Halbjahresbericht

2022

Strategische Transformation beschleunigt - Weltwirtschaftslage anspruchsvoll - Massnah- men beginnen zu greifen

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre

Das Halbjahresergebnis der HOCHDORF-Gruppe fällt mit einem Verlust von CHF -15.9 Mio. (EBIT) bei einem Nettoerlös von CHF 145.7 Mio. (plus 3.8 % gegenüber 2021) wie erwartet noch nicht zufriedenstellend aus. Die bereits im Jahresergebnis 2021 unerfreuliche operative Ertragslage hat sich durch die negativen Kostenent- wicklungen bei Rohstoffen und Energie im ersten Halbjahr akzentuiert. Die durch das neue Management umgehend eingeleiteten Massnahmen, namentlich Sortiments- und Kundenportfolio-Bereinigungen und die Preisanpassungen haben ihre Wirkung aus vertraglichen Gründen im ersten Semester 2022 noch nicht entfalten können. Verwaltungsrat und Management haben substantielle Eingriffe an Struktur und Organisation vorgenommen, um den strategischen Wandel zu beschleunigen.

Das erste Halbjahr 2022 stand im Zeichen eines weiterhin anspruchsvollen Abbaus von Altlasten bei gleichzeitigem Aufbau der neuen Geschäftspotenziale. HOCHDORF hat intensive Preisverhandlungen geführt, Verträge angepasst sowie die Sales- und Marketingorganisation neu aufgestellt und effizienter strukturiert. Das Ziel ist klar: HOCHDORF muss die Bruttomargen und die Produktivität steigern - und so unabhängiger von Volumengeschäften und Milchkosten werden. Dabei wandelt sich das Unternehmen vom Milchverarbeiter zum Spezialisten für margenstarke «functional foods» - Zutaten und Milchprodukte für spezifische Ernährungsbedürfnisse - und alternative Proteinprodukte. HOCHDORF orientiert sich dabei konsequent an den sich rasch wandelnden Markt- und Ernährungstrends. Dabei positioniert sich das Unternehmen dank ausgewiesener Technologiekompetenz im Schweizer Kontext künftig deutlich stärker komplementär zu den Milch-Verarbeitern der ersten Stufe. Gleichzeitig wird eine Unternehmenskultur geschaffen, welche die Innovation forciert und Wandel mitträgt.

Die grösste Herausforderung ist dabei der besonnene Umgang mit unseren derzeit knappen Mitteln. Erstes Ziel bis zur Wie- derherstellung der positiven operativen Ertragskraft ist die Sicherung der finanziellen Stabilität und der Liquidität, die das Unternehmen in dieser Phase der Transformation benötigt. Werte Aktionärinnen und Aktionäre, uns ist sehr bewusst, dass sie in den vergangenen Jahren viele Durchhalteparolen erduldet haben. Wir möchten deshalb an dieser Stelle betonen, dass die aktuellen Umbaumassnahmen das Unternehmen grundlegend verändern werden und es nicht mehr darum geht, das Bestehende zu optimieren. Die Ausrichtung der HOCHDORF-Gruppe als Technologiekompetenzzentrum für Smart Nutrition in einem sich sehr nachhaltig und rasch verändernden Konsumumfeld stellt unser Unternehmen grundlegend auf die grossen Veränderungen am Markt ein, welcher nebst milchbasierten Spezialitäten zunehmend auch Alternativen zu Milch- proteinen nachfragt. Das bestehende Know-how und die hohe Innovationsfähigkeit von HOCHDORF sind hierzu ausgezeich- nete Grundlagen für eine erfolgreiche Umsetzung.

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Brief an die Aktionäre

Herzlichen Dank an dieser Stelle, dass Sie uns, der neuen Führung und der neuen Organisation Ihr Vertrauen schenken. Gleichzeitig bedanken wir uns bei unseren engagierten Mitarbeitenden, welche tatkräftig und mit offenem Geist die Zukunft des Unternehmens bauen.

