Zürich (awp) - Schweizer Pensionskassen sind so gesund wie schon lange nicht mehr. Der Deckungsgrad der Kassen ist auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der der ZKB-Tochter Swisscanto zeigt.

Der Deckungsgrad sei sehr hoch, sagte der Leiter Vermögensverwaltung bei Swisscanto, Iwan Deplazes, am Rande einer Medienkonferenz, an der die Studie vorgestellt wurde. Mit 116,1 Prozent lag der Deckungsgrad bei den privatrechtlichen Pensionskassen vergangenes Jahr deutlich höher als noch im Vorjahr (113,9 Prozent) und auf dem höchsten Stand seit mindestens zehn Jahren.

Auch die öffentlich-rechtlichen Pensionskassen mit Vollkapitalisierung verbesserten den Deckungsgrad, der angibt, zu wie vielen Prozent die Kasse an einem Stichtag ihre Verpflichtungen decken kann, auf 109,2 Prozent. Im Vorjahr hatte er bei 107,7 Prozent gelegen.

Weiterhin unterdeckt sind die öffentlich-rechtlichen Pensionskassen mit Teilkapitalisierung. Sie weisen lediglich einen Deckungsgrad von 87,7 Prozent auf. Allerdings ist das deutlich besser als vor einem Jahr mit 82,4 Prozent.

Rückenwind erhielten die Vorsorgeeinrichtungen von der schnellen Erholung an den Börsen nach dem Crash im Frühling 2020. Die Pensionskassen erzielten so trotz der Pandemie im Durchschnitt eine Rendite von knapp 4 Prozent. Dadurch hätten sie ihre finanzielle Stabilität und Reserven erhöhen können, heisst es.

Unterschiedliche Performance

Zwischen den einzelnen Kassen gibt es allerdings grosse Unterschiede bei der Performance. Die beste Kasse erreichte laut der Studie eine Rendite von 12,3 Prozent, während die schlechteste eine Einbusse von 6,5 Prozent hinnehmen musste. Generell schnitten grössere und professionellere Kassen etwas besser ab als kleinere Kassen.

Angesichts der anhaltenden tiefen Zinsen und des damit verbundenen Börsenbooms setzen die Pensionskassen vermehrt auf Aktien statt auf Obligationen. Der Aktienanteil ist auf 32,7 Prozent angestiegen und damit auf einem Rekordhoch, während der Anteil an Obligationen mit noch 28,9 Prozent so tief gesunken ist wie noch nie.

In den letzten zehn Jahren habe der Obligationenanteil in den Portfolios um 22 Prozent abgenommen, während der Aktienanteil um 26 Prozent gestiegen sei, heisst es in der Studie. Aber auch der Immobilienanteil hat zugenommen, wie die Autoren erklärten.

Zinsanstieg würde Pensionskassen empfindlich treffen

Nebst Risiken, die beispielsweise mit Korrekturen am Immobilien- oder Aktienmarkt zusammenhängen, würde auch ein Zinsanstieg die Pensionskassen stark treffen. Denn durch den geringeren Obligationen- und höheren Aktienanteil sind sie heute zinssensitiver.

Die Swisscanto-Experten haben ausgerechnet, dass die Pensionskassen bei einem Zinsanstieg von 1 Prozent mit einem negativen Effekt auf das Gesamtportfolio von 4,8 Prozent rechnen müssten. "Ein solcher Verlust schlägt selbst eine Simulation auf der Grundlage des Szenarios der Finanzkrise von 2008 deutlich", so Deplazes.

Die Umverteilung von Aktiven zu Rentnern hat laut der Studie abgenommen. "Der Preis dafür sind allerdings tiefere Umwandlungssätze", wird Heini Dändliker, Leiter Key Account Management Firmenkunden bei der Zürcher Kantonalbank, in der Mitteilung zitiert. So seien Reserven durch eine verlangsamte Senkung der technischen Zinssätze entlastet und Umwandlungssätze weiter reduziert worden.

Link zum Video mit Iwan Deplazes, Leiter Asset Management Swisscanto Invest: https://bit.ly/351QKTZ

tv/jb