Bern (awp/sda) - Donnerstag, 1. Juni 2017

SCHWACHES WACHSTUM: (Bern) Der Konsum hat im ersten Quartal 2017 erstmals seit langem nicht als Konjunkturstütze gewirkt. Das Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) lag nur 0,3 Prozent über dem Vorquartal. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) legte der private Konsum nur 0,1 Prozent zu gegenüber dem Vorquartal und war damit deutlich schwächer als im langjährigen Mittel. Die Konsumausgaben des Staates sowie die Bauinvestitionen stiegen moderat um 0,4 Prozent. Während die Binnennachfrage schwächelte, legten die Warenexporte mit 3,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal deutlich zu. Die grössten Impulse kamen einmal mehr von den Chemie- und Pharmaerzeugnissen. Nach zwei negativen Quartalen erhöhten sich die Dienstleistungsexporte um 3,2 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresquartal legte das BIP real 1,1 Prozent zu. Für das laufende Jahr rechnet das Seco mit einem BIP-Wachstum von 1,6 Prozent.

STELLENABBAU: (Zug) Landis+Gyr baut am Hauptsitz in Zug bis zu 60 Stellen ab. Im Gegenzug werden in Prag und in Nürnberg neue Teams aufgebaut. Dies teilte das Unternehmen mit. Landis+Gyr ist die Schweizer Stromzähler-Tochter es angeschlagenen japanischen Industriekonzerns Toshiba. Der Konzern sucht derzeit für seine Tochter einen Käufer. Die Neuorganisation ist für die nächsten 12 Monate geplant. Die Sozialpartner sind informiert. Für Mitarbeiter, die betroffen sind, besteht ein Sozialplan.

MEHR PASSAGIERE: (Zürich) Nach dem Taucher im Vorjahr geht es beim Reiseveranstalter Hotelplan Suisse wieder aufwärts. Dank Frühbuchern liegt die Passagierzahl deutlich höher als im vergangenen Jahr, als Terroranschläge die Touristen abgeschreckt hatten. Der Umsatz liegt rund 7 bis 9 Prozent über dem Stand von vor zwölf Monaten. Die Zwischenbilanz des laufenden Geschäftsjahres 2016/17 (per Ende Oktober) ist gemäss Unternehmensangaben positiv. Im Winter standen die Langstreckendestinationen Nordamerika, Ozeanien und Afrika sowie Schifffahrten hoch im Kurs. Und für die anstehenden Sommerferien stehen griechische Inseln, Spanien und Zypern an der Spitze bei den Badeferien. Im vergangenen Geschäftsjahr 2015/16 tauchte der verrechnete Umsatz um 10,5 Prozent auf 575 Millionen Franken.

KAPSEL-STREIT: (Freiburg / Vevey) Nestlé hat eine Niederlage in einem Kaffeekapsel-Streit mit dem Konkurrenten Ethical Coffee Company (ECC) erlitten. Damit Nespresso seine Kaffeemaschinen nicht so bauen kann, dass keine anderen Kapseln in die Maschinen passen, hat die Kaffeekapselherstellerin Ethical Coffee Company mit juristischen Mitteln vorgesorgt: ECC hält Urheberrechte an den Änderungen in den Nespresso-Maschinen, dem sogenannten Harpunen-Mechanismus. Dieser sollte den Gebrauch von Kapseln aus anderen Materialien verhindern. Bereits vor acht Jahren hat Nestlé einen Antrag auf Widerruf dieses Harpunen-Patents eingereicht. Das Europäische Patentamt (EPA) hat jetzt in zweiter Instanz den Antrag von Nestlé/Nespresso auf Widerruf des Harpunen-Patents von ECC abgewiesen.

UNZULÄSSIGE PREISVORGABEN: (Bern) Der Garten-, Forst- und Landmaschinenbauer Husqvarna hatte seinen Schweizer Händler bei den Rasenmährrobotern unzulässige Preisvorgaben gemacht. Darum muss das Unternehmen mehr als eine halbe Million Franken Busse bezahlen. Nachdem die Wettbewerbskommission Weko eine Untersuchung eröffnet hatte, hat sich Husqvarna Schweiz selber angezeigt. Das kooperative Verhalten hatte eine Sanktionsmilderung zur Folge. Nebst der Busse von 656'667 Franken hat sich Husqvarna zu einer einvernehmlichen Regelung verpflichtet, wonach den Schweizer Fachhändlern weder direkt noch indirekt Mindest- oder Festverkaufspreise vorgegeben werden. Die Preisempfehlungen müssen explizit als unverbindlich deklariert werden.

