(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Analysten und Aktienkurs.)

KÖLN (dpa-AFX) - Beim Spezialchemie-Konzern Lanxess zeigt die Neuausrichtung Wirkung: Nach einem starken Jahresstart und positiven Signalen auch für das zweite Quartal erhöhte Konzernchef Matthias Zachert am Mittwoch die Prognose für das laufende Jahr. Dabei fährt er auch die Früchte des von ihm auf den Weg gebrachten Umbaus ein. Händler und Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen von Kennzahlen und Prognose insgesamt positiv überrascht. Die Aktien legten am Vormittag in einem schwächeren Markt um gut ein Prozent zu.

Die Latte für das laufende Jahr liegt nun höher: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen dürfte auf 900 bis 950 Millionen Euro klettern, nach 885 Millionen ein Jahr zuvor. Bisher hatte Zachert jeweils 20 Millionen weniger in Aussicht gestellt. "Wir sind mit einem starken ersten Quartal ins laufende Geschäftsjahr gestartet und auch das zweite Quartal hat gut begonnen", zeigte sich der Manager zuversichtlich.

LANXESS LEGT OPERATIV SPRUNGHAFT ZU

Im ersten Quartal erhöhte sich das Ebitda sprunghaft um 14,4 Prozent auf 262 Millionen Euro. Gründe waren höhere Absatzmengen, eine bessere Auslastung, positive Währungseffekte sowie der Wegfall von Anlaufkosten für ein neues Kautschuk-Werk in Asien, die vor einem Jahr belastet hatten. Der Umsatz sank hingegen wegen niedrigerer Verkaufspreise im Zuge des Ölpreisverfalls um 5,8 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro.

Unter dem Strich blieb beim MDax -Konzern im ersten Quartal ein Gewinn von 53 Millionen Euro hängen, nach 22 Millionen ein Jahr zuvor. Analysten hatten im Schnitt zwar etwas mehr Umsatz, aber ein schwächeres operatives Ergebnis erwartet. Commerzbank-Analyst Lutz Grüten sprach von einem hervorragenden ersten Quartal und auch das zweite Quartal habe gut begonnen. DZ-Bank-Experte Peter Spengler sprach von einem ordentlichen Mengenwachstum und einem guten Start in das zweite Quartal.

KAUTSCHUK-GEMEINSCHAFTSUNTERNEHMEN SORGT FÜR SPIELRAUM

"Die gute Geschäftsentwicklung zeigt, dass Lanxess stabiler und profitabler wird", sagte Zachert. "Das neue Lanxess" nehme Gestalt an. Zuletzt hatte er mit dem größten Öl- und Energiekonzern der Welt, der saudischen Saudi Aramco, das Kautschuk-Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo gegründet. Dieser strategische Schritt spülte Lanxess rund 1,2 Milliarden Euro in die Kasse. Zachert nutzte den Spielraum Ende April für einen ersten Zukauf. Für rund 210 Millionen Euro will Lanxess vom amerikanischen Chemiekonzern Chemours das Geschäft für Desinfektions- und Hygienelösungen kaufen.

Die starke Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie hatte Lanxess in den vergangenen Jahren in Bedrängnis gebracht. Die Autokrise in Europa und selbst geschaffene Überkapazitäten hatten bei Kautschuk einen Preisverfall ausgelöst. Lanxess als weltgrößter Hersteller von synthetischem Kautschuk litt besonders stark darunter. Mit Stellenstreichungen und einem Umbau der Produktion steuerte der Konzern gegen.

GEMEINSCHAFTSUNTERNEHMEN FLIESST VOLL IN BILANZ EIN

Auch nach der Bildung des Gemeinschaftsunternehmens fließt das Geschäft aber noch drei Jahre lang voll in die Bilanz der Kölner mit seinen rund 16 600 Mitarbeitern ein. Die Kautschuke werden in der Reifenindustrie, in der Automobilproduktion sowie für zahlreiche weitere Anwendungen eingesetzt./jha/nmu/fbr