FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. Januar 2018. Nun hat auch der DAX ein neues Allzeithoch erreicht. Allerdings trifft man kaum auf Begeisterung und Applaus der Kommentatoren. Die Freudenfeste halten sich in Grenzen.

Nun hat es der DAX tatsächlich geschafft, dass vielerorts prognostizierte neue Allzeithoch zu erreichen. Von großer Freude ist allerdings nicht allzu viel zu spüren: "Hier wird nicht gefeiert!", so der lapidare Kommentar eines Börsenreporters live vom Parkett. Dabei sieht doch derzeit ökonomisch hierzulande alles ziemlich rosig aus. Und trotz dieser insgesamt bereits äußerst positiven Erwartungshaltung konnte diese gestern sogar noch einmal getoppt werden, als etwa der ZEW-Index - zumindest in der Einschätzung der aktuellen Situation - den höchsten Stand seit seiner Einführung 1991 markierte. Was allerdings die Erwartungshaltung der Befragten angeht, so spiegelt sie - wie schon häufiger in der Vergangenheit - die Stimmung der institutionellen Investoren hinsichtlich der DAX-Entwicklung der Vorwoche wider. Kein Wunder also, dass die ZEW-Stimmung (per 19. Januar) unter ihrem langfristigen Durchschnitt lag.

Die große Frage, die sich nun für heute stellte: Würden die von der Börse Frankfurt allwöchentlich befragten Investoren angesichts des zwischenzeitlich erreichten neuen Allzeithochs des DAX weiterhin so zurückhaltend wie zuletzt bleiben? Tatsächlich sind die mittelfristig orientierten institutionellen Investoren erstaunlich ruhig geblieben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich gerade einmal um 4 Punkte gegenüber der Vorwoche auf einen Stand von +9 befestigt, so dass man bislang nicht von einer Kaufpanik sprechen kann. Tatsächlich scheint sogar rund ein Drittel aller Befragten dem jüngsten Kursanstieg des Börsenbarometers - in der Punktbetrachtung notieren wir ein Wochenplus von 2,6 Prozent - nicht trauen zu wollen. Gut möglich, dass man die am Donnerstag stattfindende Sitzung der Europäischen Zentralbank erst einmal abwarten möchte, für den Fall, dass EZB-Präsident Mario Draghi (weitgehend unerwartet) doch noch seine Kommunikation hinsichtlich möglicherweise vorzeitig endender Anleihekäufe ändern sollte. Und so profitiert die Gruppe der Optimisten fast ausschließlich von ehemals neutral eingestellten Akteuren, und dies nur in recht bescheidenem Umfang.

Keine rauschende Stimmung

Auch die Privatanleger sind optimistischer als in der Vorwoche gestimmt, aber auch deren Börse Frankfurt Sentiment-Index spricht mit einem Plus von 9 Punkten und einem Stand von nunmehr +23 nicht für eilige Käufe. Immerhin haben in diesem Panel Pessimisten und neutral gestimmte Akteure jeweils in gleichem, aber übersichtlichem Maße ihre vorherige Meinung zugunsten der Bullen aufgegeben.

Verglichen mit dem Kurszuwachs des DAX gegenüber der Vorwoche sind die Änderungen der Stimmung in den jeweiligen Panels ausgesprochen moderat geblieben, so dass der jüngste Anstieg des Börsenbarometers möglicherweise auch auf ausländische Käufer zurückzuführen ist. Auf jeden Fall ist das Sentiment hierzulande keinesfalls am Überkochen. Gemessen an den Werten der vergangenen Monate muss man in der relativen Betrachtung sogar einräumen, dass vor allem die Stimmung bei den institutionellen Akteuren bestenfalls als neutral bezeichnet werden kann - bei den Privatanlegern ist sie kaum wesentlich besser. Der ausbleibende Jubel, der ansonsten bei Erreichen von Allzeithochs zu vernehmen ist, spricht dafür, dass vielerorts der Börsenzug verpasst worden ist. Dies verleiht dem DAX im Falle von "größeren" Rückschlägen (in einer Größenordnung von 1,5 bis 2,5 Prozent, gemessen am heutigen Erhebungskurs von 13.550 Zählern) zumindest temporär gute Unterstützung. Und im Falle weiter steigender DAX-Kurse wird man sich als Pessimist nicht allzu lange der Macht des Faktischen entziehen können und die verpassten Käufe irgendwann nachholen müssen. Am Ende müssen sich derzeit viele Anleger zwischen zwei Ängsten entscheiden. Derjenigen, auf dem Stand von heute möglicherweise zu teuer zu kaufen, oder derjenigen, einen schönen Trend verpasst zu haben. Beides bedeutet: weiterhin gute Aussichten für deutsche Standardwerte.

24. Januar 2018, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

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