Mit freundlichen Grüssen

Jürg Oleas

Ralph P. Siegl

Präsident des Verwaltungsrates

CEO und Delegierter des Verwaltungsrates

Brief an die Aktionäre

HOCHDORF Halbjahresbericht 2022

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Rückblick und Ausblick

Wichtige Weichen gestellt

Im ersten Halbjahr 2022 wurden im Sinne der strategischen Fokussierung unternehmensintern wie extern wichtige Weichen gestellt und Schlüsselpositionen neu besetzt. Ende Januar 2022 hat Ralph Siegl die Funktion des CEO und Delegierten des Ver- waltungsrats übernommen. Der Verwaltungsrat erachtet diese Doppelfunktion in der gegenwärtig äusserst anspruchsvollen Lage als sehr wirksam und sinnvoll. Die Erweiterung der Geschäftsleitung um die zwei Fachbereiche «Verkauf und Marketing» (Leitung: Gerina Eberl-Hancock, Chief Revenue Officer) sowie «Innovation, Research & Development» (Leitung: Lukas Hart- mann, Chief Innovation Officer) zum 1. Mai 2022 war im Hinblick auf die anstehenden Herausforderungen in diesen Bereichen ein weiterer wichtiger Schritt. Die neue Geschäftsleitung legte den Fokus nebst Verbesserungen der kommerziellen Bedingun- gen auf weitere Massnahmen der Prozess-Effizienz, auf die Überprüfung und Neugestaltung der Einkaufspolitik und des Working Capital Managements sowie auf die Professionalisierung verschiedener Kernprozesse im Personalwesen und in der Produktionsplanung. Die neue Führung hat entschieden, die angekündigte Verlagerung von zwei Produktionsstandorten (Hoch- dorf und Sulgen) auf einen Produktionsstandort (Sulgen) zeitlich nach hinten zu verschieben. Dies mit dem Ziel, kurzfristig sämtliche Ressourcen auf die Verbesserung des Kapitaleinsatzes, die Komplexitätsreduktion und die produktive Nutzung der am Standort Hochdorf vorhandenen Produktionsanlagen zu legen. Dieser Schritt schliesst schrittweise Massnahmen zur Fokussierung auf Sulgen aus der Perspektive der operativen Optimierung nicht aus.

Milch: gefragtes Gut

Eine weitere wichtige Komponente für das operative Ergebnis der HOCHDORF-Gruppe ist der Schweizer Milchpreis. Dieser entwickelt sich seit Jahren nur in eine Richtung: nämlich nach oben. Seit 2018 ist der Preis für reguläre (nicht Bio-)Milch um

11 Prozent gestiegen. Konkret ist der Milchpreis im April 2022 um 5 Rappen pro Kilogramm angehoben worden, im Juli sind die Biomilchpreise um weitere 7 Rappen gestiegen. Zusammen mit dem starken Schweizer Franken und globalen Inflationsten- denzen führt dies im Export - trotz der Nachfolgelösung zum «Schoggigesetz» - zu Herausforderungen in der Preisakzep- tanz der internationalen Kunden. Gleichzeitig fliesst derzeit viel Milch in die Käseproduktion, was die Verfügbarkeit der benö- tigten Milchmengen für die Pulverproduktion stark beschränkt. All dies sind Gründe, welche die HOCHDORF-Gruppe als Technologieunternehmen in ihrer «Food for Life» Strategie bestärken: die Abhängigkeit vom Rohstoff Milch verringern und den langfristigen Ernährungstrends zu pflanzlichen Alternativen Rechnung tragen.

Weltwirtschaftslage verteuert Rohstoffe

Im ersten Halbjahr 2022 konnte die HOCHDORF-Gruppe weitere wichtige Weichen zur finanziellen Stabilität und zur strategi- schen Transformation stellen. Das wirtschaftliche Umfeld erschwerte die Bedingungen jedoch massiv. Nachdem bereits im letzten Geschäftsjahr die Pandemie die operative Entwicklung negativ beeinflusste, setzte sich dieser Trend im ersten Halb- jahr 2022 fort. Der Krieg in der Ukraine, aber auch die Pandemiemassnahmen in China verteuerten wichtige Grundmaterialien der Produktion und beeinflussten die zeitgerechte Verfügbarkeit. Gleichzeitig stiegen die Preise für Energie, Verpackungsma- terial und für die Logistik massiv.

Operatives Ergebnis wie erwartet negativ

Auf der Basis des operativ negativen Ergebnisses Ende 2021 hat die Verschärfung der Rahmenbedingungen im ersten Halb- jahr 2022 zu erwartet zusätzlich negativen Effekten geführt. Dank Sofortmassnahmen konnte die Bruttomarge trotz allem gehalten werden. Preisverhandlungen und Vertragsanpassungen standen im ersten Halbjahr im Fokus, konnten aber bislang nur das Ergebnis im Bereich Baby Care positiv beeinflussen. Einige für HOCHDORF derzeit margenschwache vertragliche Ver- einbarungen laufen erst Ende 2022 bzw. 2023 aus. Hier werden mit Kunden pragmatische Lösungen gesucht, um die ange- spannte Liquiditätssituation bestmöglichst zu entlasten. Das Segment Food Solutions trug mit einem Umsatz von CHF 118.3 Mio. (plus 5.2% gegenüber 2021) zum Gesamtergebnis bei, das Segment Baby Care mit CHF 27.4 Mio. war mit -1.6 Prozent auf Vorjahresniveau. Neben dem erfolgreichen Start eines White Label Produkts im Bereich Ziegenmilchpulver waren die Produkt- innovationen von einer grossen Zahl neuer Rezepturen sowie einiger veganer Varianten im Bereich Baby Care geprägt (siehe auch: Segmentsberichte / Research & Innovation). Der betriebswirtschaftliche Fokus des neuen Managements liegt dabei neu nicht nur auf Umsatzzielen, sondern stellt die Bruttomarge deutlich in den Fokus.

