Zürich (awp/sda/awp) - Donnerstag, 21. Juni 2018

GELDPOLITK: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleibt bei ihrer Politik der ruhigen Hand. Sie bekräftigt ein weiteres Mal ihre lockere Geldpolitik, wie sie seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses gilt. Der Franken ist in den Augen der Währungshüter nach wie vor "hoch bewertet", Inflationsrisiken sehen sie keine. Sorgen bereitet ihr aber der Immobilienmarkt. Zur Schwächung des Schweizer Frankens setzt die SNB damit weiter auf Negativzinsen und die Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen. Die Notenbank verlangt von Banken unverändert 0,75 Prozent Negativzinsen für Sichteinlagen über einem bestimmten Freibetrag, und das Zielband für den Dreimonats-Libor wurde zwischen -1,25 und -0,25 Prozent belassen.

AUSSENHANDEL: Die Schweizer Exporte haben sich im Mai 2018 positiv entwickelt. Ein gleichzeitig stärker gestiegener Import liess das Handelsbilanzsaldo etwas tiefer ausfallen. Vor allem die Chemie- und Pharmabranche sowie die Fahrzeugindustrie kurbelten den Handel in beide Richtungen an. Die Uhrenexporte wiesen bereinigt einen Rückgang aus, unbereinigt resultierte ein erneuter Anstieg. Auf saisonbereinigter Basis stiegen die Exporte im Mai nominal um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat auf 19,6 Milliarden Franken. Real stagnierten die Exporte. Bei den Importen resultierte derweil ein deutlicheres Plus von 3,8 Prozent auf 17,3 Milliarden Franken (real +3,1 Prozent). Der Handelsbilanzüberschuss fiel entsprechend mit 2,26 Milliarden Franken tiefer aus als im Vormonat (2,72 Mrd.).

LÖHNE: Die Lohnschere zwischen den höchsten und tiefsten Löhnen in der Schweiz ist im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. Allerdings gingen erneut die höheren Löhne überwiegend an Männer. Die Unia fordert mehr Tempo und verstärkte Lohnkontrollen. Für die Gewerkschaften geht die Anpassung der Lohngefälle in Schweizer Unternehmen zu langsam vorwärts. Fünf Jahre nach Annahme der Abzocker-Initiative habe sich an den exorbitanten Managerlöhnen wenig geändert, kommentierte Unia die am Donnerstag veröffentlichte Studie.

BANKEN: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) attestiert den hiesigen Grossbanken knapp zehn Jahre nach der UBS-Rettung eine klare Verbesserung der Eigenkapitalsituation und damit ihrer Widerstandskraft in Krisensituationen. Trotzdem sieht sie weiteren Handlungsbedarf: Einerseits sollen UBS und Credit Suisse die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) weiter erhöhen, andererseits möchten die Währungshüter weitere Fortschritte bei den Plänen der Banken zur Abwicklung im Krisenfall sehen.

KERNKRAFTWERKE: Der Weg ist frei für die erste Stilllegung eines AKW in der Schweiz: Der Berner Energiekonzern BKW hat vom Bund die Stilllegungsverfügung für das Kernkraftwerk Mühleberg erhalten. Das AKW soll am 20. Dezember 2019 vom Netz gehen. Dass das mittlerweile über 46-jährige AKW vor den Toren der Stadt Bern stillgelegt werden soll, hat die BKW bereits im Jahr 2013 entschieden, weil sich eine Nachrüstung finanziell nicht mehr lohne.

GELDPOLITIK: Angesichts des Konjunktureinbruchs zu Jahresbeginn scheut die britische Notenbank vor einer Zinserhöhung vorerst zurück. Sie beliess den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Zentralbankgeld am Donnerstag bei 0,5 Prozent. Die Entscheidung dazu fiel jedoch nicht einstimmig: Drei der neun Währungshüter votierten für eine Erhöhung - darunter Chefvolkswirt Andy Haldane. Experten hatten nur mit zwei Gegenstimmen gerechnet. Die zunehmende Zahl der Befürworter einer Zinserhöhung in den Reihen der Notenbank dürfte Markterwartungen schüren, dass die Zinsen womöglich im August angehoben werden.

GRIECHENLAND: Deutschland ist einer der grössten Profiteure der Milliardenhilfen zur Rettung Griechenlands und hat seit dem Jahr 2010 insgesamt mindestens 2,9 Milliarden Euro an Zinsgewinnen verdient. Das geht aus einer Antwort der deutschen Regierung auf eine Anfrage der Grünen hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Der Regierungsantwort zu Folge gab es seit 2010 vor allem Gewinne aus Ankäufen griechischer Staatsanleihen im Rahmen des "Securities Market Programme" (SMP) der Europäischen Zentralbank (EZB), die bei der Bundesbank anfielen und dem Bundeshaushalt überwiesen wurden. Auch die Bundesbank kaufte die Staatspapiere. Die Gewinne ergeben sich vor allem aus den Zinszahlungen für das Halten der Anleihen.

HANDELSSTREIT: Nach der Einführung von US-Zöllen auf europäischen Stahl hat Handelsminister Wilbur Ross einheimische Hersteller wegen Preiswucher-Vorwürfen ins Visier genommen. Es liefen Untersuchungen, ob einige Marktteilnehmer die Zölle für "ungerechtfertigte Preistreiberei" genutzt hätten, sagte er am Mittwoch vor dem Finanzausschuss des Senats. "Es gibt keinen Grund, den Stahlpreis um weit mehr als die Prozentzahl des Zolls anzuheben und dennoch geschieht es", klagte Ross.

AUTOINDUSTRIE: Der deutsche Autokonzern Daimler hat wegen des US-chinesischen Handelsstreits eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr herausgegeben. Die höheren chinesischen Zölle für in den USA hergestellte Autos könnten nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden, erklärte der Konzern am Mittwochabend in einer Pflichtmitteilung. Zudem werde man wegen der Abgaben wohl weniger Geländewagen in der Volksrepublik als erwartet verkaufen.

RÜCKTRITT: Intel-Chef Brian Krzanich hat seinen Job wegen einer früheren Mitarbeiter-Beziehung verloren. Der 58-Jährige reichte seinen Rücktritt ein, nachdem der Chipkonzern von der Affäre erfuhr. Der bisherigen Finanzchef Robert Swan übernimmt mit sofortiger Wirkung den Chefposten und den Sitz im Verwaltungsrat, wie Intel am Donnerstag im kalifornischen Santa Clara mitteilte. Es sei zunächst eine Übergangslösung. Eine interne Untersuchung habe zwar ergeben, dass die Beziehung einvernehmlich war, Krzanich habe damit jedoch gegen den Verhaltenskodex verstossen, hiess es. Der 58-Jährige ist seit 1982 für Intel tätig, 2015 war er zum Vorstandschef ernannt worden. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.