Jahresabschluss und Lagebericht

für das Geschäftsjahr 2023

der enercity Aktiengesellschaft, Hannover

Jahresabschluss und Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023

der enercity Aktiengesellschaft, Hannover

Inhalt

Bericht des Aufsichtsrats

Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023

  • Anlage: Nachhaltigkeitserklärung 2023

Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2023

  • Bilanz zum 31. Dezember 2023
  • Gewinn- und Verlustrechnung vom 1. Januar bis 31. Dezember 2023
  • Anhang für das Geschäftsjahr 2023
  • Entwicklung des Anlagevermögens im Geschäftsjahr 2023

Tätigkeitsabschlüsse gemäß § 6b Abs. 3 EnWG für das Geschäftsjahr 2023

  • Bilanz zum 31. Dezember 2023 für die Tätigkeit Elektrizitätsverteilung
  • Gewinn- und Verlustrechnung vom 1. Januar bis 31. Dezember 2023 für die Tätigkeit Elektrizitätsverteilung
  • Bilanz zum 31. Dezember 2023 für die Tätigkeit Gasverteilung
  • Gewinn- und Verlustrechnung vom 1. Januar bis 31. Dezember 2023 für die Tätigkeit Gasverteilung
  • Bilanz zum 31. Dezember 2023 für die Tätigkeit Gasspeicherung
  • Gewinn- und Verlustrechnung vom 1. Januar bis 31. Dezember 2023 für die Tätigkeit Gasspeicherung
  • Angaben zu den Tätigkeitsabschlüssen gemäß § 6b Abs. 3 EnWG

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers

enercity Aktiengesellschaft

Bericht des Aufsichtsrats

Im Geschäftsjahr 2023 hat der Aufsichtsrat sämtliche Aufgaben wahrgenommen, die sich aus Gesetz, Satzung und Ge- schäftsordnung ableiten. Der Aufsichtsrat war in alle Entscheidungen von grundlegender Bedeutung für das Unternehmen eingebunden. Durch den Vorstand wurde regelmäßig, zeitnah und umfassend über die Lage des Unternehmens unterrich- tet. Anhand von schriftlichen Beschluss- und Berichtsvorlagen sowie begleitenden mündlichen Auskünften hat der Auf- sichtsrat den Vorstand laufend überwacht. Geschäftsvorgänge von besonderer Bedeutung hat der Aufsichtsrat eingehend beraten und sich von der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung überzeugt.

Sitzungen des Aufsichtsrats und der Ausschüsse

Der Aufsichtsrat hat im Geschäftsjahr 2023 sechsmal getagt. Dabei wurde insbesondere die Geschäftsentwicklung der enercity AG sowie die Entwicklung von verbundenen Unternehmen und Beteiligungsgesellschaften beraten. Hierbei wur- den die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der enercity AG und Fragen der Wirtschafts-, Finanz- und Investitionspla- nung sowie wichtige Einzelvorgänge erörtert. Die Einzelvorgänge betrafen im Wesentlichen die Amtsniederlegung von Frau Dr. Zapreva-Hennerbichler (zum 31. Dezember 2023), die Neuwahl bzw. Besetzung der Arbeitnehmervertreter:innen im Aufsichtsrat, das Strategie-Review sowie Anteilserwerbe und -verkäufe von Beteiligungen. Zudem wurde regelmäßig über die Auswirkungen der Ukraine-Krise und den Fortschritt des Kohleausstiegs berichtet.

Der Präsidialausschuss hat 2023 viermal getagt und bereitete vornehmlich die Beratungen und Beschlüsse des Aufsichts- rats vor. Er trifft Entscheidungen über Vorlagen des Vorstandes und Fragen, deren Erledigung im Interesse der Gesell- schaft einen Aufschub bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung nicht zulassen.

Der Finanzausschuss hat im Geschäftsjahr 2023 vier Sitzungen abgehalten. Dem Finanzausschuss ist die Vorbereitung der Beschlussfassung über den Wirtschaftsplan, die Vorbereitung der Feststellung des Jahresabschlusses und des gemäß

  • 171 Aktiengesetz (AktG) zu erstattenden Abschlussberichtes des Aufsichtsrats übertragen. Weiterhin übernimmt der Finanzausschuss die Vorbereitung des Erwerbs sowie der Veräußerung von Unternehmen und wesentlichen Beteiligun- gen. Darüber hinaus ist dem Finanzausschuss die Vorbereitung der Festlegung von Grundsätzen und eines halbjährlichen Handlungsrahmens für die Aufnahme und Hergabe von mittel- und langfristigen Finanzierungsmitteln übertragen. Selbiges gilt für die Wahrnehmung der Aufgaben nach § 107 Abs. 3 Satz 2 AktG. Themenschwerpunkte des Finanzausschusses bildeten im Jahr 2023 der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2022, der Nachtragsfinanzplan für 2023, der Wirtschafts- plan für 2024 sowie das Risikomanagementsystem.

