MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der harte Wettbewerb im Solargeschäft und hohe Energiekosten haben Wacker Chemie zum Jahresstart wie angekündigt einen herben operativen Gewinnrückgang eingebrockt. Konzernchef Rudolf Staudigl setzt nun auf eine Belebung des Geschäfts mit dem Solarindustrie-Grundstoff Polysilizium im zweiten Halbjahr. Er verwies aber auch darauf, dass von den von vielen Marktbeobachtern erwarteten Preisverbesserungen im Auftaktquartal noch nichts zu spüren gewesen sei.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 44 Prozent auf 142 Millionen Euro, wie Wacker am Donnerstag in München mitteilte. Unter dem Strich stand auch wegen höherer Abschreibungen infolge neuer Bilanzierungsvorschriften sogar ein Minus von 5,5 Millionen Euro nach einem Gewinn von gut 79 Millionen Euro vor einem Jahr. Beide Kennziffern fielen schlechter aus als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten.

Den Umsatz steigerte Wacker hingegen leicht um 1,5 Prozent auf knapp 1,24 Milliarden Euro und damit etwas mehr als erwartet. Hier profitierte das Unternehmen von einer guten Entwicklung der Polymer-Sparte, die als einzige sowohl den Umsatz als auch das Ebitda steigerte. Zugute kam Wacker hier die brummende Bauwirtschaft: Eine hohe Nachfrage der Bauindustrie nach Dispersionspulvern sowie nach Dispersionen für Kleb- und Dichtstoffe sowie für Teppichanwendungen sorgten für eine hohe Auslastung der Produktionsanlagen.

Der größte Unternehmensbereich Silicones hielt den Umsatz dank der Nachfrage nach Silikonen für Haushalts- und Kosmetikanwendungen zumindest stabil, litt aber auch unter dem zeitweisen Ausfall einer Anlage zur Herstellung von Silikon-Kautschuk. Auch deshalb fiel das operative Ergebnis.

Einen operativen Verlust von fast 36 Millionen Euro verzeichnete indes das Geschäft mit Solarsilizium, nach einem positiven Ebitda von 48 Millionen Euro vor einem Jahr. Wacker bekommt - wie andere Branchenunternehmen auch - hier unter anderem immer noch die Nachwehen veränderter Einspeisevergütungen in China zu spüren.

An den Prognosen für das Gesamtjahr hält Wacker trotz der ungewissen Perspektiven gerade für das Solarsilzium-Geschäft fest. Der Konzernumsatz soll weiter um einen mittleren einstelligen Prozentsatz wachsen (Vorjahr: 4,98 Milliarden Euro). Das Ebitda wird voraussichtlich um 10 bis 20 Prozent fallen nach 930 Millionen Euro im Vorjahr. Analyst Patrick Rafaisz von der Bank UBS bezeichnete den Ausblick in einer ersten Einschätzung angesichts der schwachen Entwicklung im ersten Quartal als überraschend ermutigend.

Die Aktien machten denn auch anfänglich deutliche Kursverlust wett und drehten sogar kurz in die Gewinnzone. Zuletzt notierten sie prozentual unverändert auf 82,82 Euro, womit sie in ihrer jüngsten Handelsspanne belieben. Für eine deutlichere Erholung in den kommenden Wochen und Monaten braucht es laut Börsianern aber positivere Signale vom Solarmarkt. So haben die Aktien seit ihrem Mehrjahreshoch von 176,80 Euro Anfang 2018 mehr als die Hälfte eingebüßt./mis/nas/zb