BRÜSSEL (dpa-AFX) - Landwirte in Europa könnten einer Studie zufolge durch künftige Freihandelsabkommen teils unter Druck geraten. Vor allem für Rindfleischproduzenten bestehen Risiken durch zunehmende Importe und fallende Preise in den kommenden Jahren, wie es in einer Analyse heißt, die die EU-Kommission am Dienstag beim Treffen der EU-Agrarminister vorstellte. In Handelsverhandlungen müsse daher darauf geachtet werden, diese Branchen besonders zu schützen.

Die EU-Staaten hatten die Brüsseler Behörde beauftragt, zwölf Freihandelsabkommen auf ihre möglichen Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Europa zu untersuchen. Dazu zählen das kürzlich abgeschlossene Ceta-Abkommen mit Kanada und das umstrittene TTIP-Abkommen mit den USA. Außerdem wurden unter anderem Abkommen mit Japan, Thailand und Indonesien berücksichtigt, über die derzeit noch verhandelt wird.

Insgesamt überwiegen aus Sicht der Brüsseler Behörde die Vorteile für die europäische Agrarbranche durch Freihandelsabkommen. Zuwächse erwartet sie demnach etwa im Milch- und Schweinefleischsektor - also in zwei Bereichen, die zuletzt stark unter einer Marktkrise mit Überangeboten und Niedrigpreisen zu kämpfen hatten. Vor allem in Japan, den USA und Südamerika bestehen demnach hier für europäische Produzenten Chancen.

Die Umweltorganisation Friends of the Earth forderte, die Landwirtschaft aus Freihandelsabkommen auszuklammern, um regionale, nachhaltig arbeitende Produzenten zu stärken. Die Studie belege, dass ganze EU-Agrarsektoren durch die Verträge bedroht seien.

Nach Ansicht der EU-Kommission spielen Handel und Export für die europäische Landwirtschaft eine immer wichtigere Rolle. Im September erreichten Agarexporte aus der EU mit knapp 11,5 Milliarden Euro einen neuen Höchststand. Insgesamt beliefen sich die Agrarexporte im vergangenen Jahr auf rund 130 Milliarden Euro. Der Wert der Importe lag bei 112 Milliarden Euro./asa/DP/jha