Hauptversammlung

Mittwoch, 24. Mai 2024

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Aus den Ausführungen von

Matthias Zachert

Vorsitzender des Vorstands der LANXESS AG

(Es gilt das gesprochene Wort)

Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren, im Namen des gesamten Vorstands heiße ich Sie sehr herzlich zu unserer diesjährigen Hauptversammlung willkommen.

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Vor 12 Monaten hatte ich Sie an dieser Stelle darauf eingestimmt, dass wir vor einem harten Jahr 2023 stehen. Heute, ein Jahr später, muss ich sagen: ja, es ist leider auch so gekommen.

Doch zugleich wage ich für die kommenden Monate die Prognose: wir sind aus dem Gröbsten raus, das Jahr 2024 wird besser werden als das vergangene.

Wir blicken zurück auf 2023 als ein Multikrisen-Jahr - für die Welt, für die Industrie und insbesondere für uns in der Chemie.

Für LANXESS war es vielleicht das schwierigste Jahr unserer Unternehmensgeschichte, und über unserer Industrie hat sich buchstäblich der perfekte Sturm zusammengebraut.

Wir waren in den vergangenen Monaten mit einer nie gesehenen globalen Nachfrageschwäche konfrontiert - über fast alle Branchen hinweg und in nahezu allen wichtigen Marktregionen.

In meiner ganzen beruflichen Laufbahn habe ich noch keine Krise erlebt, die die Chemieindustrie so tief ins Mark getroffen hat.

Die zu Beginn des vergangenen Jahres prognostizierte Belebung der Industrie für die zweite Jahreshälfte blieb aus.

Wichtige Märkte, darunter der weltweit größte Chemiemarkt China, aber auch Europa, lagen deutlich hinter den Erwartungen.

Dazu litt und leidet die Weltwirtschaft weiter unter den geopolitischen Spannungen, die im vergangenen Jahr sogar noch deutlich zugenommen haben.

Meine Damen und Herren, besonders hart hat dieses Jahr die Chemie in Deutschland belastet, und damit auch

LANXESS.

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Denn der Standort Deutschland verliert in puncto Wettbewerbsfähigkeit international weiter massiv an Boden.

So hat Deutschland im "Länderindex Standortattraktivität" des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung allein zwischen 2020 und 2022 vier Plätze verloren und liegt jetzt weit abgeschlagen auf dem achtzehnten von 21 Rängen.

Internationale Investoren sehen laut einer Studie von KPMG den Standort Deutschland im internationalen Vergleich nur noch im Mittelfeld.

Die größten Investitionshindernisse: Die überbordende Bürokratie und die hohen Energiekosten.

Beides trug ebenfalls zu dem erwähnten "perfekten Sturm" für die chemische Industrie bei.

Trotz dieser extrem widrigen Rahmenbedingungen haben wir bei LANXESS von Anfang an die Herausforderung angenommen.

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Zunächst gehört dazu die Erkenntnis, dass wir in dieser Krise vom konsequenten Umbau des Unternehmens in den Jahren zuvor profitiert haben.

Ich wage die These: wären wir heute noch das Kautschuk- und Kunststoff-Unternehmen von vor 10 Jahren, dann hätte uns diese Krise hinweggefegt.

Heute können wir sagen: auch in diesen schwierigen Zeiten haben wir unsere Handlungsfähigkeit bewahrt. Natürlich haben wir keinen Einfluss auf politische Krisen oder die weltweite Nachfrage.

Doch wir sind sehr entschlossen all das angegangen, was in unserem eigenen Einflussbereich lag und liegt. Immer mit dem Ziel, das Unternehmen so gut wie möglich durch dieses schwere Fahrwasser der Weltwirtschaft zu bringen.

Ich nenne Ihnen dabei vor allem drei Schritte:

Wir haben erstens schnell entschieden unsere Strukturen anzupassen.

Schon im Frühsommer letzten Jahres haben wir unseren Aktionsplan "FORWARD" auf den Weg gebracht, der uns dauerhaft signifikante Einsparungen ermöglicht.

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Zweitens haben wir unsere Verschuldung weiter gesenkt und unseren Cashflow deutlich verbessert.

Und drittens haben wir selbst in diesen schwierigen Zeiten den Konzern strategisch weiterentwickelt und unsere Transformation in Richtung Spezialchemie konsequent weitergeführt. Über all dies möchte ich Ihnen nun im Detail berichten.

