FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Aktienmärkte legen weiter zu, ETF-Anleger sind aber zurückhaltend und vor allem wählerisch. DAX-Werte interessieren sie im Moment nicht.

17. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Syrienkonflikt, drohender Handelskrieg zwischen den USA und China - schlechte Nachrichten gibt es derzeit zu genüge. Die Börsen zeigen sich dennoch stabil bis freundlich. Aktuell sind Anleger erleichtert, dass trotz Militärschläge der USA, Großbritanniens und Frankreichs gegen Ziele in Syrien eine Eskalation ausblieb. Noch vor drei Wochen war der DAX unter 11.800 Punkte gefallen, am Dienstagmorgen sind es 12.450 Zähler. Auch der Dow Jones schloss mit 24.708 Punkten am gestrigen Montag wieder deutlich über dem Tief von 23.533 vom März.

Die ETF-Umsätze sind den Händlern zufolge allerdings eher rückläufig. "Bei uns ist es im Vergleich zu den ersten Wochen des Jahres ruhiger geworden", bemerkt Rick van Leeuwen von IMC Financial Markets. "Offenbar warten viele ab, wie sich der Markt weiter entwickelt." Auch Florian Lenhart von der Unicredit Group zufolge ist derzeit nicht viel los. Frank Mohr von der Commerzbank meldet unterdessen "ordentliche" Umsätze, konkret knapp 39.000 Transaktionen vor die Vorwoche.

Lieber Welt-Aktien als DAX-Werte

Eine klare Tendenz fehlt. Einigkeit herrscht allenfalls darüber, dass der DAX (WKN 593393, ETF001) derzeit kein Thema ist und eher auf die USA oder die ganze Welt geblickt wird. Mohr berichtet von einem Käuferüberhang in MSCI World-Trackern, S&P 500-, Euro Stoxx-, DAX- und Emerging Markets-ETFs seien hingegen eher abgegeben worden. Auch Lenhart sieht Euro Stoxx-Indexfond (WKN 593395) klar auf den Abgabelisten, gekauft würden hingegen S&P 500-ETFs und britische Aktien, die Letzteren oft auch mit Währungs-Hedge.

"US-Aktien wurden erst gekauft, jetzt auch verkauft, europäische Aktien verkauft, nun auch manchmal gekauft", erklärt van Leeuwen. Als Beispiel für gesuchte US-Indizes nennt er den Nasdaq. Der hat sich zuletzt etwas erholen können, ist mit aktuell 6.730 Punkten von seinem Allzeithoch bei 7.186 Punkten Anfang März aber noch weit entfernt.

Käufer nach Absturz der Moskauer Börse

Zuflüsse beobachtet Mohr in Russland-Trackern. "Die niedrigen Kurse werden offenbar für einen Einstieg genutzt", meint der Händler. Indizes wie der RTS, der Micex und der MSCI Russia haben nach Bekanntgabe der neuen Russland-Sanktionen vor anderthalb Wochen kräftig Federn gelassen. So stürzte der in US-Dollar notierende RTS am vergangenen Montag um über 12 Prozent ab, der in Rubel notierende Micex um 9 Prozent.

Durchwachsenes Bild bei Branchen-ETFs

Auch im Handel mit Branchen-Indexfonds fehlen klare Favoriten. Laut Commerzbank waren Technologie-, Energie-, Finanzdienstleister- und Banken-ETFs gesucht, abgegeben wurden hingegen ETFs, die die Gesundheitsbranche abbilden. Bei der Unicredit setzten Anleger auf Öl- und Gas-ETFs (WKN ETF072), während Finanzdienstleister aus den Portfolios flogen, etwa mit dem SPDR MSCI Europe Financials (WKN A1191R). LenhartLenhart

Hin und Her in Anleihen-ETFs

Ebenfalls ohne eindeutige Richtung präsentiert sich der Handel mit Anleihen-ETFs. Lenhart berichtet von Zuflüssen, zugegriffen werde etwa im iShares Euro Government Bond 0-1yr (WKN A0RGEL), der kurzlaufende europäische Staatsanleihen abbildet, und im iShares JP Morgan EM Local Government Bond (WKN A1JADV), der sich auf Schwellenländer-Bonds in lokaler Währung bezieht.

Van Leeuwen meldet Käufe von europäischen High Yield-Unternehmensanleihen. Kunden der Commerzbank trennten sich von kurzlaufenden Anleihen, etwa mit dem Pimco Euro Short Maturity Source (WKN A14PHG), und positionierten sich in europäischen Staatsanleihen mit mittleren Laufzeiten sowie Unternehmensanleihen.

"Verschnaufpause" im März

Wie der ETF-Anbieter Lyxor meldet, gingen im März die Nettomittelzuflüsse am europäischen ETF-Markt stark zurück, und zwar von 7,9 Milliarden Euro im Februar auf 992 Millionen - Lyxor spricht von einer "Verschnaufpause" nach dem starken Jahresauftakt. In Aktien-ETFs flossen im März netto insgesamt 1,3 Milliarden Euro. Anleger trennten sich von europäischen Aktien. US-Aktien und solche aus Emerging Markets wurden hingegen gekauft. Im Rentenbereich kam es erstmals seit Ende 2016 wieder zu Abflüssen: Insgesamt 334 Millionen Euro wurden aus Anleihe-ETFs abgezogen. Stark aus wirkten sich die Abflüsse aus Unternehmensanleihen-ETFs.

Von: Anna-Maria Borse

17. April 2018, © Deutsche Börse AG

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