FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf einen Anstieg der Stahlpreise macht die Aktien einiger Stahlkocher attraktiv. Am Montag profitierten die Salzgitter-Papiere von einer frischen Kaufempfehlung durch das Analysehaus Kepler Cheuvreux sowie positive Aussagen zur Gewinnentwicklung von Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann. Thyssenkrupp-Papiere wurden von den Anlegern indes gemieden.

An der MDax-Spitze verteuerten sich die Salzgitter-Aktien um 1,45 Prozent auf 37,44 Euro, zwischenzeitlich waren sie noch dichter an ihr in der vergangenen Woche erreichtes Mehrjahreshoch bei 38,45 Euro herangerückt. Thyssenkrupp-Papiere verloren zuletzt 0,22 Prozent an Wert. Beide Anteilsscheine haben sich seit dem Sommer positiv entwickelt.

KURSZIEL ANGEHOBEN FÜR SALZGITTER

Kepler-Cheuvreux-Analyst Rochus Brauneiser hob seine Empfehlung für Salzgitter von "Hold" auf "Buy" und setzte sein neues Kursziel bei 45 (zuvor 30) Euro an. Der Branchenexperte sieht den Konzern laut seiner jüngsten Studie als größten Profiteur steigender Preise für hochwertigen Flachstahl in Europa, da das Unternehmen erheblicher von diesem Bereich abhängig sei als viele breiter aufgestellte Wettbewerber.

Treiber für die Stahlpreise dürfte nach Einschätzung des Experten dabei eine kontinuierliche Angebotsdisziplin in China sein. Der weitere Abbau von Stahl-Überkapazitäten in dem Land dürfte im laufenden Jahr laut Brauneiser das wichtigste Thema für den Sektor werden. Der Experte rechnet damit, dass die Gewinn-Erwartungen für die europäische Stahlindustrie für die Jahre 2017 bis 2018 steigen sollten.

SALZGITTER-CHEF SIGNALISIERT GEWINNPLUS

Auch Salzgitter-Chef Fuhrmann hatte sich mit Blick auf die Stahlpreisentwicklung in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung" (Samstagausgabe) sehr zuversichtlich geäußert. Er rechnet demnach verglichen mit dem Durchschnitt der vergangenen drei Jahre mit höheren Erlösen für Stahlprodukte. Gleichzeitig sagte er, er halte 2017 die vierte Steigerung des Konzernergebnisses und somit einen Vorsteuergewinn in dreistelliger Millionenhöhe für nicht ausgeschlossen.

Auf Fuhrmanns Aussagen deutlich weniger euphorisch als der Markt reagierte Analyst Ingo Schachelvon der Commerzbank, der die Aktien aktuell weiterhin zum Verkauf empfiehlt. Die vom Salzgitter-Chef angedeutete Gewinnsteigerung liege im Einklang mit dem erwarteten Auftrieb im Sektor, schrieb Schachel in einer Studie vom Montag. Zudem rechne der Markt bereits mit einem dreistelligen Millionengewinn, gab er zu bedenken. Aktuell erwarten 15 von Bloomberg befragte Analysten im Mittel für Salzgitter 159,20 Millionen Gewinn vor Steuern.

THYSSENKRUPP MIT STAHLFUSION IM FOKUS

Derweil kommen Thyssen-Papiere bei Kepler-Experte Brauneiser deutlich schlechter weg als die Salzgitter-Aktien: Denn dem Experten bereitet die mögliche Fusion der europäischen Stahlaktivitäten mit dem indischen Tata-Konzern weiterhin große Sorgen - unter anderem wegen Tatas Pensionslasten in Großbritannien. Dies sei in der aktuellen Bewertung der Aktie nicht berücksichtigt. Ähnlich hatten sich in der vergangenen Woche bereits die Analysten von Goldman Sachs geäußert.

Der Thyssen-Konzern wird an diesem Donnerstag seine Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Berenberg-Analyst Allesandro-Abate rechnet wegen der angezogenen Stahlpreise und eines starken Geschäfts mit der Autoindustrie mit einem deutlichen Ergebnisanstieg./tav/das/fbr

Unternehmen im Artikel: ThyssenKrupp AG, Salzgitter AG