Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Ein hohes Aufkommen an Naturkatastrophen - allen voran der Hurrikan "Ian" - hat die Rückversicherungsbranche im vergangenen Jahr viel Geld gekostet. Die Munich Re zeigte sich zuletzt dennoch zuversichtlich, das angestrebte Gewinnziel von 3,3 Milliarden Euro zu erreichen - eine Sicht, die auch von Analysten gestützt wird. Die Branche kommt unterdessen nicht zur Ruhe: Das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien (wo allerdings relativ wenig versichert war) und der Zyklon "Gabrielle" in Neuseeland sorgen für weitere Schäden. Für die Munich Re bedeuten viele Katastrophen auch, dass die Preise steigen, wie die Erneuerungsrunde zum 1. Januar gezeigt haben dürfte.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
ERGEBNIS - "Unverändert zuversichtlich" hatte sich Finanzvorstand Christoph Jurecka Mitte Dezember mit Blick auf das Gewinnziel von 3,3 Milliarden Euro gezeigt. Das wäre dann einem starken vierten Quartal zu verdanken, für das der Konzern hohe Sondereffekte in der Kapitalanlage angekündigt hat. Nach dem dritten Quartal, das vor allem wegen "Ian" unter einer enormen Großschadensbelastung und einem schwachen Kapitalanlageergebnis ächzte, hatte der CFO weniger Zuversicht versprüht. In der Schaden-Unfall-Rückversicherung hatte die Munich Re die Prognose für die Schaden-Kosten-Quote, die Aufwand und Ertrag ins Verhältnis setzt, gesenkt.
AUSBLICK - Den Ausblick eines Gewinns von 4 Milliarden Euro für das laufende Jahr dürfte die Munich Re bestätigen. Schließlich hat sie das Ziel erst im Dezember ausgegeben. Vorsicht ist allerdings geboten, weil der Ausblick 2023 nicht direkt mit dem Vorjahresergebnis vergleichbar sein wird. Denn ab 2023 bilanziert die Munich Re erstmals nach dem neuen Standard IFRS 17, was aufgrund der neuen Bilanzierung von Versicherungsverträgen tendenziell positiv für den Nettogewinn ist. CFO Jurecka hat im Dezember aber versichert, dass der Gewinnanstieg vor allem auf operativen Verbesserungen und weniger auf der neuen Bilanzierung beruhen wird.
KATASTROPHEN - Im bisherigen Jahresverlauf hatte die Munich Re wohl keine außergewöhnlich hohen Belastungen zu verkraften, trotz des verheerenden Erdbebens in der Türkei und in Syrien mit bislang fast 50.000 Toten. Denn in der Region ist die Versicherungsdichte niedrig. In einer ersten Einschätzung hatte der Risikomodellierer Versik die wirtschaftlichen Schäden zwar auf 20 Milliarden US-Dollar beziffert, die versicherten Schäden aber nur auf gut 1 Milliarde. Ein weiteres Naturereignis ist der Zyklon "Gabrielle", der in Neuseeland für heftige Überschwemmungen gesorgt hat.
ERNEUERUNG - Ein hohes Aufkommen an Naturkatastrophen bedeutet höhere Preise, weil eine höhere Nachfrage der Versicherer nach Rückversicherungsschutz auf ein knapperes Angebot trifft. Konkurrent Hannover Rück konnte in seiner Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar um 8,0 Prozent höhere Preise durchsetzen. Der Rivale konnte es sich auch erlauben, auf margenschwächeres Geschäft zu verzichten, weshalb das erneuerte Volumen schrumpfte. Ein ähnliches Muster wird bei der Munich Re erwartet.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum vierten Quartal und Gesamtjahr 2022:
=== . PROG PROG PROG 4. QUARTAL 4Q22 ggVj Zahl 4Q21 Bruttoprämien 16.200 +9% 10 14.894 Anlageergebnis 2.086 +46% 10 1.425 Operatives Ergebnis 1.929 +101% 10 962 Ergebnis nach Steuern 1.399 +61% 10 871 Ergebnis je Aktie 10,09 +63% 10 6,20 Schaden-Kosten-Quote* 92,4 -- 10 96,4 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj22 ggVj Zahl Gj21 Bruttoprämien 67.200 +13% 10 59.567 Anlageergebnis 4.948 -31% 10 7.156 Operatives Ergebnis 3.126 -11% 10 3.517 Ergebnis nach Steuern 3.303 +13% 10 2.932 Ergebnis je Aktie 23,79 +14% 10 20,93 Schaden-Kosten-Quote* 95,8 -- 10 99,6 . PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 Zahl Bruttoprämien 67.083 8 Anlageergebnis 6.537 3 Operatives Ergebnis 5.422 6 Ergebnis nach Steuern 4.086 13 Ergebnis je Aktie 30,33 13 Schaden-Kosten-Quote* 94,0 3 Dividende je Aktie 12,27 13 ===
ERLÄUTERUNGEN:
-* Rückversicherung - Schaden/Unfall
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Schaden-Kosten-Quote in Prozent
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens, Prognosen für das Gesamtjahr 2023 von Factset
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: matthias.goldschmidt@wsj.com
DJG/mgo/brb
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February 22, 2023 23:45 ET (04:45 GMT)