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Bilanz

Kommen wir daher zunächst zur Geschäftsentwicklung des Jahres 2023.

Unser Konzernumsatz lag mit 6,7 Milliarden Euro um 17 Prozent unter dem Vorjahreswert von 8,1 Milliarden Euro.

Unser EBITDA vor Sondereinflüssen sank um knapp 45 Prozent auf 512 Millionen Euro nach 930 Millionen Euro im Jahr 2022 und blieb damit hinter unseren Erwartungen für das Gesamtjahr zurück.

Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen erreichte 7,6 Prozent nach 11,5 Prozent im Vorjahr.

Das Konzernergebnis 2023 lag mit 443 Millionen Euro signifikant über dem Vorjahreswert von 250 Millionen Euro.

Dies rührte insbesondere aus dem Erlös, den wir von unserem Joint Venture-Partner Advent für die Gründung unseres Gemeinschaftsunternehmens Envalior erhalten haben.

Das Konzernergebnis aus fortzuführendem Geschäft blieb mit minus 843 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 184 Millionen Euro.

Das lag einerseits an der Entwicklung des operativen Ergebnisses und andererseits an außerplanmäßigen Abschreibungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte aus Akquisitionen.

Meinen Damen und Herren, die Zahlen zeigen es: das Geschäft im abgelaufenen Jahr war extrem schwach.

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Daher hatten wir Ihnen bereits im November unseren Vorschlag angekündigt, die Dividende entsprechend deutlich zu reduzieren.

Vorstand und Aufsichtsrat schlagen Ihnen deshalb heute eine Dividende von 10 Eurocent je Aktie vor.

Dies entspricht einer Ausschüttungssumme von insgesamt rund 8,6 Millionen Euro.

Mir ist bewusst, dass das keine erfreulichen Nachrichten sind.

Aber in einer so außerordentlichen Krisensituation unserer Branche ist es unsere Verantwortung und Priorität, die finanzielle Stabilität des Konzerns zu wahren.

Auch in Zukunft - und ich formuliere dies bewusst als Anspruch - wollen wir ganz klar ein Unternehmen bleiben, dass seine Aktionäre unter anderem durch unsere Dividenden verlässlich am Erfolg unserer Geschäfte teilhaben lässt. Auch wenn wir dabei immer die finanzielle Situation des Unternehmens und die

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wirtschaftlichen Entwicklungen berücksichtigen werden, streben wir eine steigende, mindestens aber stabile Dividende an.

Meine Damen und Herren, positiv war im vergangenen Jahr, dass wir gut vorangekommen sind bei unseren Zielen, die Verschuldung zu senken und unseren Cashflow zu steigern.

Unsere Nettofinanzverbindlichkeiten konnten wir von 3,8 Milliarden Euro auf 2,5 Milliarden reduzieren.

Dazu haben wir vor allem die Verkaufserlöse eingesetzt, die wir im Zusammenhang mit der Gründung von Envalior erhalten haben.

Gleichzeitig konnten wir das Nettoumlaufvermögen reduzieren und durch die entsprechend geringere Kapitalbindung unseren Free Cashflow stark verbessern.

Dieser lag 2023 mit 526 Millionen Euro deutlich über Vorjahr.

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Forward

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, zum Thema finanzielle Solidität gehört auch, dass wir im Frühsommer 2023 den Aktionsplan "FORWARD" gestartet haben, um den Auswirkungen des massiven Konjunktureinbruchs entschlossen entgegenzuwirken.

Im ersten Schritt haben wir Sofortmaßnahmen implementiert, um kurzfristig unsere Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2023 zu stabilisieren.

Dazu zählten zum Beispiel eine strikte Kostendisziplin in allen Bereichen sowie ein europaweiter Einstellungsstopp.

Dadurch erzielten wir einmalige Einsparungen in Höhe von 100 Millionen Euro.

Zusätzlich haben wir als zweite Säule von "FORWARD" weitreichende strukturelle Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Damit senken wir ab 2025 die jährlichen Kosten dauerhaft um 150 Millionen.

Im Fokus steht dabei unsere Verwaltung, die wir deutlich verschlanken.

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Lanxess AG published this content on 17 May 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 17 May 2024 12:38:04 UTC.