Von Hans-Joachim Koch

FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einer am oberen Ende gesenkten Prognosespanne für den Cloudumsatz im Gesamtjahr und einem aus Analystensicht wohl eher solide als überzeugend eingeschätzten Wachstum der Erlöse im zweiten Quartal hat SAP die Cloudeuphorie etwas gedämpft. Doch Finanzvorstand Dominik Asam sieht dennoch positive Signale, wie er im Gespräch mit Dow Jones Newswires sagte.

Gerade der Blick nach vorne, auf den Auftragsbestand (Current Cloud Backlog), zeige ein anhaltend hohes Niveau. Dieser Wert, der die gesicherten Aufträge auf Sicht eines Jahres beziffert, kletterte um ein Viertel auf 11,54 Milliarden Euro. Das Umsatzwachstum im Quartal habe sich auf dem Niveau des ersten Quartals gehalten, was zusammen mit der deutlich gestiegenen Rentabilität zeige, wie widerstandsfähig das Geschäftsmodell sei, sagte Asam.

Neues Umsatzpotenzial sieht er durch die Künstliche Intelligenz, die SAP zunehmend in seine Applikationen integrieren wird. Derzeit werden Pakete an Premiumangeboten mit KI-Funktionen geschnürt, die dann sukzessive in den Vertrieb kommen. Erste Volumina werden daher ab dem kommenden Jahr sichtbar werden. Aber bereits jetzt seien erste "Vorläufer in der Welle" erkennbar: Denn Kunden sehen das Rise-Programm von SAP als Einstieg in die Zukunft. Dieses Programm, mit dem Kunden in die Cloud gehen, soll nun in einer Premium-Version mit Künstlicher Intelligenz aufgerüstet werden. Mit dem frühzeitigen Umstieg in die Cloud ergäben sich somit bessere Möglichkeiten für die Unternehmen, zügig auf KI-Elemente zuzugreifen.

Regional zeigte das Cloud-Geschäft im zweiten Quartal zwei Seiten. In den Regionen Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) sowie Asien-Pazifik Japan (APJ) waren die Zuwächse mit 26 bzw 25 Prozent überdurchschnittlich, während die Region Amerika mit 17 Prozent dahinter zurückblieb. Ein Grund sei dort das sogenannte transaktionale Geschäft gewesen, z.B. bei Fieldglass, einer Plattform für Zeitarbeit. Dieses sei zum einen weniger vorhersehbar, zum anderen habe es in den USA konjunkturell bedingte Rückgänge in der Nachfrage gegeben. Bei diesen Plattformen, zu denen auch Concur und Ariba gehören, erhält SAP Gebühren für abgewickelte Transaktionen.

Beim Reisebuchungs- und -Abrechnungsportal Concur zeichnet sich nach den Worten von Asam eine Belebung ab. Nach der Corona-Phase mit arg begrenztem Geschäftsreiseverkehr und der ersten Erholung sei "der nachhaltige Trend auf unserer Seite", sagte er mit Hinweis auf den Wunsch nach mehr persönlichen Begegnungen.

SAP hatte mit seinen Zweitquartalszahlen die Prognosen angepasst. Während das Ziel für den operativen Gewinn 2023 nach einer starken Entwicklung im Zeitraum April bis Juni leicht nach oben genommen wurde, wurde die Erwartung beim Cloudumsatz vorsichtiger. Statt auf bis zu 14,4 Milliarden Euro sollen die Einnahmen nur noch zwischen 14,0 und maximal 14,2 Milliarden erreichen, das wären gegenüber dem Vorjahr (währungsbereinigt) 23 bis 24 Prozent mehr. Auf eine Kappung der Umsatzziele in diesem Fokus- und Wachstumsfeld des Konzerns hatte im Vorwege kaum ein Analyst gesetzt. Im Quartal lag das Plus bei 22 Prozent. Nicht-währungsbereinigt waren es 19 Prozent, während die von SAP verbreitete Konsensschätzung auf 22 Prozent gelautet hatte.

Das Jahresziel liegt damit immer noch innerhalb der mittelfristigen Erwartung, die bis 2025 jahresdurchschnittlich rund 23 Prozent ansetzt.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/smh/mgo

(END) Dow Jones Newswires

July 21, 2023 02:20 ET (06:20 GMT)