MÜNCHEN (awp international) - Der Münchner Triebwerkshersteller MTU beschleunigt trotz Ärgers mit den Antrieben für Airbus-Mittelstreckenjets und den Militärtransporter A400M seinen Steigflug. Nach einem Umsatz- und Gewinnplus in der ersten Jahreshälfte hob Vorstandschef Reiner Winkler am Dienstag die Ziele für das Gesamtjahr etwas an. Wenig Sorgen bereiten der MTU-Spitze die offenbar gelösten Hitzeprobleme bei den Triebwerken des Airbus A320neo sowie der geschmolzene Auftragsbestand. Denn im Juli hat das Unternehmen auf der Luftfahrtmesse in Farnborough wieder Bestellungen und Vorverträge über rund eine Milliarde Euro eingesammelt.

An der Börse wurden die Nachrichten mit Wohlwollen aufgenommen. Für die MTU-Aktie ging es bis zur Mittagszeit um mehr als sechs Prozent auf 92,03 Euro nach oben und damit an die Spitze des MDax .

Im Vergleich zu dem Kursgewinn hatte der Vorstand seine Prognosen für Umsatz und Gewinn am Morgen nur leicht angehoben. Winkler will das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) in diesem Jahr jetzt auf rund 480 Millionen Euro steigern - bisher hatte er 460 bis 470 Millionen Euro angepeilt. Der um Effekte wie Schwankungen bei der Steuerquote, Stichtagsbewertungen und eine Kaufpreisallokation bereinigte Nettogewinn soll 330 Millionen Euro erreichen. Beim Umsatz hat der Manager mit 4,7 Milliarden Euro nun das obere Ende der bisherigen Zielspanne im Blick.

Zu dem Umsatzplus soll in den kommenden Monaten besonders das Getriebefan-Triebwerk für den Airbus A320neo beitragen. Der von MTU mitentwickelte und mitgebaute Antriebstyp des US-Herstellers Pratt & Whitney hatte die Auslieferungen der auf Spritsparen getrimmten Airbus-Mittelstreckenjets im ersten Halbjahr ausgebremst. Die Triebwerke mussten vor jedem Start minutenlang im Leerlauf gelüftet werden. Airbus hatte die Auslieferungen daher monatelang ausgesetzt - und will sie in der zweiten Jahreshälfte nachholen.

Bei MTU rechnet Winkler wegen der Verspätungen mit einer Gewinnbelastung im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Während der Umsatz in der zweiten Jahreshälfte durch die steigenden Auslieferungszahlen höher ausfallen sollte als in den ersten sechs Monaten, dürfte es beim operativen Gewinn umgekehrt sein. Die Triebwerksprobleme beim Militärtransporter A400M dürften bei MTU laut Winkler aber kaum auf den Umsatz drücken.

Von Januar bis Juni konnte MTU mit einem gut laufenden Wartungs- und Militärgeschäft rückläufige Erlöse bei Verkehrsflugzeug-Antrieben mehr als ausgleichen. Dadurch lag der Umsatz von Januar bis Juni mit 2,3 Milliarden Euro gut vier Prozent höher als ein Jahr zuvor. Für hohe Erlöse sorgten dabei die Triebwerke für den herkömmlichen Airbus A320, den weltgrössten Verkehrsjet A380 sowie die Boeing-Langstreckenjets 787, den Jumbo 747-8 und den Eurofighter. Das bereinigte Ebit sprang um 19 Prozent auf 254 Millionen Euro in die Höhe. Der bereinigte Nettogewinn wuchs um knapp 20 Prozent auf 176 Millionen Euro./stw/men/stb