FRANKFURT (awp international) - Wie gewonnen, so zerronnen: Dank der Steilvorlage von den Überseebörsen ist der Dax am Donnerstag zwar zunächst um über ein Prozent bis auf 11 311 Punkte geklettert, bis zum Nachmittag drehte der Leitindex jedoch wieder ins Minus. Zuletzt betrug der Verlust rund ein halbes Prozent auf 11 128,74 Punkte. Er fiel damit auf den niedrigsten Stand seit einer Woche.

Der MDax der mittelgrosser Unternehmen rutschte am Donnerstag um 0,57 Prozent auf 23 707,58 Punkte ab. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zeigte sich schwächer.

Für schlechte Stimmung sorgte einmal mehr die Deutsche Bank : Einen Tag vor deren Jahreszahlen berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg aus informierten Kreisen, dass sich das Management offenbar zur Jahresmitte auf eine Fusion mit der Commerzbank als einzige verbleibende Option einstellt, sollte bis dahin keine Trendwende gelingen. Ein Sprecher wollte sich dazu nicht äussern. Die Anleger stellen sich Börsianern zufolge nach dem Hinweis auf diese "Notfallmassnahme" bereits auf erneut schwache Geschäftszahlen ein. Der Kurs sackte um 4,3 Prozent ab und Commerzbank-Aktien am MDax-Ende um 6 Prozent.

Positive Signale der US-Notenbank traten schnell in den Hintergrund. "Getreu dem Motto 'Vorsicht ist die Mutter der Finanzmärkte' hat die Fed ihren Zinserhöhungszyklus vorerst für beendet erklärt und ist auf eine neutrale Ausrichtung umgeschwungen", kommentierten die Devisenexperten der Commerzbank. Damit habe der Markt bekommen, was er wollte, nämlich eine vorsichtigere Fed, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.

Wirecard -Aktien stabilisierten sich nach ihrem mehr als elfprozentigen Vortagesrutsch in Folge neuerlicher Vorwürfe gegen die Geschäftspraktiken des Zahlungsabwicklers in einem Pressebericht. Analysten blieben gelassen, vertrauen weiter auf die Dementi des Managements und sprachen von Kaufchancen.

Die Papiere der Software AG sanken um 5,3 Prozent. Im Fokus stünden die schwächeren Signale für die Profitabilität, erklärte Analyst Gautam Pillai von Goldman Sachs. Denn das Unternehmen stellt die Weichen neu, was zunächst Geld kosten wird.

Die Aktien von Siltronic fanden nach aktuellen Geschäftszahlen keinen klaren Trend und gaben zuletzt leicht nach. Ein vorsichtiger Ausblick des Wafer-Herstellers machte die Anleger nach dem Kursanstieg um ein Viertel im bisherigen Jahresverlauf ein wenig ratlos.

Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,06 Prozent am Mittwoch auf 0,05 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 142,15 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,03 Prozent auf 165,06 Punkte nach.

Der Euro legte nach der Fed-Sitzung am Vorabend zu, die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,1494 US-Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1429 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8750 Euro gekostet./bek/mis

---Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---