Bern (awp) - Der Gesundheitskonzern Galenica verschiebt die geplante Aufteilung in einen Logistik- sowie Drogerie- und einen Pharmateil um sechs bis zwölf Monate. Grund dafür ist die Evaluierung eines neuen CEO für den Pharmateil Vifor Pharma. Dieser Schritt wiederum wird mit der guten Entwicklung und den Chancen in den USA begründet, wo jüngst eine Lizenz- und Kommerzialisierungsvereinbarung mit Pfizer abgeschlossen werden konnte. Der Aufschub der Aufspaltung wurde an der Börse mit deutlichen Kursabgaben quittiert.

Der bisherige CEO von Vifor Pharma, Soren Tulstrup, werde seine Karriere ausserhalb des Unternehmens fortsetzen, teilt Galenica am Dienstag mit. Ein neuer CEO werde gesucht. Begründet wird dieser Schritt mit dem "erfreulichen Momentum im amerikanischen EPO-Markt", welches optimal genutzt werden soll und "um die Beziehungen mit den internationalen Partnern weiterzuentwickeln".

Gemäss der Mitteilung hat Vifor Pharma in den vergangenen Monaten eine neue Phase erreicht und werde an Dynamik auch künftig zulegen. So habe der Nettoumsatz des Eisenpräparats Ferinject in den ersten vier Monaten 2016 im Vorjahresvergleich um fast die Hälfte zugenommen.

CEO MIT ERFAHRUNG GESUCHT

Für Vifor Pharma werde ein CEO gesucht, der das Wissen und die Erfahrung mitbringe, um das rasch wachsende und äusserst komplexe Unternehmen in die Eigenständigkeit führen zu können, erklärte Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod den Entscheid. Soren Tulstrup habe "sehr gute Arbeit" geleistet, aber seit seiner Anstellung im Jahr 2014 habe er nicht genügend Know How und Erfahrung sammeln können, um die Firma nach der Aufspaltung leiten zu können.

Bereits habe man im Verwaltungsrat eine Liste mit guten Kandidaten zusammengestellt. "Ich bin überzeugt, dass wir die richtige Person für diese Aufgabe bis in spätestens zwölf Monaten finden werden", sagte Jornod. Ansonsten sei man mit den Arbeiten zur Aufspaltung der Galenica-Gruppe in Vifor sowie Galenica Santé "on track" und auch die aktuellen Geschäftsziele hätten weiterhin Bestand.

GALENICA SIEHT POTENTIAL IN DEN USA

Vifor Pharma baut derweil das Produktportfolio aus. So machte Galenica - ebenfalls am Dienstag - die Einlizenzierung der Kommerzialisierungsrechte am ESA-Medikament (Erythropoese-stimulierenden) Retacrit von Pfizer für den US-Dialysemarkt bekannt. Dabei handle es sich um ein eingereichtes Epoetin Biosimilar für die Nephrologie.

Pfizer hat für Retacrit eine "Biologics License Application" (BLA) bei der US-Gesundheitsbehörde FDA eingereicht. Retacrit wird für die Behandlung von Anämie bei chronischer Niereninsuffizienz (CKD), Nierenversagen und Chemotherapie-induzierter Anämie geprüft. Durch den Zugang zu Retacrit, sobald zugelassen, werde Vifor Pharma in der Lage sein, auch ein ESA mit Kurzzeitwirkung am US-Dialysemarkt anzubieten.

In diesem Zusammenhang spricht Galenica von dem erwähnten "erfreulichen Momentum". Vifor Pharma werde zusätzlich zu Mircera von Roche bald ein zweites EPO exklusiv in den USA anbieten können, womit sich die Chance eröffne, mittelfristig eine wichtige Position im amerikanischen Markt zu erringen.

AUFSPALTUNG VERSPÄTET SICH

Die Leitung bei Vifor Pharma übernimmt derweil Vize-CEO Gianni Zampieri ad-interim. Auf ausdrücklichen Wunsch des Verwaltungsrats von Galenica, den grössten Aktionären und des Partners Fresenius Medical Care verzichte zudem Etienne Jornod auf seinen Entscheid, die Führung von Vifor Pharma nach der Separierung abzugeben. Er werde als Exekutiver VR-Präsident von Vifor ohne zeitliche Begrenzung zur Realisierung der von ihm initiierten Projekte beitragen, hiess es.

Aufgrund des Führungswechsels werde die Aufteilung der Gruppe erst erfolgen, nachdem der neue CEO bei Vifor Pharma in seinen Funktionen eingeführt sei. Dadurch verschiebe sich das Projekt für die Separierung um sechs bis maximal zwölf Monate bis spätestens Ende 2017.

Im August 2014 hatte Galenica den Plan angekündigt, Vifor Pharma und Galenica Santé innerhalb von drei bis fünf Jahren (2017 - 2019) zu zwei eigenständigen börsenkotierten Unternehmen zu entwickeln. Der Zeitplan wurde in der Folge gar verkürzt und das Vorhaben auf das vierte Quartal 2016 in Aussicht gestellt. Gleichzeitig hatte Etienne Jornod seine Absicht bekannt gegeben, mit der Aufteilung der Gruppe die Führung der beiden neuen Unternehmen neuen Händen anzuvertrauen.

An der Börse ist der laut Analysten "überraschende" Abgaben von Vifor-CEO Tulstrup sowie die Verschiebung der Aufspaltung auf wenig Gegenliebe gestossen. Die Aktien büssten 6,7% auf 1'250 CHF ein während der Gesamtmarkt (SPI) zulegen konnte.

cf/cp/mk