FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Trotz steigender Zinsen in den Vereinigten Staaten sehen Analysten die Gemeinschaftswährung mittelfristig über dem derzeitigen Niveau. Auf kurze Sicht sind Korrekturen möglich.

31. Januar 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Euro zeigt sich weiterhin von seiner Schokoladenseite. Seit Jahresbeginn legte die Gemeinschaftswährung zum US-Dollar von 1,20 auf 1,24 zu. Das entspricht einem Plus von 3,3 Prozent. Anfang vergangenen Jahres war ein Euro mit 1,05 US-Dollar noch 14 Prozent günstiger.

Gegenüber Währungen weiterer bedeutender EU-Handelspartner - dazu gehören China, Großbritannien, die Schweiz, Polen und Japan - gewann der Euro 2017 ebenfalls spürbar an Stärke hinzu. Die Währungen der sechs Staaten büßten zum Zahlungsmittel im Euroraum laut DekaBank durchschnittlich 5,4 Prozent ein. Für fünf der sechs Länder sei die Gemeinschaftswährung teurer geworden. Auf Basis des effektiven Euro-Wechselkurses habe der Euro neben dem US-Dollar mit rund 10 Prozent gegenüber dem Yen und Schweizer Franken sowie mit etwa 8 Prozent zur chinesischen Währung überdurchschnittlich zugelegt. Dem gegenüber habe sich der polnische Zloty mit einer Aufwertung um etwa 5 Prozent zum Euro behaupten können.

Dollar bleibt angeschlagen

Die schwächelnde US-Währung nicht nur zum Euro ist für Marius Schad von der HSH Nordbank unter anderem in der Steuerreform und dem damit erwarteten zusätzlichen Defizit im US-Haushalt begründet. "Makroökonomisch ist das ein bearisher Faktor." Heute könne dann im Rahmen von Trumps Rede zur Lage der Nation das geplante Infrastrukturprogramm Formen annehmen. "Die Mehrausgaben würden wiederum zulasten des Staatsbudgets gehen."

Dass Finanzminister Steven Mnuchin ein schwacher US-Dollar zugunsten einer größeren Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Güter im Ausland gelegen komme, habe er in Davos verlauten lassen. Die höheren Zinsen in den Vereinigten Staaten müssten die Währung eigentlich stärken, wie Schad bemerkt. Andererseits könne sich der Analyst vorstellen, dass Jerome Powell in seiner künftigen Funktion als Vorsitzender der Federal Reserve ein reduziertes Tempo bei den Zinserhöhungen vorgibt. Schad rechnet mit einem weiterhin starken Euro, der sich zum Ende des ersten Quartals als auch zum Jahresende in etwa auf dem Niveau von 1,26 US-Dollar bewegen könne.

Kurzfristig in Gefahr

Die DZ Privatbank sieht das Tal der Tränen für die US-Valuta derzeit erreicht. Die näher rückenden Parlamentswahlen in Italien würden den Blick der Marktteilnehmer aller Voraussicht nach wieder verstärkt auf die noch nicht ausgestandene Euro-Krise lenken. Für die Analysten der Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken erscheint vor dem Hintergrund der extrem gegen den Greenback gerichteten Stimmung zumindest eine technische Gegenreaktion unausweichlich. Längerfristig sei eine Rückkehr zu den aktuellen Niveaus wahrscheinlich.

Höhere Zinsen könnten ins Gewicht fallen

Das globale Zinsumfeld spricht für den Greenback, wie die NordLB anmerkt. Vor dem Hintergrund einer niedrigen Inflation seien US-Dollar Anleihen durchaus attraktiv. Mittlerweile liege die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren über der vor allem auch psychologisch wichtigen Marke von 2,6 Prozent.

Zudem habe Mnuchin seine Anmerkungen von Davos mittlerweile relativiert und im Kongress betont, dass kurzfristige Dollar-Bewegungen nicht im Fokus der Regierung stünden. Langfristig sehe der Finanzminister gar klare Vorteile in einer Politik des starken Dollars. Diese Ausführungen des US-Spitzenpolitikers sind nach Ansicht der NordLB womöglich hilfreich für die dortige Währung. "Dennoch können sich in Washington schnell auch wieder politische Turbulenzen zeigen, die dann den Dollar natürlich belasten würden", beschreiben Tobias Basse und Bernd Krampen.

Zwei oder drei Zinsschritte in 2018?

Die heutige Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) wird nach Meinung der HSBC vermutlich ohne große Überraschungen über die Bühne gehen. Änderungen an der geldpolitischen Linie würden üblicherweise im Rahmen einer Pressekonferenz angekündigt und erläutert. Diese fänden jeweils im März, Juni, September und Dezember statt. Mit Blick auf die solide Konjunktur rechnen die Analysten der HSBC im März mit der nächsten Anhebung der Fed Funds Rate um 25 Basispunkte. "Aufgrund des nach wie vor geringen Preisdrucks dürfte diesem Schritt im Jahresverlauf aber nur noch ein zusätzlicher folgen." An den Finanzmärkten seien inzwischen insgesamt zwei bis drei Zinsanhebungen um jeweils 25 Basispunkte eingepreist.

Stellten die US-Währungshüter im Statement zur heutigen Zinsentscheidung verstärkt auf die guten Wirtschaftsperspektiven und weniger auf die verhaltenen Inflationsdaten ab, erwartet die HSBC weiter steigende Renditen am US-Anleihemarkt und einen moderat zulegenden US-Dollar. Zum Jahresende sieht die HSBC den Euro nunmehr bei 1,25 statt wie bislang bei 1,20 US-Dollar.

von: Iris Merker

31. Januar 2018, © Deutsche Börse AG

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