FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Während britische Aktien und Anleihen wegen der Brexit-Unsicherheiten aus den Portfolios fliegen, halten sich Zu- und Abflüsse bei anderen Industrieländeraktien die Waage. Schwellenländertitel sind wieder gesucht.

18. Dezember 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz deutlicher Einbußen an den Aktienmärkten zeigen sich ETF-Anleger weiterhin gelassen. "Bei uns bleibt das Verhältnis von Zu- und Abflüssen ausgeglichen", berichtet Sophia Wurm von der Commerzbank. "Panik herrscht nicht." Auffällig seien allerdings umfangreiche Abgaben von britischen Aktien und Anleihen - Folge der Brexit-Turbulenzen. Das Handelsaufkommen sei weiter hoch: Wurm meldet einen sehr regen Handel mit 46.000 Transaktionen für die Vorwoche.

Die Stimmung an den Börsen ist in der Woche vor Weihnachten ausgesprochen schlecht. Besonders heftig nach unten ging es am gestrigen Montag an der Wall Street, der Dow Jones gab um 1,5 Prozent nach. Der DAX liegt am Dienstagmorgen bei 10.752 Punkten und damit noch über dem Jahrestief vor einer Woche.

Ausgeglichener Handel

Die Commerzbank berichtet von Käufen und Verkäufen von Euro Stoxx 50- (WKN DBX1ET) und S&P 500-ETFs (WKN A1JX53) und Abflüssen aus europäischen Mid Caps, etwa mit dem iShares Euro Stoxx Mid (WKN A0DK6Y).

Gefragt sind Wurm zufolge hingegen Minimum Volatility-Strategien, etwa mit dem iShares Edge MSCI World Minimum Volatility (WKN A1J781). Der ETF konnte zuletzt sein Versprechen halten und kommt seit Jahresanfang - entgegen dem allgemeinen Trend an den Märkten - auf ein Plus von 5,6 Prozent.

ESG-ETFs immer beliebter

Gesucht sind laut Wurm auch Nachhaltigkeits-ETFs wie der iShares MSCI Europe SRI (WKN A1H7ZS). Nachhaltiges Investieren entwickelt sich mehr und mehr zum Trend: Noch machen an ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) ausgerichtete ETFs nur 1,5 Prozent des weltweiten ETF-Marktes aus, wie François Millet, Head of ETF and Index Product Development von Lyxor Asset Management, berichtet. "Das Segment wächst jedoch in beträchtlichem Tempo." Die Nettozuflüsse in ESG-ETFs beliefen sich in Europa 2018 bis Ende Oktober auf 3,1 Milliarden Euro - das machte 7 Prozent aller Zuflüsse in ETFs aus. 2017 waren es Lyxor zufolge lediglich 2,2 Milliarden Euro.

Bloß nichts Britisches

Nichts mehr wissen wollen ETF-Anleger von britischen Aktien (WKN 552752) und Anleihen. "Alles, was mit Großbritannien zusammenhängt, wird verkauft", stellt Wurm fest. Mit der Verschiebung der Parlamentsabstimmung über den Brexit-Vertrag und dem Misstrauensvotum gegen Theresa May gilt ein harter Brexit als wahrscheinlicher.

Schwellenländer wieder im Fokus

Wieder im Visier haben Anleger Schwellenländer-Aktien (WKNs A0HGWC, A111X9). Diese konnten sich seit den Tiefs im Oktober erholen, kommen seit Jahresanfang aber immer noch auf Verluste. "Wir sehen da schon seit einigen Wochen wieder Zuflüsse", erklärt Wurm. Hintergrund ist der mittlerweile erwartete moderatere Kurs der US-Notenbank, der den US-Dollar-Anstieg ausbremsen dürfte. Eine starke US-Währung schafft Probleme für in US-Dollar verschuldete Schwellenländer.

Technologie-ETFs landen Wurm zufolge wieder in den Portfolios. Nach vielen Zuflüssen wieder abgegeben würden hingegen ETFs, die die Pharma-Branche abbilden. Der defensive Sektor hat sich in diesem Jahr besser gehalten als andere Sektoren. Bei Banken-ETFs hielten sich Zu- und Abflüsse hingegen die Waage.

2018: Anleger bevorzugten US-Aktien

Was die Mittelzuflüsse in europäische ETFs angeht, war 2018 - gerechnet bis Ende November - ein weiteres gutes Jahr mit einem Plus bei den von 4,5 Prozent, wie Lyxor meldet. Mit 31,6 Milliarden Euro floss das Gros in Aktien-ETFs, und dabei vor allem US-Aktien (20,4 Milliarden Euro netto), während europäische Aktien sogar ein kleines Minus (2 Milliarden Euro) verzeichneten. Anleihen-ETFs blieben deutlich weniger gefragt mit Nettozuflüssen von 10,8 Milliarden Euro, Schwerpunkt waren auch hier US-Wertpapiere.

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Von: Anna-Maria Borse, 18. Dezember 2018

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