FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der italienische Haushalt, erfolglose Brexit-Verhandlungen, konjunkturelle Bremsspuren - vor allem auf Europas Börsen lastet derzeit viel. Echter Optimismus kommt auch für die kommenden Tage nicht auf.

22. Oktober 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auf dem tiefsten Stand seit Anfang 2017 findet sich der DAX mittlerweile - und für die neue Handelswoche wird allenfalls eine Stabilisierung erwartet. "Die globalen Aktienmärkte leiden unverändert unter dem Handelsstreit zwischen den USA und China/Europa, unter steigenden US-Zinsen sowie der Schuldenkrise in Italien", bemerkt Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank. Hinzu komme die laufende Berichtssaison, die schon für einige negative Überraschungen gesorgt habe. "Vor allem die Börsen in Europa versuchen, einen Boden zu bilden. Dies dürfte in den kommenden Tagen anhalten."

"Nichts geht voran - weder in den Verhandlungen um den Brexit noch um den italienischen Staatshaushalt", kommentiert Claudia Windt von der Helaba. Europa befinde sich in der Sackgasse. In den USA zeichnet sich für das dritte Quartal unterdessen ein kräftiges Wirtschaftswachstum ab, dies werde etwaige Rezessionsängste tendenziell zerstreuen. "In der Eurozone dürften hingegen die politischen Probleme auch die kommende Woche prägen, zumal von den deutschen und europäischen Frühindikatoren wie ifo-Geschäftsklima und Einkaufsmanagerindizes keine Impulse für die Anleger zu erwarten sind."

Nach einem kleinen Wochengewinn von 0,2 Prozent auf 11.553,83 Punkte in der Vorwoche liegt der DAX am Montagmorgen bei 11.644 Zählern, immerhin rund ein dreiviertel Prozent im Plus. In den USA legte der Dow Jones vergangene Woche um 0,4 Prozent zu, der S&P 500 trat auf der Stelle. Die asiatischen Börsen starteten mit Gewinnen in die neue Woche.

Weiter im Abwärtstrend

Auch das technische Bild mahnt. "Die DAX-Aussichten bleiben getrübt, denn der kurzfristige, seit Ende September bestehende Abwärtstrend ist intakt", erklärt Ulrich Wortberg von der Helaba. Die Widerstandslinie verlaufe heute bei 11.804 Punkten und stelle einen ersten Widerstand dar, weitere Hürden seien bei 11.840/47 zu finden, und die könnten wohl eher nicht überwunden werden. "Neben dem nach unten gerichteten Trend sprechen die Indikatoren im Tageschart für nachgebende Notierungen" stellt Wortberg fest. Der Blick auf den Wochenchart lasse ebenfalls keinen Optimismus aufkommen. "Zwar sind kurzzeitige Erholungsphasen möglich, sollten aber das Vorwochentief bei 11.459 und folgend die Marke von 11.430 unterschritten werden, würde sich das Abwärtspotenzial deutlich ausweiten."

Schon einige Gewinnwarnungen

In dieser Woche geht in den USA die Berichtssaison weiter, unter anderem legen Verizon, McDonalds, Texas Instruments, Alphabet und Intel ihre Bücher offen. Hierzulande berichtet die Deutsche Bank am Mittwoch über das abgelaufene Quartal, es folgen Covestro, Daimler, BASF, MTU und Wacker Chemie. Daimler hatte bereits vergangene Woche eine Gewinnwarnung ausgegeben, ebenso Fresenius Medical Care (FMC) und HeidelbergCement.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Mittwoch, 24. Oktober

9.00 Uhr. Börsengang: Qingdao Haier. Das chinesische Unternehmen platziert die ersten D-Shares in Deutschland. D-Shares sind Aktien von Unternehmen aus Festlandchina - A-Shares genannt, die eine Genehmigung der China Securities Regulatory Commission (CSRC) für das Listing in Prime oder General Standard haben und einen von der BaFin genehmigten Prospekt. Die China Europe International Exchange AG (CEINEX), ein deutsch-chinesisches Joint Venture dreier Börsen, nutzt die Infrastruktur der Frankfurter Wertpapierbörse als Plattform für Notierung und Handel der D-Shares. Als D-Share notierte Unternehmen müssen alle Pflichten des für das öffentliche Angebot gewählten Marktsegments, dem Prime Standard der Deutschen Börse, erfüllen.

10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Oktober. Die Commerzbank weist darauf hin, dass sich der Dienstleistungssektor von der Talfahrt in der Industrie bislang weitgehend abgekoppelt hat. Die Einkaufsmanagerindizes würden die gespaltene Konjunktur einmal mehr bestätigen: Während der Einkaufsmanagerindex für die Industrie wohl erneut gesunken sei, erwarten die Analysten für den Dienstleistungssektor ein nahezu unverändertes Niveau.

Donnerstag, 25. Oktober

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Oktober. Wegen der Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China geht die DekaBank davon aus, dass die Unternehmen mit einer Verringerung der Export- und Geschäftserwartungen reagieren. Insgesamt erwarten die Analysten einen Rückgang des ifo-Geschäftsklimas.

13.45 Uhr. Eurozone: EZB-Sitzung mit anschließender Pressekonferenz. Am Markt wird davon ausgegangen, dass das Auslaufen der Nettoanleihekäufe zum Jahresende bestätigt wird und außerdem die Reinvestitionen von Anleihen sowie die Lage in Italien diskutiert werden.

14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Güter September. Der Postbank zufolge haben die Kernaufträge ohne den volatilen Transportsektor nach einer zuletzt wenig überzeugenden Entwicklung nun wieder stärker zugelegt. Geringere Flugzeugverkäufe drückten die Rate bei den gesamten Aufträgen aber in den negativen Bereich.

Freitag, 26. Oktober

14.30 Uhr. USA: BIP 3. Quartal, erste Schätzung. Die US-Wirtschaft ist wohl erneut überdurchschnittlich stark expandiert, meint die Commerzbank. Sie erwartet gegenüber dem zweiten Quartal einen auf Jahresrate hochgerechneten Zuwachs von 3,2 Prozent. Wichtigster Wachstumstreiber sei wohl einmal mehr der private Konsum gewesen, der von dem Beschäftigungsboom und den Steuersenkungen profitiere.

von: Anna-Maria Borse

22. Oktober 2018, © Deutsche Börse AG

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