Von Hans-Joachim Koch

FRANKFURT (Dow Jones)--Bei diesem Quartalsergebnis wird vieles neu sein bei SAP. Für das Softwareunternehmen soll 2023 der erklärte Start in die Erntephase der Strategieumstellung auf die Cloud sein. Vorangegangen waren kräftige, die Rentabilität belastende Investitionen in die Vereinheitlichung der Infrastruktur und viel Überzeugungsarbeit auf Kundenseite.

Neu ist auch, dass die Zahlen SAP pur zeigen werden, denn mit dem Verkauf der US-Tochter Qualtrics wird deren Beitrag herausgerechnet. Das wird die Interpretation der Zahlen zunächst nicht ganz einfach machen, und mancher Insider empfiehlt, den Analystenschätzungen nicht zu viel Wert beizumessen.

Absehbar ist aber, dass das Cloudgeschäft weiter brummen, der Lizenzverkauf dagegen schwächeln wird. Da der operative Gewinn wohl stärker als der Umsatz zulegt, wird das die Marge beflügeln, was üblicherweise die Stimmung am Markt hebt.

Neu ist auch, dass die Finanzdetails vom neuen CFO Dominik Asam präsentiert werden, seit März Nachfolger von Luka Mucic. Neue Mittelfristziele wird Asam nach wenigen Wochen im Amt aber wohl noch nicht ausgeben.

Der Softwarekonzern wird die Zahlen für das erste Quartal am Freitag, 21. April gegen 07.00 Uhr vorlegen.

OPERATIVE MARGE: Ob mit oder ohne Qualtrics - der operativen Marge wird der erste Blick vieler Investoren und Analysten gelten. Der Konsens sieht sie bei 25,1 Prozent, doch entscheidend ist, ob sie nach oben gegangen ist und vor allem wie viel. Zwar ist das Erstquartal üblicherweise das schwächste im Jahresverlauf. Aber die Marge ist und bleibt der wichtigste Indikator für den Weg zu größerer Rentabilität. Der soll jetzt mit Macht eingeschlagen werden. Angaben für die Marge wie auch alle übrigen Werte sind auf Non-IFRS-Basis.

CLOUD: Neben der Marge fokussieren sich die Beobachter auf das Wachstum im Cloudgeschäft, das die Triebfeder für SAP reloaded ist. Über 30 Prozent wären ein dickes Ausrufezeichen, realistisch dürfte das Plus eher leicht oberhalb von 25 Prozent liegen. Dennoch, das Programm "Rise with SAP" zum Ein- und Umstieg in die Cloud und Früchte der stetigen Überzeugungsarbeit bei bestehenden Kunden sollten helfen. Interessant wird auch sein, welche namhaften Neuabschlüsse SAP zu vermelden hat.

QUALTRICS: Die Herausrechnung von Qualtrics ist die große Unbekannte im Quartalsergebnis. Klar ist bereits, dass SAP die US-Tochter bis zum vollständigen Verkauf als "discontinued operations" führen wird. Aber diese Werte sind nicht vergleichbar mit der bisherigen Segment-Rechnung für Qualtrics und auch nicht mit deren Bilanzierung nach dem US-Standard GAAP, wie der Konzern betont. Der Verkaufserlös, der wohl im zweiten Halbjahr in die SAP-Kasse schwappt, wird dem Gewinn je Aktie nach IFRS einen Schub geben, aber naturgemäß nicht in das operative Ergebnis einfließen.

AUSBLICK: Die Ambitionen hatten sich auch im (vorläufigen) Ausblick für 2023 niedergeschlagen, veröffentlicht im Januar, zusammen mit der Verkaufsankündigung für die US-Tochter. Ohne diese wird es daher eine aktualisierte Guidance geben (müssen). Diese lautete bislang auf ein beschleunigtes Wachstum des Betriebsgewinns auf eine zweistellige Rate. Die angepeilten 8,8 bis 9,1 (2022: 8,03) Milliarden Euro entsprechen einem währungsbereinigten Plus von 10 bis 13 Prozent, nach minus 7 Prozent im Vorjahr. Die Einnahmen im Cloudgeschäft sollen 15,3 bis 15,7 Milliarden Euro erreichen, ein Plus (währungsbereinigt) von 22 bis 25 Prozent.

MITTELFRISTZIELE: Hier steht eine Aktualisierung an, angekündigt bereits im vergangenen Jahr, ohne Qualtrics wird sie aber noch notwendiger. Daran gearbeitet wird intensiv, wie Neu-CFO Dominik Asam im März betont hat. Aber Analysten wie jene von UBS sehen für die Bekanntgabe eher das SAP-Kundenevent Sapphire Mitte Mai als jetzt mit dem Quartalsergebnis. Derzeit sind beim Umsatz in der Cloud über 22 Milliarden und insgesamt über 36 Milliarden bei einem Betriebsergebnis von über 11,5 Milliarden Euro angepeilt.

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April 18, 2023 09:00 ET (13:00 GMT)