FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Mit dem Einbruch an den internationalen Aktienmärkten kehren Anleger europäischen, japanischen und US-Aktien verstärkt den Rücken und sondieren zunächst einmal die Lage. Niedrigere Notierungen locken aber auch zum Einstieg.

6. Februar 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Talfahrt an den Aktienmärkten lässt ETF-Investoren nicht kalt. Händler berichten von sehr starken Abgaben zum Wochenbeginn. Betroffen seien vor allem Indizes mit Unternehmen entwickelter Staaten. Die Sorge vor einem höher als erwarteten Zinsanstieg setzte nach Ansicht von Analysten gestern die Wall Street und in Folge die asiatischen und europäischen Märkte massiv unter Druck. Verstärkt wurde der Rutsch am Aktienmarkt laut Helaba durch Hochfrequenzhändler und auf Algorithmen basierte Handelsprogramme. Der Dow Jones Industrial gab in der Spitze mehr als 1.500 Punkte ab und verabschiedete sich aus dem Handel mit einem Minus von 4,6 Prozent.

Mittlerweile habe sich die Aufregung wieder etwas gelegt. "Heute stehen die ETF-Käufe deutlich im Vordergrund", meldet Tobias Runkehl von IMC Financial Markets. Allerdings versuchten sich die meisten Anleger gegenwärtig zunächst darüber klar zu werden, wo die Reise von hier aus hingeht. "Danach wird unter Umständen umgeschichtet."

Kein Ausverkauf für deutsche Bluechips

Ein ähnliches Bild zeichnet Oliver Kilian von der UniCredit. "Die kurzfristigen Reaktionen waren eindeutig und die Anzahl der ETF-Trades am Montag ausgesprochen hoch." Produkte, die sich auf Indizes mit europäischen, asiatischen und US-Standardwerten beziehen, hätten das Nachsehen.

Anleger verabschiedeten sich unterm Strich von ihren Euro Stoxx 50-Produkten (WKNs DBX1EU, 935927) ebenso wie von MSCI Europe- (WKNs A1191Q, A0JDGC) und Stoxx Europe 600-ETFs (WKNs 263530, DBX1A7). Bei Betrachtung einzelner Länderindizes fielen Abgaben italienischer (WKN A0D8Q2) und spanischer Bluechips (WKN DBX1MD) besonders stark ins Gewicht.

Dem gegenüber verbucht Kilian bei DAX-Werten aller Emittenten sowohl Zu- als auch Abflüsse. Anders als anfänglich gedacht sei der deutsche Aktienmarkt mit einem Minus von gut 2 Prozent bislang von der Panik an der Wall Street verschont worden. Aktuell notiert das hiesige Aktienbarometer um 12.400 Punkte und halte sich damit deutlich oberhalb der Marke von 12.000 Punkten.

S&P 500 selektiv gesucht

US-Aktien hatten Kilian zufolge zwar generell das Nachsehen. Anleger trennten sich beispielsweise zum Wochenbeginn in großem Stil von MSCI USA- (WKNs A1W5DE, A1XB5V) und Nasdaq-ETFs (WKNs A0YEDL, A1C0B6). Andererseits würden S&P 500-Tracker gleichermaßen auf beiden Seiten gehandelt. Mit dem Strom schwämmen Investoren hinsichtlich der Entwicklung japanischer Aktien. "Tracker des MSCI Japan (WKNs A1C5E6, DBX0KT) standen auf den Abgabenlisten."

Aktien bleiben attraktiv

"Viele ETF-Investoren haben zunächst die Reißleine gezogen und ihre Gewinne glattgestrichen", beschreibt Frank Mohr die aktuelle Gemengelage. Das belegten die eindrucksvollen 48.000 ETF-Trades der vergangenen Woche, die insbesondere ab Wochenmitte zum Tragen gekommen seien. "Damit nutzten Anleger den Vorteil von Indexfonds, auf Marktveränderungen schnell reagieren zu können", urteilt der Commerzbank-Händler, der ebenfalls Rückkehrer am Markt ausmacht. "Nun greifen einzelne Kunden wieder zu." Grundsätzlich sieht Mohr nach wie vor Aufwärtsperspektiven für Aktien, da die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig bleiben würden.

Abkehr von Hochzinsanleihen

Mit hohen Volumina im Handel mit Rentenwerten verabschiedeten sich Anleger unter anderem tendenziell von ihren Hochzinsanleihen, wie Kilian anmerkt. In Summe abgestoßen würde etwa ein iShares-Produkt mit Unternehmensanleihen im Euro High Yield Corporate Bond Index (WKN A1C3NE sowie ein in US-Dollar geführter Wert mit Hochzinsanleihen von Unternehmen (WKN A1J7MG). Ebenso kämen Geldmarktprodukte (WKNs DBX0AN, ETF100, LYX0B6) überwiegend aus den Depots raus.

Viel Bewegung erkennt Kilian bei europäischen Staatsanleihen. Zu den meist gehandelten Werten mit Tendenz in beide Richtungen gehörten Tracker des Barclays Capital Euro Treasury Bond Index (WKN A0RL83) und iBoxx EUR Sovereigns Eurozone Total Return Index (WKN DBX0AC). Ein- bis dreijährige (WKN A0J202) und sieben- bis zehnjährige US-Staatsanleihen (WKN A0LGP4) stünden hingegen auf der Habenseite.

von: Iris Merker

6. Februar 2018, © Deutsche Börse AG

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