EINKAUF: (Aarburg AG) Die zur Artemis-Gruppe gehörende Franke Gruppe hat eine Mehrheitsbeteiligung an der russischen Elikor übernommen, einer Herstellerin von Dunstabzugshauben. Elikor soll durch eine Zusammenarbeit mit der italienischen Franke-Tochter Faber seine Stellung in Russland stärken und die Produktpalette weiter ausbauen, teilte Franke mit. Zu den finanziellen Bedingungen der Übernahme werden keine Angaben gemacht.

ÜBERRASCHENDES WACHSTUM: (Rom) Die italienische Wirtschaft ist im ersten Quartal überraschend kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) legte von Januar bis März um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu. Das Statistikamt Istat korrigierte damit die ursprüngliche Schätzung von 0,2 Prozent merklich nach oben. Ende 2016 hatte es zu einem Plus von 0,3 Prozent gereicht. In der Eurozone insgesamt fiel das Plus mit 0,5 Prozent noch etwas grösser aus. Getragen wurde das Wachstum in Italien vor allem von kauffreudigen Konsumenten, während Aussenhandel und Investitionen bremsten.

RETTUNGSPLAN GEBILLIGT: (Brüssel) Die EU hat sich mit der italienischen Regierung auf den Weg zur Rettung der Krisenbank Monte dei Paschi di Siena verständigt. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager habe eine "Grundsatzeinigung" mit dem italienischen Finanzminister Pier Carlo Padoan zu dem Sanierungsplan erzielt, teilte die EU-Kommission mit. Die Banca Monte dei Paschi di Siena ist Italiens drittgrösste Bank. Das älteste Geldinstitut der Welt ächzt unter einem riesigen Berg fauler Kredite. Die Vereinbarung erlaube dem italienischen Staat nun eine Kapitalspritze, "wobei die Lasten für den italienischen Steuerzahler begrenzt werden", erklärte Vestager.

KAUF GEPLATZT: (Amsterdam) Der US-Konzern PPG verliert nach erbittertem Widerstand die Lust am 26 Milliarden Euro schweren Kauf des Farbenherstellers Akzo Nobel. PPG werde keine offizielle Übernahmeofferte für Akzo Nobel abgeben, teilte die US-Firma mit. Die Spitzen des niederländischen Konzerns hätten jegliche Gespräche verweigert und auch Anrufe und Briefe nicht beantwortet, sagte PPG-Chef Michael McGarry. Durch die Fusion wäre ein neuer Weltmarktführer für Farben- und Lacke entstanden. Vollkommen sicher sind die Niederländer damit aber nicht vor PPG. Die Firma aus Pittsburgh darf in sechs Monaten einen neuen Versuch starten.

VERLUST VERRINGERT: (New York) Der Fahrdienst-Vermittler Uber wächst trotz aller Negativ-Schlagzeilen weiter schnell - aber verliert auch nach wie vor viel Geld. Im ersten Vierteljahr 2017 steigerte Uber den Umsatz im Vergleich zum Quartal davor um 18 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar. Das Verlust betrug dabei 708 Millionen Dollar nach 991 Millionen im Vorquartal, wie das Unternehmen dem "Wall Street Journal" offenlegte. Zuletzt geriet das wegen seiner aggressiven Firmenkultur und Wachstumsstrategie ohnehin umstrittene Unternehmen wegen verschiedener rechtlicher Konflikte und Sexismus-Vorwürfen immer stärker in die Kritik.

MEHR JOBS: (Washington) Die US-Firmen haben im Mai deutlich mehr Personal eingestellt als erwartet. Es entstanden 253'000 neue Jobs, wie der Personaldienstleister ADP zu seiner Umfrage unter Privatunternehmen mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 185'000 Stellen gerechnet, nachdem im April 174'000 Arbeitsplätze entstanden waren. Die US-Notenbank sieht bei einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,4 Prozent ihr Ziel der Vollbeschäftigung praktisch erreicht. Mit Spannung blicken Experten nun auf den am Freitag anstehenden Arbeitsmarktbericht der Regierung, der neben Jobs in der Wirtschaft auch Stellen im Staatssektor umfasst.

ETWAS MEHR SCHWUNG: (New York) Die US-Industrie hat im Mai überraschend etwas an Schwung gewonnen. Der Einkaufsmanagerindex kletterte um 0,1 auf 54,9 Punkte, wie aus der Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Das Barometer signalisiert ab 50 Punkten Wachstum. Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 54,5 Zähler gerechnet. Die Unternehmen stellten mehr Mitarbeiter ein und erhielten mehr Aufträge als zuletzt. "Die Stimmung ist weiterhin als solide zu bezeichnen", sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf. Die weltgrösste Volkswirtschaft war im ersten Quartal nur relativ schwach gewachsen. Viele Experten trauen ihr aber für den Rest des Jahres eine höhere Dynamik zu.

