HANNOVER (dpa-AFX) - Hohe Schäden durchkreuzen erneut die Gewinnpläne des Versicherungskonzerns Talanx (HDI). Nachdem im vergangenen Jahr die Hurrikan-Serie in den USA am Gewinn zehrte, waren es diesmal der Zwischenfall bei einem Staudamm-Projekt in Kolumbien und der Zusammenbruch der Autobahnbrücke in Genua. Der neue Talanx-Chef Torsten Leue rechnet für 2018 jetzt noch mit einem Überschuss von rund 700 Millionen Euro - rund 150 Millionen weniger als bisher gedacht. 2019 soll der Gewinn aber auf rund 900 Millionen Euro steigen - wenn nicht wieder hohe Schäden hereinhageln.

An der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an. Die Talanx-Aktie verlor am Dienstagmorgen 6,35 Prozent an Wert auf 29,24 Euro und war damit Schlusslicht im SDax. Seit Jahresbeginn liegt sie nun mit rund 14 Prozent im Minus.

Die schlechtere Entwicklung im laufenden Jahr begründete Talanx mit mehreren Großschäden sowie einer ungewöhnlich starken Häufung kleinerer Millionenschäden in der industriellen Sachversicherung. So musste die zum Konzern gehörende HDI-Industrieversicherung für den Zwischenfall bei dem Staudamm-Projekt Hidroituango in Kolumbien tief in die Tasche greifen. Bei dem Megaprojekt war der Damm fast gebrochen. Auch der Zusammenbruch der Autobahnbrücke im italienischen Genua im August, bei dem mehr als 40 Menschen getötet wurden, kam Talanx teuer zu stehen. Auch Europas größter Versicherer Allianz ist von dem Einsturz betroffen.

Die kompletten Quartalszahlen will das Unternehmen am 12. November vorlegen. In der Industrieversicherung rechnet Talanx nun im dritten Quartal vor Steuern mit einem Verlust von 100 Millionen Euro. Die Sparte gilt schon länger als Sorgenkind. Vor allem die Industrie-Feuerversicherung in Deutschland bereitet dem Konzern Probleme, weil die Prämien dort nicht ausreichen, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Das ist ein Problem der ganzen Branche. Spartenvorstand Christian Hinsch will die Tarife in diesem Bereich deshalb im Schnitt um 20 Prozent anheben. Bis Mitte Oktober habe das Unternehmen bereits mehr als 60 Prozent der geplanten Preiserhöhungen durchgesetzt, teilte Talanx mit.

Die Aktionäre versuchte das Management zudem mit einer Bekräftigung der Dividendenpläne für 2018 zu besänftigen. Aus jetziger Sicht sei eine Dividende von mindestens 1,40 Euro je Aktie wie für 2017 weiterhin gewährleistet, hieß es. Damals hatte der Konzern die Ausschüttung je Aktie im Vergleich zu 2016 sogar leicht angehoben, obwohl infolge der hohen Sturmschäden in den USA der Gewinn auf 672 Millionen Euro eingebrochen war.

Talanx ist der Mehrheitseigner des weltweit viertgrößten Rückversicherers Hannover Rück, der für 2018 einen Nettogewinn von mehr als einer Milliarde Euro anpeilt. Hier stehen allerdings noch mögliche Belastungen durch die jüngsten Wirbelstürme in den USA aus./stw/she/mis