BERLIN (dpa-AFX) - Angesichts des Frühlingswetters warnt die Bundesregierung die Bürger, im Kampf gegen das Coronavirus auch über Ostern unbedingt die Kontaktverbote einzuhalten. "Wir müssen weiter alles tun, um eine zu schnelle Ausbreitung in Deutschland zu vermeiden. Das gilt leider auch für die Ostertage - so bitter das für viele Familien und Freundeskreise ist", sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Er fügte mahnend hinzu, ein Blick über unsere Grenzen zeige noch viel dramatischer als bei uns, wie tödlich das Coronavirus sei.

Maas zeigte sich zugleich beeindruckt, wie konsequent sich die große Mehrheit der Menschen in Deutschland bisher an die Regeln zur Kontaktvermeidung halte. "Das zeigt auch, wie groß der Gemeinsinn und die Solidarität in unserem Land sind. Genau darauf müssen wir aufbauen, um so gut wie möglich durch diese Krise zu kommen."

Die Kontaktverbote werden die Bundesbürger aber angesichts des erwarteten frühlingshaften Wetters in der Karwoche vor besondere Herausforderungen stellen. Fast überall im Land werden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) Frühlingstemperaturen jenseits der 20-Grad-Marke erwartet, entlang des Rheins sogar bis zu 24 Grad.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in ihrem wöchentlichen Podcast die Menschen aufgefordert, sich an die Leitlinien für das reduzierte öffentliche Leben und die Einschränkung der Kontakte zu halten. "Wir alle werden eine ganz andere Osterzeit erleben als je zuvor." In Deutschland gelten zurzeit umfassende Kontaktsperren für die Bürger, außerdem sind unter anderem Restaurants, Theater, Kinos sowie Spielplätze und viele Geschäfte geschlossen. Auch auf "überregionale tagestouristische Ausflüge" sollte verzichtet werden. Einige Bundesländer kontrollieren solche Tagesausflügler verstärkt.

Erste Angaben der Polizei vom Samstag lassen hoffen. So wurden in Rheinland-Pfalz zunächst nur wenige Verstöße gegen das Kontaktverbot registriert, ebenso im Saarland - zwei Länder, die durch die Nähe zu Hochrisikoregionen in Frankreich von der Corona-Krise besonders betroffen sind. Auch die Menschen in Hessen und Mecklenburg-Vorpommern hielten sich nach Einschätzung der Polizei zunächst weitgehend an die Kontaktbeschränkungen.

Ausnahmen gibt es aber immer wieder: Im nordrhein-westfälischen Düsseldorf lösten Ordnungsdienst und Polizei eine Menschenmenge auf. Rund 200 Menschen hatten sich am Samstag an der Rheintreppe in der Altstadt angesammelt und jeweils in Zweiergruppen das Wetter genossen, wie ein Stadtsprecher am Sonntag sagte. Allerdings sei so der gebotene Mindestabstand nicht mehr eingehalten worden.

Nach der Corona-Krise will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mit Steuersenkungen und Innovationsanreizen in der Automobilindustrie die Konjunktur ankurbeln. Der CSU-Vorsitzende sagte der "Bild am Sonntag", der Solidaritätszuschlag solle ganz abgeschafft und früher umgesetzt werden. Zudem sollte der Staat den Kauf umweltfreundlicher Fahrzeuge massiv unterstützen. Söder, in dessen Bundesland große Autobauer angesiedelt sind, sprach von einem "vitalen Konjunkturprogramm".

Die Grünen warfen unterdessen Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schwere Versäumnisse bei der Beschaffung von Mundschutz, Schutzkleidung und Medikamenten vor. Die massive Konkurrenz auf dem Weltmarkt erhöht den Druck, auch solche Billigprodukte wieder in Deutschland und Europa herzustellen.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Deutschland könnte in Zusammenarbeit mit unseren europäischen Nachbarn binnen kürzester Zeit eine Pandemiewirtschaft auf den Weg bringen, weil so viele Firmen Gewehr bei Fuß stehen." Sie fügte hinzu: "Es wäre eigentlich der Job des Bundeswirtschaftsministers, die Akteure zusammenzutrommeln, ihre Initiative zu unterstützen und mit Abnahme-Garantien auch für die Zukunft für Investitionssicherheit zu sorgen."

Das Ministerium verwies darauf, dass die Federführung für die zentrale Beschaffung von Schutzausrüstung und die Koordination von Unterstützungsangeboten bei der Produktionsumstellung bei Gesundheits- und Innenministerium liege. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuvor angekündigt, eine heimische Produktion von Schutzmasken aufbauen zu wollen. Derzeit liefen Gespräche mit Firmen aus Maschinenbau und Textilindustrie.

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak plädierte dafür, "dass wir nach der Krise genau überlegen, was wir in Deutschland selbst herstellen müssen, um im Ernstfall noch handlungsfähiger zu sein". Man müsse "an der ein oder anderen Stelle industriepolitisch noch einmal grundsätzlich neu nachdenken", sagte er dem "Iserlohner Kreisanzeiger" (Samstag). Vor allem Schutzkleidung und Atemmasken müssen zu großen Teilen auf dem Weltmarkt beschafft werden, auf dem enorme Konkurrenz herrscht.

Unterdessen sind rund drei Wochen nach Beginn der Rückholaktion der Bundesregierung 200 000 wegen der Corona-Krise im Ausland gestrandete Deutsche wieder zu Hause. "Das war nicht immer einfach und hat stellenweise etwas geruckelt, wie man es in dieser schwierigen Zeit auch erwarten kann", sagte Maas der dpa. Die 200 000 Touristen sind den Angaben zufolge in 20 Tagen aus 57 Ländern zurückgeholt worden. 40 000 Deutsche warteten noch auf ihre Rückreise, die meisten davon in Neuseeland, Südafrika und Peru./rm/sk/mfi/szam/DP/nas