Der Dax gab einen Teil der Gewinne vom Wochenanfang wieder ab und fiel um gut ein Prozent auf 11.335 Punkte. Auch der EuroStoxx50 schloss schwächer. An der Wall Street notierte der Dow Jones zum europäischen Handelsschluss etwa 0,9 Prozent im Minus. "Es ist nicht klar, worauf sich die beiden Seiten geeinigt haben - wir wissen nur, dass es einen begrenzten Waffenstillstand gibt", sagte Ökonom Scott Brown vom Finanzdienstleister Raymond James.

US-Präsident Donald Trump brachte am Dienstag zwar eine Verlängerung der 90-Tage-Frist ins Gespräch, in der die USA keine zusätzlichen Zölle gegen China verhängen wollen. Doch beruhigte dies die Anleger kaum. Einem Tweet des Präsidenten zufolge haben die Verhandlungen über die Beilegung des Handelsstreits bereits begonnen. "Wenn sie nicht verlängert werden, enden sie 90 Tage nach dem wunderbaren und sehr herzlichen Abendessen mit Präsident Xi in Argentinien", fügte Trump hinzu. Sein Wirtschaftsberater Larry Kudlow erklärte, er sehe eine Reduzierung von chinesischen Zöllen auf US-Autoimporte sowie Agrar- und Energieprodukte als Lackmustest für den Erfolg der Handelsgespräche.

Die wieder aufgeflammte Furcht vor einer deutlichen Abkühlung der Weltkonjunktur spiegelte sich am Rentenmarkt wider. In den USA droht die Rendite zehnjähriger Bonds unter diejenige der zweijährigen Titel zu fallen. Aktuell liegt sie nur noch etwa 0,1 Prozent höher. Diese "inverse Zinskurve" gilt an der Börse als Zeichen für eine wachsende Rezessionsangst.

HOFFNUNGSSCHIMMER FÜR BREXIT-GEGNER

Gleichzeitig erhielten Spekulationen auf einen Exit vom Brexit zeitweise neue Nahrung. Mit Beginn einer fünftägigen Debatte im britischen Unterhaus über den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs machte ein Gutachten für den Europäischen Gerichtshof (EuGH) Gegnern des Brexits Hoffnung. Die britische Regierung könnte nach Einschätzung eines Generalanwalts beim EuGH die Absichtserklärung zum Austritt aus der Europäischen Union einseitig zurücknehmen. Premierministerin Theresa May ließ wissen, dass das Urteil nichts an der Haltung ihrer Regierung ändere.

Der Kurs des Pfund Sterling stieg zeitweise um fast einen US-Cent auf 1,2839 Dollar, ehe die Euphorie verpuffte und das Pfund am Abend wieder bei 1,2730 Dollar notierte.

Bei den Aktienwerten richtete sich die Aufmerksamkeit auf die deutschen Autobauer. Spitzenmanager von BMW, Daimler und Volkswagen wurden zu Gesprächen mit der US-Regierung in Washington erwartet. Zwar würden die Unternehmen sicher Investitionszusagen liefern, erläuterten die BayernLB-Analysten. "Dies dürfte aber nicht reichen, um Trump vor einer weiteren Eskalation in Richtung Strafzölle (oder Einfuhrkontingente) abzuhalten." Die Papiere der deutschen Hersteller schlossen bis zu drei Prozent im Minus.

Ganz unten im Dax stand Lufthansa mit einem Abschlag von 6,2 Prozent. Die Stimmung in der Branche war schlecht, nachdem die US-Fluggesellschaft Delta die Anleger mit ihrer Prognose enttäuschte. Die Aktien verloren knapp vier Prozent.