AMSTERDAM (dpa-AFX) - Der Möbelhändler Steinhoff treibt seine Übernahmepläne in Großbritannien voran und besorgt sich frisches Geld über eine Wandelanleihe. Das Papier soll statt der zunächst angekündigten 1 Milliarde nun 1,1 Milliarden Euro umfassen, wie das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Amsterdam ankündigte. Zudem verlängerte Steinhoff seine Übernahmeofferte für den britisch-französischen Elektronikhändler Darty. Für die Gesellschaft interessiert sich auch die französische Handelskette Fnac.

An der Börse wurden die Nachrichten negativ aufgenommen. Der Kurs der Steinhoff-Aktien sackte bis zum frühen Nachmittag um 3,51 Prozent auf 5,45 Euro ab. Die Papiere von Darty lagen unverändert bei 134,50 britische Pence.

Die Steinhoff-Offerte von 125 Pence je Aktie in bar bewertet Darty mit 673 Millionen britischen Pfund und liegt damit über dem bisherigen Konkurrenzgebot von Fnac. Statt bis 2. Mai haben die Darty-Aktionäre nun bis 10. Juni Zeit, die Steinhoff-Offerte anzunehmen. Allerdings will der Möbelhändler erreichen, dass sie ihm möglichst viele Aktien schon zum ursprünglich vorgesehenen Termin andienen.

Derweil hat Fnac die Darty-Eigner am Montag aufgefordert, noch nichts zu unternehmen. Fnac will angesichts der höheren Offerte sein weiteres Vorgehen prüfen. Laut der französischen Zeitung "Le Figaro" erwägt das Unternehmen eine neue Offerte. Am Dienstag war bekannt geworden, dass der französische Medienkonzern Vivendi mit einem Anteil von 15 Prozent bei Fnac eingestiegen ist. Beide Unternehmen wollen künftig im Vertrieb, bei Live-Veranstaltungen und digitalen Dienstleistungen zusammenarbeiten.

Der Möbelhändler Steinhoff, der in Deutschland durch seine Möbelkette Poco bekannt ist, will unterdessen mit seiner Wandelanleihe seinen finanziellen Spielraum erweitern. Die angestrebten 1,1 Milliarden Euro sollen zur Ablösung bestehender Schulden, für Übernahmen, allgemeine Unternehmenszwecke und zur Erleichterung künftiger Aktienrückkäufe eingesetzt werden.

Die Laufzeit der Wandelanleihe soll am 21. Oktober 2023 enden. Geplant ist nun ein Zinssatz von 1,25 Prozent, 40 Prozent über der ersten Prognose. Die endgültige Verzinsung will Steinhoff nach Platzierung der Anleihe noch an diesem Donnerstag festlegen. Für die spätere Umwandlung in Aktien ist dabei eine Prämie von 40 bis 45 Prozent auf den jüngsten Aktienkurs vorgesehen.

Steinhoff ist ein Konzern mit Rechtssitz in Amsterdam und einem operativen Hauptquartier in Südafrika. Dort ist das Unternehmen seit 1998 an der Börse notiert. Durch einige Übernahmen wie der französischen Handelskette Conforama ist der Konzern zu einem der größten Möbelhändler in Europa geworden. Seit kurzem ist das Unternehmen im MDax gelistet./stw/she/fbr