HAMBURG (dpa-AFX) - Der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich blickt wegen der Coronakrise vorsichtig aufs laufende Geschäftsjahr. "Die Folgen der globalen Ausbreitung des Coronavirus sind in ihrem Ausmaß zum gegenwärtigen Zeitpunkt (...) noch nicht absehbar", teilte das Unternehmen am Mittwoch bei der Bilanzvorlage mit. Neue Prognosen für 2020 gab es angesichts dieser Unsicherheit nicht.

Das Unternehmen verwies auf die im Dezember abgegebene Prognose, die allerdings die Folgen der Viruskrise noch nicht enthielt. Der seit Herbst amtierende Vorstandschef Lars Brzoska gab sich aber zuversichtlich. Er glaube fest daran, dass Jungheinrich die außergewöhnliche Situation "gut meistern" werde. "Wir bauen weiterhin auf unser integriertes Geschäftsmodell und investieren konsequent in wichtige Zukunftstechnologien." An der Börse gab die im Nebenwerteindex SDax notierte Aktie gegen Mittag um 6 Prozent nach.

Wegen der trüben konjunkturellen Lage hatte das Management Ende 2019 einen Rückgang von Umsatz und Ergebnis für 2020 antizipiert. Tatsächlich sei der Weltmarkt für Flurförderfahrzeuge 2019 zum ersten Mal seit 2012 geschrumpft, hieß es nun. Vor allem in Europa und Nordamerika sei die Nachfrage schwach gewesen, was auch nicht durch das Wachstum in China ausgeglichen werden konnte. 2020 erwartet das Management diesbezüglich keine Besserung. Die Produktion hatten die Hamburger bereits im dritten Quartal zurückgefahren und Auftrags- und Profitabilitätsziele für 2019 im Juli gekappt.

2020 sollen die Erlöse bei 3,6 bis 3,8 Milliarden Euro liegen, nach 4,07 Milliarden im Vorjahr. Beim operativen Ergebnis (Ebit) hat sich Jungheinrich 150 bis 200 Millionen Euro vorgenommen nach 263 Millionen ein Jahr zuvor. Den Ergebnis-Rückgang von 4 Prozent führte das Unternehmen auf die geringere Werksauslastung zurück.

Der Auftragseingang soll sich 2020 auf 3,5 bis 3,8 Milliarden Euro belaufen. Im Vorjahr lag das Volumen bei 3,9 Milliarden. Analysten hatten beim Umsatz und Ergebnis im vergangenen Jahr mit schwächeren Zahlen gerechnet. Auch der gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegene Gewinn unterm Strich von 177 Millionen Euro übertraf die Schätzungen deutlich.

Im vergangenen Jahr hatte Jungheinrich die Investitionen stark auf insgesamt 157 Millionen Euro hochgefahren. Das Geld fließt derzeit vor allem in die Digitalisierung, Automatisierung und die Lithium-Ionen-Technologie.

Für 2019 will Jungheinrich eine Dividende von 0,48 Euro je Vorzugsaktie vorschlagen. Pro Stammaktie sollen daneben 0,46 Euro ausgeschüttet werden, das sind jeweils zwei Cent weniger als im Vorjahr. Die Hauptversammlung sollte eigentlich am 28. April stattfinden. Wegen der Corona-Ausbreitung sucht das Management aber derzeit nach einem neuen Termin.

Der Frankfurter Konkurrent Kion hat seine Bilanz bereits Anfang März vorgelegt. Dabei hatte das Unternehmen weiter gute Geschäfte mit einem moderaten Umsatzanstieg in Aussicht gestellt. Während das aufseiten der Kion-Aktionäre als beruhigendes Signal gewertet wurde, ging die Jungheinrich-Aktie wenig später auf Talfahrt: Beobachtern zufolge seien die Investoren womöglich besorgt gewesen, dass die Hamburger unternehmensspezifische Probleme hätten und es nicht um die gesamtwirtschaftliche Lage gehe.

Die Vorzugsaktie von Jungheinrich hatte im vergangenen Jahr um knapp 6 Prozent nachgegeben und rangierte damit im hinteren Mittelfeld des SDax. Dagegen schlug sich das im MDax- notierte Kion-Papier mit einem Kursplus von rund 39 Prozent deutlich besser. Im Zuge der Coronavirus-Pandemie konnten sich letztlich aber beide Titel dem drastischen Markteinbruch in diesem Jahr nicht entziehen. So ist das Jungheinrich-Papier seit Jahresbeginn um fast 50 Prozent eingebrochen. Die Kion-Aktie ist ihrerseits um rund 37 Prozent abgesackt./kro/eas/jha/