Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist mit einer klar festeren Tendenz in die neue Woche gestartet. Auftrieb erhält der Leitindex SMI - wie auch die asiatischen und anderen europäischen Börsen - aus Frankreich. Dort sind der gemässigte Emmanuel Macron und die Hardlinerin Marine Le Pen in die Stichwahl von Anfang Mai eingezogen. Die Anleger hoffen nun, dass Macron im zweiten Wahlgang gegen die antieuropäisch ausgerichtete Konkurrentin gewinnen wird. In der Schweiz gibt derweil auch der Abgang von LafargeHolcim-CEO Eric Olsen zu reden.

Der Stimmenvorsprung des Euro-Unterstützers Macron sei das "perfekte Szenario" für die Märkte, so ein Händler. Das gute Abschneiden habe auch das Albtraum-Szenario einer möglichen Stichwahl zwischen den beiden Euro-Gegnern Le Pen und Jean-Luc Mélenchon verhindert. Aber auch wenn sich die Meinungsforschungsinstitute weitgehend einig sind, sollte ein Wahlsieg von Emmanuel Macron nicht als in Stein gemeisselt betrachtet werden, warnt ein anderer Kommentator. Denn je besser es Marine Le Pen gelinge, ihre eigenen Wähler zu mobilisieren, umso besser stünden ihre Siegchancen.

Der Swiss Market Index (SMI) klettert bis um 09.30 Uhr um 1,25% auf 8'661,16 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gewinnt 1,49% auf 1'386,08 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,15% auf 9'757,66 Stellen. Auch der Euro erhält Auftrieb und ist zum Schweizer Franken phasenweise über die Marke von 1,08 gestiegen (aktuell: 1,0792). Auf der anderen Seite gibt der Schweizer Obligationenmarkt, gemessen am Conf Future (-86 BP), deutlich nach.

Von den 30 wichtigsten Titeln im SMI/SLI stehen aktuell alle bis auf die kurz vor der Übernahme stehende Actelion (-0,1%) im Plus. Zu den Profiteuren des Wahlausgangs in Frankreich zählen am Schweizer Markt etwa die Banken UBS (+3,7%), CS (+3,4%), und Julius Bär (+1,7%). Die Banken erhalten zudem Unterstützung von einer Hochstufung des europäischen Bankensektors durch Kepler. Die Analysten behalten dabei CS auf ihrer "Sector Most Preferred"-Liste.

Nebst den Banken liegen auch Zykliker wie Adecco (+2,0%), ABB (+2,2%) und Richemont (+2,6%) im Trend. Und auch Novartis (+1,1%) setzen zu einem grösseren Sprung an. Der Pharmakonzern hat mit neuen Daten zum MS-Mittel Gilenya dessen Wirksamkeit untermauert und für die Biosimilar Rituximab und Etanercept der Generika-Tochter Sandoz in Europa die Zulassungsempfehlung erhalten. Rituximab könnte als Biosimilar zum Roche-Medikament MabThera/Rituxan auf den Markt kommen, was den Genussscheinen (+0,5%) etwas den Wind aus den Segeln nimmt.

Das dritte Schwergewicht Nestlé liegt mit 0,8% gut im Plus. Société Générale hat das Kursziel für die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns leicht angehoben und die Kaufempfehlung bestätigt. Der neue CEO Mark Schneider habe ein beeindruckendes Debut hingelegt, schreiben die Experten. Allerdings würden die eingeleiteten Restrukturierungen noch Zeit beanspruchen.

LafargeHolcim (+0,9%) halten nicht ganz mit dem Gesamtmarkt mit. Der CEO-Rücktritt hat mit der Affäre um das syrische Lafarge-Zementwerk zu tun. Zwar legt der Verwaltungsrat Olsen nach eingehender Prüfung kein Fehlverhalten zur Last, doch wolle man mit dem Schritt Ruhe in das Unternehmen bringen, wird der Abgang begründet. Analysten beurteilen die Entwicklung kritisch: Der Rücktritt sei ein "weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Selbstzerstörung von LafargeHolcim", heisst es etwa bei Bernstein.

Syngenta (Aktie: +0,7%) hat am Montag die Angaben zum ersten Quartal gemacht und dabei einen leichten Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Vielmehr dürfte aber der Stand der Übernahme durch Chemchina interessieren. CEO Erik Fyrwald zeigt sich zuversichtlich, dass der Deal noch im Mai über die Bühne gehen wird. Die Übernahme von Actelion (-0,1%) durch den US-Konzern Johnson & Johnson ist bereits so gut wie vollzogen. Nach Ablauf der Nachfrist hält J&J weit über 90% am Allschwiler Pharmaunternehmen.

Im breiten Markt hat die Glarner Kantonalbank Quartalszahlen vorgelegt und dabei den Wachstumskurs im laufenden Jahr fortgesetzt. Die Aktien avancieren mit 1,5%. Panalpina (+0,7%) setzt derweil die starke Aufwärtsbewegung vom vergangenen Freitag nach Zahlen moderat fort und profitieren von einer weiteren Kurszielerhöhung.

Grössere Einbussen sind nach einer zuletzt starken Kursentwicklung bei Von Roll (-4,2%) oder etwa bei den ex-Dividende gehandelten Bank Coop- (-3,0%) sowie Flughafen Zürich-Aktien (-1,4%) zu sehen.

mk/rw