FRANKFURT (awp international) - Die deutliche Verschärfung der Spannungen zwischen den USA und dem Iran hat die Aktienmärkte am Freitag erheblich belastet. Der Dax büsste gegen Mittag 1,7 Prozent auf 13 161,80 Punkte ein. Tages zuvor hatte der deutsche Leitindex ein neues Hoch seit Anfang 2018 nur haarscharf verpasst. Nun notierten alle Dax-Aktien im Minus, die Papiere der Lufthansa brachen sogar um knapp 7,4 Prozent ein. Für die zu Ende gehende Woche zeichnet sich ein Verlust des Dax von 1,3 Prozent ab.

Der MDax der mittelgrossen Werte fiel am Freitag um 0,82 Prozent auf 28 374,13 Punkte. In Europa verlor der EuroStoxx 50 knapp ein Prozent.

Der Kommandeur der iranischen Al-Kuds-Brigaden, Ghassem Soleimani, war bei einem US-Raketenangriff nahe dem Flughafen der irakischen Hauptstadt Bagdad ums Leben gekommen. Der Schlag erfolgte nach Aussagen des Pentagons auf Anweisung von US-Präsident Donald Trump, um weitere Angriffe auf US-Kräfte zu verhindern. Der Iran drohte den USA "schwere Rache" an.

Der US-Ölpreis erreichte zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Mai 2019. Damit wurde sogar der Höchststand vom vergangenen September übertroffen, der nach einem schweren Angriff auf saudi-arabische Ölanlagen markiert worden war.

Laut der Strategin Helima Croft vom Analysehaus RBC könnte in diesem Jahr der Konflikt zwischen dem Iran und den USA auf irakischem Boden ausgetragen werden. Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners schrieb: "Die Eskalationsspirale ist in vollem Gang". Die entscheidende Frage sei jetzt, wie weit beide Seiten zu gehen bereits sind. "Dieser Konflikt hat das Potential, politisch und wirtschaftlich extreme Turbulenzen auszulösen", fuhr der Experte fort. Der drastische Anstieg des Ölpreises sei möglicherweise erst ein Vorgeschmack auf noch mehr Ungemach.

"Der erste Schock sitzt tief", ergänzte Marktstratege Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Nun müsse sich zeigen, ob die Situation weiter eskaliert oder ob sich die Lage in den kommenden Handelstage wieder beruhigt.

Zunächst aber wurden europaweit Aktien von Fluggesellschaften erst einmal gemieden; sie leiden oftmals stark unter steigenden Treibstoffpreisen. Am Dax-Ende rutschen die Aktien der Lufthansa um mehr als sieben Prozent ab auf das tiefste Niveau seit Ende Oktober.

In ihrem Sog verloren die Anteilsscheine von Fraport 3,2 Prozent. Hier belastete auch ein Medienbericht über düstere Zeiten für Deutschlands Flughäfen. Diese müssen sich nach Einschätzung ihres Verbandes auf weniger Passagiere einstellen. "Der Luftverkehr am Standort Deutschland wird im Jahr 2020 den Wachstumspfad der letzten Jahre nicht halten können", sagte Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Airport-Verbands ADV, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Die ebenfalls im MDax enthaltenen Papiere von Grenke fielen um gut zwei Prozent. Der IT-Vermieter und Finanzdienstleister habe beim Anstieg des Neugeschäfts nur das untere Ende der für das abgelaufene Jahr angepeilten Spanne erreicht, schrieb ein Analyst. Nach der jüngsten Kursrally seien die Aktien zudem recht hoch bewertet./bek/jha/

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---