WALLDORF (awp international) - Europas grösster Softwarehersteller SAP geht nach einem überwiegend starken Jahr mit breiterer Brust in die kommenden Jahre. Angetrieben vom Wachstumsbringer mit Mietsoftware aus dem Internet legte das Unternehmen auch dank des traditionell starken Schlussquartals ein robustes Wachstum hin - und konnte auch im Stammgeschäft mit fest installierter Software überzeugen. Vor allem im Jahr 2020 soll sich das in mehr Gewinn und mehr Umsatz als bisher angepeilt auszahlen, wie der derzeit wertvollste Dax-Konzern am Dienstag am Sitz in Walldorf mitteilte.

Die Geschäfte mit der Mietsoftware aus dem Internet sollen im laufenden Jahr erneut um gut ein Drittel zulegen und damit den Gesamtumsatz auf bis zu 23,6 Milliarden Euro treiben. 2020 soll die Cloud sogar fast jeden dritten Euro Umsatz liefern, bisher ist es erst jeder siebte. Im zurückliegenden Jahr steigerte SAP seinen Umsatz um 6 Prozent auf 22,1 Milliarden Euro.

FINANZCHEF: DIVIDENDE KÖNNTE WEITER STEIGEN

Von den gut laufenden Geschäften könnten in diesem Jahr womöglich die Aktionäre profitieren. Dank besserer Kassenlage und sinkender Verschuldung deutete Mucic an, erneut die Dividende anheben zu wollen sowie in mittelbarer Zukunft auch über zusätzliche Ausschüttungen nachzudenken. Die SAP-Aktie lag am Mittag knapp im Plus. Ein Händler sagte am Morgen, die Markterwartungen für 2017 und auch 2020 lägen bereits am oberen Ende der nun ausgegeben Ziele.

Das um Sonderkosten etwa für den Konzernumbau oder Aktienboni für Manager bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 4 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr könnte dieser Wert am oberen Ende der Prognosespanne auf 7 Milliarden Euro klettern, also um 5,6 Prozent und damit weniger stark als der Umsatz. Die von Analysten stark beachtete operative Marge könnte in diesem Jahr mit der frischen Prognose damit weiter sinken.

OPERATIVE GEWINNMARGE GESUNKEN

Im vergangenen Jahr war sie um einen halben Prozentpunkt auf 30 Prozent zurückgegangen. Das Cloudgeschäft belastet mit hohen Investitionen und durch die ausbleibenden grossen Einmalzahlungen für Lizenzsoftware noch immer die Umsatzrendite. Finanzchef Luka Mucic betonte in einer Telefonkonferenz, dass SAP im Wachstumsfeld Cloud durchaus profitabler werde. Weil die Sparte so schnell wachse und damit einen grösseren Umsatzanteil ausmacht, gehe die Marge insgesamt noch zurück.

Unter dem Strich kletterte der Gewinn allerdings um 18 Prozent auf 3,62 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte insbesondere ein Abfindungsprogramm den Überschuss belastet. Die Führungsspitze um Konzernchef Bill McDermott und Finanzchef Mucic wollte das Augenmerk ohnehin insbesondere auf den grösseren Optimismus bis 2020 lenken. McDermott sprach von "enormem Vertrauen" in die Ambitionen, die in einem ähnlichen Wechselkursumfeld einen Umsatz von bis zu 29 Milliarden Euro vorsehen, bis zu 8,5 Milliarden davon aus der Cloud. Das operative Ergebnis soll dann auf 8,5 bis 9 Milliarden Euro steigen./ees/men/stb