Die interne Kostendisziplin ist dank des Projekts Optima, welches bereits seit zwei Jahren läuft, hoch. Die HOCHDORF- Gruppe sieht sich mit steigenden Energiekosten konfrontiert: im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 sind sie 69.9 Prozent höher. Zur Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber in einer herausfordernden Transformationsphase geht HOCHDORF

Überblick |

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Rückblick und Ausblick

künftig neue Wege und plant für die Kadermitarbeitenden ein Vergütungsprogramm, das stärker auf die quantitative Zieler- reichung und die nachhaltige Wertsteigerung des Unternehmens ausgerichtet ist. Das sogenannte LTI (Long Term Incentive) Programm orientiert sich an den gängigen Industriestandards und soll per 1.1.2023 eingeführt werden.

Innovations- und Industriepartnerschaften aufgegleist

Seit März 2022 und als Folge einer ausgeweiteten Zielgruppenansprache und Kommunikationsarbeit verzeichnet HOCHDORF eine deutliche Zunahme bei Anfragen und Sondierungen für Technologie- und Produktpartnerschaften. Die künftig verstärkte Zusammenarbeit mit einem der grössten Schweizer Milchverarbeiter und Käseproduzenten Emmi schafft hierbei ebenfalls neue Potentiale. Bestehende Grosskunden zeigen Interesse an Innovationen wie dem veganen Milchpulverersatz, zum Beispiel für den Einsatz in Schokolade. Das «Whey Competence Centre» in Sulgen, wo HOCHDORF als einziger Hersteller in der Schweiz flüssige Molke zu hochwertigen Protein- und Laktoseprodukten verarbeitet, nimmt ebenfalls erfreulich Fahrt auf. Als wichtiger Inhaltsstoff in Proteinshakes, Sportler- und Ergänzungsnahrung durchläuft Molke derzeit einen Imagewandel, den HOCHDORF mitgestaltet.

Ausblick: zweites Halbjahr 2022 - Liquiditätsmanagement und Transformation im Fokus

Die finanzielle Handlungsfähigkeit und Stabilität sicherzustellen sowie die konsequente Weiterführung der operativen Kor- rekturmassnahmen haben für die HOCHDORF-Gruppe im zweiten Halbjahr absolute Priorität. Der Austausch mit Finanz- partnern und Aktionären wird fortgeführt. In dem Masse, wie es bestehenden Aktionären nicht möglich ist, diese Transforma- tionsphase mit zusätzlichem Kapital zu stützen, müssen alternative Finanzierungsoptionen geprüft werden. Hier erhofft sich HOCHDORF nicht zuletzt auch durch die Erweiterung auf neue Marktsegmente wie Spezialnahrung für Erwachsene, Molken- pulverkonzentrate und alternative Proteine neue Impulse am Kapitalmarkt. Das Unternehmen wird die Präsenz an Kapital- marktmessen wie der Investora und anderen Plattformen verstärken. Intensive Vertragsverhandlungen mit bestehenden Lieferanten und Kunden werden auch das zweite Halbjahr prägen. Damit wird die Bruttomarge deutlich und nachhaltig gestärkt. In Kombination mit der verschärften Weltwirtschaftslage und den Folgen für Rohstoff-, Energie- und Logistikpreise sowie der Energieverfügbarkeit rechnet die HOCHDORF-Gruppe mit einem herausfordernden zweiten Halbjahr und einem Ergebnis 2022, welches die unternommenen Anstrengungen zur Transformation noch nicht in Gänze abbilden wird. Bei Ver- sorgungsengpässen mit Gas hat das Unternehmen am Standort Hochdorf die Möglichkeit, auf Öl umzusteigen. Für den Standort Sulgen werden Optionen geprüft, inwiefern und wie schnell eine Umstellung auf Öl oder Flüssiggas möglich wäre.

Rückblick und Ausblick

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HOCHDORF Holding AG published this content on 08 August 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 08 August 2022 04:53:04 UTC.