Frankfurt (Reuters) - Lanxess-Chef Matthias Zachert will den Kölner Spezialchemiekonzern nach einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal mit einem Sparprogramm wetterfest machen.

"Die Chemie und auch Lanxess sind derzeit in schwerem Fahrwasser. Die erhoffte Nachfragebelebung für das zweite Halbjahr ist derzeit nicht absehbar. Daher steuern wir gegen", erklärte Zachert am Freitag. Mit dem Programm, zu dem auch ein europaweiter Einstellungsstopp und die Schließung energieintensiver Betriebe gehören, will Lanxess 2023 einmalig rund 100 Millionen Euro je zur Hälfte durch Kostensenkungen und verringerte Investitionen einsparen. Die jährlichen Kosten sollen ab 2025 dauerhaft um rund 150 Millionen reduziert werden.

"Doch damit ist es nicht getan. Die Politik muss jetzt endlich aufwachen", sagte Zachert. "In der aktuellen konjunkturellen Schwächephase ist der Standort Deutschland international nicht wettbewerbsfähig." Nötig seien ein wettbewerbsfähiger Industriestrompreis, ein Bürokratieabbau und schnellere Genehmigungsverfahren. Am Standort Krefeld-Uerdingen will Lanxess bis 2026 die energieintensive Hexan-Oxidation mit 61 Mitarbeitern stilllegen, die Chromoxid-Produktion dort mit 52 Beschäftigten soll verkauft oder womöglich auch stillgelegt werden, wenn ein Verkauf nicht gelingt.

Zachert strebt zudem schlankere Strukturen in der Verwaltung an, will das Geschäftsmodell von Lanxess schärfen und das Angebot an nachhaltigen Produkten ausbauen. Weltweit sollen energieintensive Betriebe überprüft werden. Boni sollen deutlich gesenkt werden, der Vorstand will auf 25 Prozent seines Fixums beim Gehalt verzichten. Für das Sparprogramm erwartet Lanxess Einmalkosten von rund 100 Millionen Euro.

Im zweiten Quartal brach der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) wegen einer schwachen Nachfrage, des anhaltenden Lagerabbaus der Kunden und niedrigerer Verkaufspreise um fast 58 Prozent auf 107 Millionen Euro ein. Der Umsatz sank um gut elf Prozent auf 1,78 Milliarden. Unter dem Strich fiel bei Lanxess im fortzuführendem Geschäft ein Verlust von 145 Millionen Euro an nach einem Gewinn von 48 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Lanxess kündigte zudem an, dass der langjährige Finanzvorstand Michael Pontzen (53) das Unternehmen auf eigenen Wunsch "im besten gegenseitigen Einvernehmen" vorzeitig verlässt und zum September als Finanzchef zu einem Unternehmen außerhalb Deutschlands wechseln wird. Pontzen arbeitete seit 19 Jahren für den Konzern und war seit 2015 im Vorstand. Sein Nachfolger wird Oliver Stratmann (51), der seit 2004 für Lanxess tätig ist und zuletzt die Abteilung Treasury & Investor Relations leitete.

Lanxess hatte im Juni den Auftakt einer ganzen Reihe von Gewinnwarnungen aus der Chemieindustrie gemacht und seine Jahresziele deutlich gesenkt. Für 2023 rechnet das Unternehmen mit einem bereinigtem Ergebnis von 600 bis 650 Millionen Euro statt der ursprünglich prognostizierten 850 bis 950 (2022: 930) Millionen. Auch Branchenprimus BASF, der bereits zu Jahresbeginn Stellenstreichungen und die Schließung energieintensiver Anlagen angekündigt hatte, und andere Unternehmen wie Evonik und Clariant kassierten zwischenzeitlich ihre Prognosen. Sie alle mussten ihre Hoffnung auf eine Erholung im zweiten Halbjahr aufgeben.

(Bericht von Patricia Weiß; redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)