Zürich (awp) - Die Genussscheine von Roche bewegen sich am Dienstag im frühen Handel in etwa mit dem Markt. Damit stemmen sie sich erfolgreich gegen die zuletzt präsentierten starken Daten von US-Konkurrent Merck im Bereich der Immunonkologie. Merck hatte am Vortag die lang erwarteten Ergebnisse seiner Keynote-189-Studie vorgelegt, in der das Immun-Therapeutikum Keytruda in Kombination mit einer Chemotherapie bei Patienten mit einer bestimmten Form von Lungenkrebs getestet wurde. Die Daten waren sehr gut. Roche hat weitere Details aus seiner eigenen Studie IMpower150 vorgelegt - ebenfalls eine Immunonkologie-Chemo-Kombination.

Gegen 10.00 Uhr kosten die Papiere von Roche 217,15 Franken, was einem Plus von 0,3 Prozent entspricht. Damit sind sie auf gleichem Kurs wie der Leitindex SMI, der um 0,35 Prozent steigt.

Die Analystenkommentare fallen mit Blick auf die Bedeutung für Roche uneinheitlich aus. Grundsätzlich einig sind sich die Experten darin, dass Merck die Latte mit den Ergebnissen höher gelegt hat und sich vorerst in der Indikation Lungenkrebs weiterhin als führend erachten darf.

Uneins sind sich die Experten dagegen bei der Frage, ob Roche mit seiner Tecentriq-Chemo-Kombination aufschliessen kann oder zumindest eine ernst zu nehmende Konkurrenz darstellt. So schreibt etwa David Evans von Kepler Cheuvreux, dass die Merck-Daten beeindruckend seien und Roche mit seinen Ergebnissen aus dem IMpower150-Programm etwas blass ausgesehen habe. Merck sei auf gutem Wege, mit seiner Kombination die neue Standardtherapie zu liefern.

Beeindruckend an den Merck-Daten sind vor allem die Überlebensraten, wie alle Analysten betonen. Merck hat in dem Programm das Sterberisiko (overall survival, OS) um 50 Prozent reduziert. Allerdings, schränkt Evans ein, sei die Keynote-189-Studie auch nicht ohne Schwächen gewesen. Denn das progressionsfreie Überleben lag bei 8,8 Monaten und damit nur wenig höher als die 8,3 Monate, die Roche in seiner IMpower150-Studie erreichte.

Auf diesen Punkt zielen denn auch etwas zuversichtlichere Analysten wie Bruno Bulic von Baader Helvea oder auch Richard Vosser von JPMorgan ab. Von Roche gibt es nämlich noch keine Daten zur Überlebensrate. Diese werden erst im Sommer auf dem Fachkongress ASCO präsentiert. Sollten sie ähnlich überzeugend wie die Merck-Daten ausfallen, habe Roche eine faire Chance, sich Marktanteile in der Indikation Lungenkrebs zu sichern.

Bulic geht gar so weit, die Euphorie über die Merck-Daten als etwas überzogen zu bezeichnen.

Stefan Schneider von Vontobel erachtet die Merck-Daten ebenfalls als stark, warnt aber davor, dass man mit einem direkten Vergleich der beiden Studien vorsichtig sein müsse, da sie unterschiedlich aufgesetzt seien.

Wichtig für Roche dürften die Daten aus den anderen Studien-Programmen sein, die derzeit laufen. Hier verweist Schneider beispielsweise auf die im Laufe des zweiten Quartals erwarteten Daten aus der IMpower132-Studie. Diese sei ähnlich wie Mercks Keynote 189 aufgesetzt und erlaube einen direkteren Vergleich.

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