Berlin (Reuters) - Die Luftfahrt in Deutschland fliegt der Entwicklung in Europa auch im laufenden zweiten Halbjahr noch spürbar hinterher.

Für Juli bis Dezember erreicht das Sitzplatzangebot nur 88 Prozent des Vor-Corona-Niveaus von 2019, wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Dienstag mitteilte. Im restlichen Europa hingegen werde das Niveau von vor der Pandemie-Krise gemessen an den angebotenen Sitzplätzen mit 106 Prozent inzwischen deutlich übertroffen. Die sogenannten Punkt-zu-Punkt-Airlines - also Billigflieger - liegen sogar bei 126 Prozent und kommen mit 43 Prozent auf den größten Marktanteil.

Auf der Kurz- und Mittelstrecke, die in Deutschland gut drei Viertel des Verkehrs ausmacht, liegt das Angebot bei 93 Prozent im Vergleich zu 2019. Die größte Lücke klafft wie zuletzt im innerdeutschen Verkehr, der immer noch 48 Prozent hinter dem Vor-Corona-Niveau liegt. Die Langstrecke, auf die 16 Prozent aller Verbindungen entfallen, hat mit 97 Prozent schon fast wieder zu den Zeiten vor der Virus-Krise aufgeschlossen.

Grund für die schwache Entwicklung in Deutschland ist, dass Billigflieger wie Ryanair und Easyjet ihr Angebot herunterfahren. Die Airlines kritisieren die Standortkosten für Luftfahrt in Deutschland als zu hoch. "Wir legen nur an den Regionalflughäfen zu, die uns wettbewerbsfähige Kosten anbieten", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary Anfang 2024 im Reuters-Interview. Dies gelte etwa für Memmingen, Baden-Baden, Nürnberg oder Hahn in Rheinland-Pfalz. Im zweiten Halbjahr dieses Jahres liegt das Sitzplatzangebot etwa von Memmingen laut BDL 188 Prozent über dem von 2019 und in Hahn 150 Prozent darüber. Die viel größeren Flughäfen Berlin und Düsseldorf kommen jedoch nur auf 75 und 78 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)