Inmitten eines drohenden Handelskrieges zettelt die USA erst einmal einen Währungskrieg an, in den sich die Europäische Zentralbank zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht hineinziehen lässt. Indirekt kritisierte EZB-Präsident Draghi zwar heute die Aussagen des US-Finanzministers, man wünsche sich einen schwachen Dollar. Auch bezeichnete er den starken Euro als „eine Quelle der Unsicherheit, die beobachtet werden muss“, mehr aber nicht.

Dieses „mehr“ hätte auch nur ein Datum für das Ende des Anleihekaufprogramms oder gar die Ankündigung schnell steigender Zinsen in der Eurozone sein können. Das allerdings lässt die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung, aber vor allem der Inflation in der Eurozone nicht zu. Damit ist die EZB in der momentanen Situation machtlos gegenüber einem schwachen Dollar, der im Gegenzug den Euro stärkt.

Dieser stieg während der Pressekonferenz Draghis über 1,25 US-Dollar und entzog damit dem Deutschen Aktienindex den Boden unter den Füßen. Der Index verlor über zweihundert Punkte am Stück. Geht die Rally im Euro jetzt unvermindert weiter, auch weil viele auf eine stärkere Wirkung der EZB-Intervention gesetzt und sich entsprechend falsch positioniert haben, muss sich der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) wohl oder übel bald wieder mit der 13.000er statt der 14.000er Marke auseinandersetzen.

Jochen StanzlEin Beitrag von Jochen Stanzl

Er ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, Frankfurt. Davor war Jochen Stanzl über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

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Bildquellen: CMC Markets / markteinblicke.de