BERLIN (dpa-AFX) - Wegen eines weiteren Hacker-Angriffs soll laut "Spiegel" das Bundesverwaltungsamt ein System zur Übermittlung von Fluggastdaten abgeschaltet haben. Das "Passenger Name Record System" (PNR) wird derzeit im Rahmen einer EU-Richtlinie aufgebaut und dient der Terrorabwehr, es stand dem Nachrichtenmagazin zufolge kurz vor der Einführung. Abgeschaltet worden sei es am Donnerstag, berichtete das Magazin. Eine Bestätigung war am Samstag beim zuständigen Innenministerium nicht zu erhalten.

Nach einer EU-Richtlinie zur Terrorismusbekämpfung müssen Fluggesellschaften ab Mai für jeden Passagier 20 persönliche Informationen an die Behörden leiten. Die Informationen werden fünf Jahre lang gespeichert und bei Bedarf zwischen den EU-Staaten ausgetauscht.

Bereits vor gut einer Woche war ein Hacker-Angriff auf die Bundesregierung bekanntgeworden, der Medienberichten zufolge auf das Referat für Russland und Osteuropa im Auswärtigen Amt gezielt hatte und bei dem nur wenige Dokumente erbeutet worden waren.

Unter den mindestens sechs entwendeten Dokumenten sei neben Aufzeichnungen über EU-Gespräche zur Ukraine und zu Weißrussland auch ein Protokoll über die Brexit-Verhandlungen der Europäischen Union mit Großbritannien, schrieb der "Spiegel".

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll hinter der Attacke eine russische Hackergruppe stecken, die unter dem Namen "Snake" (deutsch: Schlange) agiert. Computerexperten sagen ihr Verbindungen zu russischen Geheimdiensten nach. Die Bundesanwaltschaft leitete Vorermittlungen wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit gegen unbekannt ein. Nach Medienrecherchen war der Angriff offenbar Teil einer weltweiten Hacker-Attacke, von der auch Länder in Skandinavien, Südamerika und ehemalige Sowjetstaaten betroffen sein sollen./and/DP/zb