 Prozent nach oben. Positiv werten die Analysten von Shore den Zwischenbericht. Dieser unterstreiche die Fortschritte bei den Marktanteilen und präsentiere besser als erwartete Umsätze im Bereich Bekleidung und robuste Margen.

Auch beim dänischen Brauereikonzern Carlsberg geht es um 2 Prozent nach oben. Treiber sind gute, vorgezogene Geschäftszahlen zum ersten Halbjahr. Carlsberg sieht nun 4 bis 7 Prozent Wachstum im Jahr, zuvor waren es nur minus 2 bis plus 5 Prozent.

Thyssenkrupp Nucera profitieren von Kaufempfehlungen und legen um 1 Prozent zu. Encavis fallen um 2,7 Prozent, sie haben nach einem schwachen zweiten Quartal zwar den Ausblick bestätigt. Ihn zu erreichen setzt für die Analysten von Jefferies allerdings "normale Wetterbedingungen" für den Wind- und Solarparkbetreiber voraus.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.296,64        -0,8%        -33,59         +13,3% 
Stoxx-50                3.945,99        -0,9%        -34,96          +8,1% 
DAX                    15.791,27        -0,7%       -112,98         +13,4% 
MDAX                   27.827,59        -0,7%       -189,64         +10,8% 
TecDAX                  3.128,86        -0,6%        -19,54          +7,1% 
SDAX                   13.147,76        -0,7%        -89,46         +10,3% 
FTSE                    7.412,19        -1,3%        -94,96          +0,7% 
CAC                     7.282,78        -0,9%        -66,06         +12,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,69                      +0,05          +0,12 
US-Zehnjahresrendite        4,20                      +0,01          +0,32 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:02 Uhr  Mo, 17:03 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0938        +0,3%        1,0915         1,0908   +2,2% 
EUR/JPY                   159,11        +0,2%        158,81         158,57  +13,4% 
EUR/CHF                   0,9593        +0,2%        0,9577         0,9588   -3,1% 
EUR/GBP                   0,8598        +0,0%        0,8584         0,8613   -2,8% 
USD/JPY                   145,44        -0,1%        145,46         145,37  +10,9% 
GBP/USD                   1,2722        +0,3%        1,2708         1,2667   +5,2% 
USD/CNH (Offshore)        7,3215        +0,6%        7,2980         7,2820   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                29.366,57        -0,0%     29.332,20      29.481,76  +76,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  81,43        82,51         -1,3%          -1,08   +3,3% 
Brent/ICE                  85,44        86,21         -0,9%          -0,77   +3,4% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  38,84        34,43        +12,8%          +4,40  -56,5% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.902,64     1.908,30         -0,3%          -5,66   +4,3% 
Silber (Spot)              22,45        22,58         -0,5%          -0,12   -6,3% 
Platin (Spot)             889,80       906,50         -1,8%         -16,70  -16,7% 
Kupfer-Future               3,68         3,73         -1,2%          -0,05   -3,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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August 15, 2023 09:51 ET (13:51 GMT)