(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analyst, Aktienkurs)

HEIDELBERG (dpa-AFX) - Der Baustoffkonzern HeidelbergCement zeigt sich nach einem Gewinnplus im zweiten Quartal weiterhin optimistisch für 2016. Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte der Konzern am Freitag bei Vorlage seiner Quartalsbilanz. Gut lief es vor allem für das im Dax notierte Unternehmen in den USA, Deutschland, Großbritannien, aber Nordeuropa schnitt besser ab. Zudem profitierten die Heidelberger von einer besseren Nachfrage in Australien und Osteuropa sowie von weiterhin niedrigen Energiepreisen und dem Sparkurs. Gegenwind bekam HeidelbergCement allerdings in Asien und Afrika. In Indonesien belastete vor allem der verspätete Beginn von Infrastrukturprojekten und in China schwächelte die Nachfrage.

Die Quartalsbilanz kam an der Börse gut an. Der Aktienkurs legte im frühen Nachmittagshandel um 2,8 Prozent zu. Zwar habe der Zementhersteller im zweiten Quartal umsatzseitig etwas unter den Erwartungen gelegen, beim operativen Ergebnis (Ebitda) aber dank der Entwicklungen im Europageschäft positiv überrascht, schrieb Analyst Norbert Kretlow von der Commerzbank.

GEWINNSPRUNG IM QUARTAL

"Die guten Ergebnisse des zweiten Quartals bestätigen unseren Ausblick für das Jahr 2016", sagte Unternehmenschef Bernd Scheifele während einer Telefonkonferenz. Demnach rechnet das Unternehmen beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), operativen Gewinn sowie bereinigten Nettogewinn mit einem hohen einstelligen bis zweistelligen Zuwachs. Für den Umsatz peilen die Heidelberger ein Plus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich an. Bei den Prognosen rechnet das Unternehmen etwa Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte heraus.

Im zweiten Quartal kletterte der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 5,0 Prozent auf 791 Millionen Euro. Rechnet man allerdings die negativen Währungseffekte heraus, dann wäre das Ergebnis sogar um 8,5 Prozent gestiegen. Damit übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz ging um 2,0 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro zurück. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 318 Millionen Euro übrig. Das waren 17 Prozent mehr ein Jahr zuvor.

'BESTES QUARTAL SEIT FINANZKRISE'

"Wir haben das tiefe Tal der Finanzkrise hinter uns gelassen", sagte Scheifele. Das zweite Quartal 2016 sei operativ das beste seit der Finanzkrise und habe damit den positiven Trend fortgesetzt. Neben der weiteren Erholung in den reifen Märkten habe auch eine bessere Nachfrage in Osteuropa dazu beigetragen. Die operativen Margen habe das Unternehmen vor allem dank Preiserhöhungen in allen Geschäftsbereichen verbessert.

"Der Brexit hat uns überrascht", sagte Scheifele. Das Votum der Briten für den Austritt aus der EU habe aber bislang die Baustoffnachfrage nicht gebremst. Die Nachfrage in den beiden ersten Juli-Wochen gehöre sogar zu den besten in diesem Jahr. Für das laufende Jahr rechnet Scheifele mit keinen negativen Effekten. "Wir haben unsere Auftragslage gecheckt und sind unsere Projektliste durchgegangen", sagte der Konzernchef. Außer einem Hochhausbau im Londoner Finanzviertel Canary Wharf würden alle anderem Großprojekte wie der Bau des Thames-Tideway-Tunnels und der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen London und Birmingham fortgesetzt. Wie sich aber der bevorstehende Austritt der Briten aus der EU im kommenden Jahr auswirken werde, sei noch nicht absehbar.

ÜBERNAHME SOLL ABSTAND ZU LAFARGEHOLCIM VERKÜRZEN

Bei der geplanten Milliarden-Übernahme des italienischen Konkurrenten Italcementi ist das Unternehmen nun auf der Zielgerade. Am Anfang Juli hatten die Heidelberger wie geplant zunächst die 45-Prozent-Beteiligung von der Familie Pesenti an Italcementi gekauft. In einem weiteren Schritt muss HeidelbergCement den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Das Angebotsdokument hat das Unternehmen am Vortag veröffentlicht.

Die Bezugsfrist werde am 29. August beginnen und am 30. September 2016 enden, hieß es weiter. HeidelbergCement biete 10,60 Euro je Italcementi-Aktie. Das entspreche einer Prämie von 70,7 Prozent gegenüber dem dreimonatigen Durchschnittskurs vor Bekanntgabe der Übernahme Ende Juli 2015. Die Übername will HeidelbergCement noch im laufenden Jahr abschließen. Die Deutschen wollen mit der 3,7 Milliarden Euro schweren Transaktion den Abstand zum Marktführer LafargeHolcim verkürzen.

Bei den aufgrund kartellrechtlicher Auflagen notwendigen Anteilsverkäufen kommt HeidelbergCement gut voran. Nachdem HeidelbergCement bereits mit dem italienischen Konkurrenten Cementir Holding einen Käufer für das belgische Italcementi-Geschäft gefunden hat, rechnet das Unternehmen mit verbindlichen Angeboten für die zum Verkauf stehenden US-Werke in der ersten Augusthälfte. Das Interesse sei groß, hieß es. Mit den Veräußerungen will HeidelbergCement Erlöse von mindestens einer Milliarde Euro erzielen./mne/jha/stk

Unternehmen im Artikel: HeidelbergCement AG, Italcementi SpA