Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Hauptrefinanzierungssatz am 9. Jänner erwartungsgemäß bei 0,25% belassen. Auch die Zinssätze für die ständigen Fazilitäten blieben unverändert. Die Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung brachte ebenfalls keine Überraschungen. Mario Draghi erwartet in der nächsten Zeit eine unverändert niedrige Inflation und betonte, das die EZB die Preisstabilität in beide Richtungen verteidigen werde. Er betonte einmal mehr die Handlungsbereitschaft der Zentralbank und nannte neben einer Verschlechterung der Inflation auch eine unerwünschte Straffung der Geldmarkbedingungen als Anlassfall für zusätzliche geldpolitische Maßnahmen.

Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten waren in den USA tendenziell positiv. Früh- und Stimmungsindikatoren deuten in Summe auf eine Fortsetzung des Aufschwungs hin. In der Eurozone blieben die meisten im Berichtszeitraum veröffentlichten Wirtschaftsdaten zwar eher unauffällig. Insgesamt war dennoch eine positive Grundtendenz zu erkennen. So  zeigten die von der Europäischen Kommission veröffentlichen Stimmungsindikatoren mehrheitlich eine gewisse Aufhellung. Hervorstechen konnten auch die Einzelhandelsumsätze, die im November im Jahresvergleich um 1,6% und im Monatsvergleich um saisonbereinigte 1,4% gestiegen sind. Dieser Zuwachs lag deutlich über den Erwartungen Trotz der beginnenden Erholung in der Eurozone, der auch durch diesen Indikator bestätigt wird, bleibt die Arbeitslosigkeit in der Eurozone hoch. Mit einem Wert von 12,1% verharrte die Arbeitslosenrate auch im November - zum achten Mal in Folge - auf Rekordniveau. Einer Vorabschätzung von Eurostat zufolge lag die Inflationsrate im Dezember bei 0,8% und damit weiterhin deutlich unter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von knapp unter 2%. Ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel betrug die Inflationsrate sogar nur 0,7%. Die interessantesten Passagen der am Mittwoch veröffentlichten Protokolle der letzten Sitzung des Federal Open Market Committee vom 17. und 18. Dezember betrafen Diskussionen über die Sinnhaftigkeit einer allfällige Konkretisierung des forward guidance und einer möglicher Änderung des entsprechenden Schwellenwerts für die Arbeitslosenrate. Im Speziellen wurde erörtert, ob sich die Notenbank sich genauer dazu äußern sollte, was sie zu tun gedenke, wenn die Arbeitslosenrate unter 6,5% fällt. Zudem wurden die Vor- und Nachteile einer Änderung dieses Schwellenwertes diskutiert. Manche Mitglieder sprachen sich für eine Senkung aus.

Die Renditen der deutschen und US-Staatsanleihen verzeichneten im Berichtszeitraum nur wenig Bewegung. Auch auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank, die ja keine Überraschungen brachte, gab es keine nennenswerten Reaktionen. Die Renditen in Italien und Spanien sind besonders seit Jahresbeginn deutlich gefallen. Die Aktienkurse sind seit den Feiertagen überwiegend kräftig gestiegen. Seit der letzten Ausgabe dieser Publikation am 19. Dezember 2013 hat der ATX 7% zugelegt, seit Jahresbeginn etwa 5%. Zuletzt wurde der ATX aber aufgrund des starken Kurverfalls bei der Raiffeisen Bank International belastet. Die Aktie des Unternehmens ist heute nach der Ankündigung, möglicherweise eine Kapitalerhöhung im Umfang von bis zu 2,5 Milliarden durchführen zu wollen, gegenüber dem Vortagsschluss um bis zu fast 9% im Kurs gefallen. Seither konnte sie sich nur geringfügig erholen. Der DAX und der Dow Jones stiegen im Berichtszeitraum ebenfalls, allerdings deutlich schwächer. Während in den USA bald viele Unternehmen ihre Zahlen über das letztes Quartal 2013 veröffentlichen werden, wird die Berichtssaison in Europa erst im Februar an Fahrt gewinnen. Am Freitag stehen auch die wichtigen US-Arbeitsmarktdaten an. Gute Werte würden die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Reduzierung der Anleihenkäufe durch die Fed erhöhen.

Autor: Wolfgang Pohn 

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