Von Markus Klausen

FRANKFURT (Dow Jones)--Das abgelaufene Jahr verlief für den Premiumautohersteller Mercedes-Benz durchwachsen: Vor allem wegen des schwächeren vierten Quartals dürfte bei marginal steigendem Umsatz der Gewinn um rund ein Viertel abgesackt sein. Und damit nicht genug: Der schärfere Wettbewerb bei Elektroautos in China - und auch zunehmend in Europa - sowie weiterhin hohe Forschungs- und Entwicklungskosten dürften den Ausblick auf das laufende Jahr zunehmend trüben. Der Gewinn wird 2024 noch stärker sinken als im Vorjahr. Für Investoren könnte Mercedes-Benz bei Vorlage der Jahreszahlen am Donnerstag aber dennoch einen Stimmungsaufheller parat haben: Wegen des hohen Cashflows könnte die Dividende erhöht und/oder weitere Aktienrückkäufe verkündet werden.


   WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN: 

MARGE RÜCKLÄUFIG: Mercedes-Benz hat bereits Anfang Februar den überraschend hohen Cashflow für 2023 veröffentlicht und dabei auch verkündet, dass sowohl das EBIT des Konzerns als auch die Margen der Sparten nicht ad-hoc-publizitätspflichtig sind. Somit wird es bei den wesentlichen Finanzkennzahlen keine Überraschungen mehr geben: Die bereinigte Marge bei Cars erwarten Analysten im Konsens bei etwa 12,8 Prozent nach noch 14,6 Prozent im Vorjahr. In Aussicht gestellt hatte Mercedes 12 bis 14 Prozent. Grund für den deutlichen Rückgang sind Lieferprobleme von Bosch bei 48-Volt-Systemen für Hybridmotoren und höhere Ausgleichszahlungen an Lieferanten infolge der hohen Inflation. Bei Barclays werden diese alleine für das Schlussquartal auf 1,0 Milliarden bis 1,5 Milliarden Euro beziffert. Zu beachten ist aber auch, dass Mercedes im Jahr zuvor angesichts der Chip-Lieferengpässe äußerst hohe Verkaufspreise durchsetzen konnte, weshalb die Marge 2022 damals ungeahnte Höhen erreichte.

AUSBLICK MINDESTENS ZURÜCKHALTEND: Der Gegenwind auch für Premiumhersteller infolge geringerer Kaufanreize für Elektrofahrzeuge und des erhöhten Wettbewerbs nimmt zu. Bisher lehnten die Schwaben rigoros jegliche Preisnachlässe zum Schutz der Margen ab. Angesichts des zunehmend schwierigeren Umfelds könnte Mercedes aber einen etwas anderen Ton anschlagen. Das könnte auch daran liegen, dass die Marge im Van Geschäft, das vergangenes Jahr den Gewinn noch um rund die Hälfte gesteigert hat, nun von den hohen Werten zurückkomme und sich normalisiere, heißt es von der UBS. In der Summe rechnen Analysten für 2024 bei stabilen Umsätzen im Konzern mit einem Gewinnrückgang von über einem Zehntel. Die Marge im Geschäft mit Premiumwagen wird bei 11,1 Prozent gesehen.

DIVIDENDE UND AKTIENRÜCKKÄUFE IM FOKUS: Die wohl getrübte Stimmung könnte das Management um CEO Ola Källenius mit einer höheren Dividende und einem Aktienrückkaufprogramm aufhellen. Analysten rechnen im Konsens mit einer leicht höheren Ausschüttung von 5,25 (Vorjahr: 5,20) Euro je Aktie für das Jahr 2023. Deutlicher erhöhen könnte der Konzern den Schätzungen zufolge das Budget für Aktienrückkäufe: Das aktuelle Programm im Volumen von bis zu 4 Milliarden Euro dürfte dieses Jahr bereits komplett ausgeschöpft werden, heißt bei der UBS. Der Vorstand könnte sich daher bei der demnächst anstehenden Hauptversammlung die Genehmigung für den Rückkauf eigener Papiere einholen, die das zuvor genehmigte Volumen von bis zu 10 Prozent des Grundkapitals überteige.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum vierten Quartal und für das Gesamtjahr 2023:


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.                                  PROG  PROG  PROG 
4. QUARTAL                         4Q23  ggVj  Zahl     4Q22 
Umsatz                           39.072   -5%    12   41.003 
EBIT                              4.101  -24%    12    5.411 
EBIT bereinigt                    3.999  -21%     9    5.071 
Ergebnis nach Steuern/Dritten     2.791  -30%    12    3.981 
Ergebnis je Aktie unverwässert     2,79  -25%     7     3,72 
Umsatz Cars                      28.213   -8%    10   30.557 
EBIT bereinigt Cars               2.961  -28%     8    4.088 
bereinigte Umsatzrendite Cars      10,5    --    --     13,4 
Umsatz Vans                       5.504   +8%    10    5.114 
EBIT bereinigt Vans                 736  +47%     8      501 
bereinigte Umsatzrendite Vans      13,4    --    --      9,8 
Umsatz Mobility                   6.586   -4%    10    6.858 
EBIT bereinigt Mobility             347  -30%     9      494 
 
.                                  PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                         Gj23  ggVj  Zahl     Gj22 
Umsatz                          151.841   +1%    14  150.017 
EBIT                             19.402   -5%    14   20.458 
EBIT bereinigt                   19.591   -5%    10   20.655 
Ergebnis nach Steuern/Dritten    13.881   -4%    14   14.501 
Ergebnis je Aktie unverwässert    13,23   -2%     9    13,55 
Umsatz Cars                     111.466  -0,1%   11  111.601 
EBIT bereinigt Cars              14.255  -12%    11   16.245 
bereinigte Umsatzrendite Cars      12,8    --    --     14,6 
Umsatz Vans                      20.032  +16%    12   17.217 
EBIT bereinigt Vans               2.959  +54%    11    1.927 
bereinigte Umsatzrendite Vans      14,8    --    --     11,2 
Umsatz Mobility                  26.288   -2%    12   26.954 
EBIT bereinigt Mobility           1.684  -31%    12    2.428 
Dividende je Aktie                 5,25   +1%    12     5,20 
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ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Renditen in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Visible Alpha (Stand: 14. Februar 2024).

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: markus.klausen@wsj.com

DJG/kla/sha

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February 19, 2024 09:00 ET (14:00 GMT)