VIER ZINSSCHRITTE: (Seoul) Die US-Notenbank Fed wird die Zinsen in diesem Jahr nach Einschätzung eines einflussreichen Mitglieds drei oder viermal anheben. Er sehe drei Anhebungen für dieses Jahr als das Basis-Szenario an, sagte der Präsident des Fed-Ablegers von San Francisco, John Williams, in Seoul. Vier Zinsschritte könnten angemessen sein, sollte die US-Wirtschaft einen unerwarteten Schub bekommen. Es gebe Potenzial für Aufwärtsentwicklungen in der Wirtschaft, sagte Williams. Die Fed hatte die Zinsen im März angehoben und zwei weitere Erhöhungen für dieses Jahr in Aussicht gestellt.

RÜCKGANG: (Washington) In den USA sind die Bauausgaben im April so stark gesunken wie seit einem Jahr nicht mehr. Sie schrumpften um 1,4 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium mitteilte. Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet, nachdem es im Vormonat einen Anstieg um revidiert 1,1 Prozent auf das Rekordniveau von 1,24 Billionen Dollar gegeben hatte. Sowohl der Staat als auch private Bauherren reduzierten ihre Investitionen.

WIEDER WACHSTUM: (Brasília) Erstmals seit zwei Jahren ist Brasiliens Wirtschaft wieder gewachsen. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) legte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 1,0 Prozent zu, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaft um 3,6 Prozent geschrumpft, im Jahr 2015 sogar um 3,8 Prozent. Analysten rechnen mit einem Gesamtzuwachs von 0,5 Prozent in diesem Jahr. Präsident Michel Temer hatte schon am Dienstag gejubelt, das Land habe "das Ende der schlimmsten Rezession in der Geschichte" erreicht. Temer kann gute Nachrichten gebrauchen: Er steht wegen Korruptionsvorwürfen massiv unter Druck, lehnt einen Rücktritt aber ab. Offiziell ist eine Rezession nach zwei Wachstumsquartalen in Folge beendet.

LEITZINS GESENKT: (Brasilia) Brasiliens Nationalbank hat die Leitzinsen auf den tiefsten Stand seit über drei Jahren gesenkt. Die Entscheidung der neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses sei einstimmig gewesen, teilte die Notenbank mit. Das Gremium reduzierte den Schlüsselzins um 100 Basispunkte auf 10,25 Prozent. Analysten hatten auch mit einer Senkung in diesem Umfang gerechnet. Brasilien steckt in einer Wirtschaftskrise fest. Das Bruttoinlandprodukt der grössten Volkswirtschaft Lateinamerikas schrumpfte im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent.

AUF 7-MONATS-HOCH: (Peking) Ein überraschender Schachzug der chinesischen Zentralbank hat den Kurs des Yuan auf ein Sieben-Monats-Hoch getrieben. Die People's Bank of China (PBoC) senkte den Dollar-Referenzkurs, den die chinesische Währung nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschreiten darf, um 0,8 Prozent auf 6,809 Yuan. Daraufhin verbilligte sich die US-Valuta an der Börse um bis zu 0,4 Prozent auf 6,7878 Yuan. Börsianern zufolge verstärkten Dollar-Verkäufe staatlicher Banken diesen Trend. Im weniger stark regulierten sogenannten Offshore-Handel an den Börsen in Hongkong und Frankfurt war der Dollar mit 6,7242 Yuan zeitweise so billig wie zuletzt vor knapp acht Monaten.

MEHR EXPORTIERT: (Seoul) Die weltweite Konjunkturbelebung hat Südkoreas Exportwirtschaft im Mai angekurbelt. Die Ausfuhren legten um 13,4 Prozent verglichen mit dem Vorjahr zu, wie das Handelsministerium mitteilte. Das war der siebte Monat in Folge mit Zuwächsen. Vor allem das Geschäft mit Kunden aus der Europäischen Union lief gut: Hier schnellten die Ausfuhren um mehr als ein Fünftel nach oben. Nach China verkauften die Unternehmen 7,5 Prozent mehr, in die USA dagegen 1,9 Prozent weniger. Das Land ist Heimat von weltweit führenden Produzenten von Smartphones, Displays, Halbleitern, Autos und Schiffen.