Frankfurt (Reuters) - In Erwartung einer Zinserhöhungspause der US-Notenbank Fed haben sich Anleger am Dienstag mit Aktien eingedeckt.

Dax und EuroStoxx50 stiegen um jeweils ein knappes Prozent auf 16.230,68 beziehungsweise 4350,92 Punkte. An der Wall Street markierte der breit gefasste Index S&P 500 mit 4374,66 Zählern zeitweise den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Der Euro zog um 0,3 Prozent auf 1,0790 Dollar an.

Genährt wurden die Spekulationen von einer Abkühlung der US-Inflation. Die Teuerungsrate sank im Mai überraschend deutlich auf vier Prozent. "Die Fed wird voraussichtlich in diesem Monat eine Pause einlegen und die Tür für eine Erhöhung im Juli offenlassen", prognostizierte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan. Die US-Notenbanker beraten am Mittwoch über ihre Geldpolitik. Bei der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag steht dagegen nach einhelliger Einschätzung der Investoren eine weitere Zinserhöhung um einen Viertel Prozentpunkt auf der Tagesordnung.

BOE VOR WEITERER ZINSERHÖHUNG? - PBOC AUF ZINSSENKUNGSKURS

Einen Dreh an der Zinsschraube erwarteten Investoren auch von der Bank von England (BoE) in der kommenden Woche, nachdem die Löhne in den vergangenen Monaten überraschend deutlich um 7,2 Prozent gestiegen waren. "Wir bewegen uns im Territorium einer Lohn-Preis-Spirale", warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

Die Zinsspekulationen verhalfen dem Pfund Sterling zu einem Kursplus von 0,8 Prozent auf 1,2605 Dollar. Britische Staatsanleihen flogen dagegen aus den Depots. Dies trieb die Rendite der zweijährigen auf bis zu 4,884 Prozent, den höchsten Stand seit 15 Jahren.

Die People's Bank of China (PBoC) lockerte dagegen ihre Geldpolitik, um die Wirtschaft anzukurbeln. Medienberichten zufolge plant die Regierung in Peking weitere Maßnahmen, um der Konjunktur unter die Arme zu greifen. Das nährte Hoffnungen auf eine anziehende Rohstoff-Nachfrage aus der Volksrepublik. Das Industriemetall Kupfer kletterte um 1,8 Prozent auf 8463 Dollar je Tonne und die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 3,3 Prozent auf 74,24 Dollar je Barrel (159 Liter). Bei US-Aktien chinesischer Firmen griffen Investoren ebenfalls zu. So rückten die Titel des Online-Händlers Alibaba oder des Internet-Konzerns Baidu bis zu sechs Prozent vor.

ANLEGER HONORIEREN ZUKAUF VON DÜRR

Am deutschen Aktienmarkt gehörte Dürr mit einem Kursplus von sechs Prozent zu den Favoriten. Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Helvea Bank lobte die 480 Millionen Euro schwere Übernahme von BBS durch den Maschinenbauer. Der Automatisierungsspezialist passe gut zu Dürr. Dies gelte für die Produkte, die Wachstumsaussichten und die Ertragskraft. Er bekräftige daher seine Kaufempfehlung.

In den USA rücke AMD ins Rampenlicht. Der Halbleiter-Konzern will mit einem speziellen "Superchip" für Künstliche Intelligenz (KI) den Branchenführer in diesem Bereich, NVidia herausfordern. AMD stiegen an der Wall Street zunächst auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 132,83 Dollar, notierten zuletzt allerdings kaum verändert bei 129,25 Dollar.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)