NEUBIBERG (dpa-AFX) - Der Chiphersteller Infineon will sich einen Teil der benötigen Milliarden für die Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor durch eine Kapitalerhöhung besorgen. Infineon hatte Anfang Juni den bisher größten Übernahmeversuch in seiner Unternehmensgeschichte angekündigt. Wenn alles glatt geht, soll der Deal bis Anfang 2020 in trockenen Tüchern sein. Anleger reagierten erst einmal verschnupft auf die Neuigkeiten: Im Handel auf Tradegate geriet die Aktie von Infineon unter Druck und verlor gegenüber dem Xetra-Schlusskurs gut 3 Prozent.

Für einen Teil der Finanzierung startet Infineon nun eine Kapitalerhöhung. Es sollen neue Aktien in einem beschleunigten Verfahren an institutionellen Anleger ausgegeben werden, wie Infineon am Montagabend mitteilte. Dabei sollen brutto ungefähr 1,5 Milliarden Euro eingespielt werden. Infineon will das Grundkapital unter Ausschluss der Bezugsrechte der Altaktionäre um 10 Prozent erhöhen. Der Platzierungspreis und der endgültige Bruttoemissionserlös sollen nach Abschluss der Privatplatzierung mitgeteilt werden.

Infineon hatte Anfang Juni den bisher größte Übernahmeversuch in seiner Unternehmensgeschichte angekündigt. Der Dax-Konzern will für neun Milliarden Euro Cypress Semiconductor übernehmen. Infineon hat sich bereits die Unterstützung der Cypress-Führungsspitze gesichert und will die Übernahme bis spätestens Anfang 2020 abschließen. "Damit steigt Infineon in die Top 10 der Halbleiterhersteller weltweit auf", schwärmte Vorstandschef Reinhard Ploss Anfang Juni. Bei Chips für die Autoindustrie sieht er Infineon sogar auf dem Sprung an die Weltspitze.

Doch an der Börse hielt sich die Begeisterung schon damals in Grenzen - am Tag der Ankündigung ging die Aktie in die Knie, auch weil bereits eine Kapitalmaßnahme ohne genaue Details angekündigt worden war. "Es ist ein stolzer Preis, da ist kein Zweifel", räumte auch Infineon-Chef Ploss Anfang Juni ein. Allerdings habe sein Unternehmen im Vergleich zu Wettbewerbern den Vorteil, dass es diese Summe trotz des Abschwungs in der Branche finanzieren könne.

Für die Gesamtsumme für die Übernahme hat sich Infineon bereits Kreditzusagen von Banken gesichert, auch eigene Barmittel sollen in die Übernahme fließen, hieß es Anfang Juni dazu. Rund 30 Prozent des Kaufpreises - also rund 2,7 Milliarden Euro - will das Management aber später durch neues Eigenkapital ersetzen, damit das Unternehmen seine gute Bonitätsnote bei den Ratingagenturen behält, hatte Infineon bei der Ankündigung der Übernahme mitgeteilt./stk/fba