Der Beteiligungs- und Strategieausschuss tagte 2023 in vier Sitzungen. Er hat die Aufgabe, Entscheidungen des Auf- sichtsrates zu Konzern- und Beteiligungsangelegenheiten vorzubereiten. Dies umfasst insbesondere die Vorbereitung des Erwerbs sowie der Veräußerung von Unternehmen und wesentlichen Beteiligungen. Grundsätzliche Fragen der Unterneh- mensstrategie und Angelegenheiten der Beteiligungsführung sind zudem im Beteiligungs- und Strategieausschuss zu be- raten. Außerdem bereitet der Ausschuss Entscheidungen des Aufsichtsrates über erforderliche Stimmabgaben in Gesell- schafter- oder Hauptversammlungen oder sonst zuständiger Gremien eines anderen Unternehmens vor.

Die Ausschussvorsitzenden berichten regelmäßig und umfassend in den Aufsichtsratssitzungen über die geleistete Arbeit.

Besetzung des Aufsichtsrats und des Vorstands

Folgende Mandatsträger:innen haben im Geschäftsjahr 2023 ihre Tätigkeit im Aufsichtsrat niedergelegt:

  • Lars Nienstedt, Leiter Recht & Compliance* (bis 24. März 2023)
  • Peter Goor, Serviceprozessmanager* (bis 24. März 2023)
  • Dr. Matthias Cord, Vorstandsmitglied der Thüga AG (bis 31. Dezember 2023)

Im Gegenzug sind folgende Mitglieder im Geschäftsjahr 2023 in den Aufsichtsrat eingetreten:

  • Peggy Keller, Kaufmännische Angestellte* (ab 24. März 2023)
  • Michael Kranz, Diplom Ingenieur, Bereichsleiter Energiewirtschaft & Handel* (ab 24. März 2023)

Bericht des Aufsichtsrats

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enercity Aktiengesellschaft

  • Anne Rethmann, Vorstandsmitglied der Thüga AG (ab 29. Januar 2024) * Arbeitnehmervertreter:innen von enercity Konzern

Die Mitglieder des Vorstands sind:

  • Dr. Susanna Zapreva-Hennerbichler, Vorstandsvorsitzende (bis 31. Dezember 2023)
  • Prof. Dr. Marc Hansmann, Vorstand
  • Dirk Schulte, Arbeitsdirektor

Jahresabschluss und Gewinnabführung

Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hannover, wurde von der Hauptversammlung am 24. März 2023 zum Abschlussprüfer gewählt. In Umsetzung dieses Beschlusses erhielt die Gesellschaft vom Aufsichtsrat den schriftlichen Auftrag zur Prüfung des Jahresabschlusses der enercity AG zum 31. Dezember 2023 sowie des Lageberichts für das Geschäftsjahr 2023.

Auf Grundlage der durch den Aufsichtsrat festgelegten Prüfungsschwerpunkte und unter Einbeziehung der Buchführung prüfte die KPMG AG den vom Vorstand nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches aufgestellten Jahresabschluss der enercity AG zum 31. Dezember 2023 sowie den Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023. Die Prüfung ergab keine Einwendungen, so dass ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk erteilt wurde.

Der Aufsichtsrat hat den vom Vorstand vorgelegten Jahresabschluss und den Lagebericht der enercity AG sowie den Vorschlag für die Verwendung des Bilanzergebnisses abschließend sorgfältig geprüft. Die Bereitschaft der Anteilseig- ner:innen zu einer hohen Thesaurierung wird durch den Aufsichtsrat begrüßt. Die Unterlagen zum Jahresabschluss wur- den sowohl in der Sitzung des Finanzausschusses am 10. April 2024 als auch in der am Folgetag stattfindenden Sitzung des Aufsichtsrats erörtert. In den Sitzungen berichtete der Abschlussprüfer jeweils über die wesentlichen Ergebnisse seiner Prüfung und erteilte soweit notwendig ergänzende Auskünfte. Das abschließende Ergebnis der Prüfung durch den Aufsichtsrat führte zu keinerlei Einwendungen und der Aufsichtsrat stimmte den Prüfungsergebnissen des Abschlussprü- fers zu, billigte den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss zum 31. Dezember 2023 und schloss sich dem Vorschlag des Vorstands zur Ergebnisverwendung an. Der Jahresabschluss der enercity AG zum 31. Dezember 2023 ist damit ge- mäß § 172 Satz 1 AktG festgestellt.

Der Aufsichtsrat dankt den Mitgliedern des Vorstands für die Zusammenarbeit. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie dem Betriebsrat dankt der Aufsichtsrat für das persönliche Engagement und die erfolgreich geleistete Arbeit im Geschäftsjahr 2023.

Hannover, den 11. April 2024

Der Aufsichtsrat

Anja Ritschel

Vorsitzende

Bericht des Aufsichtsrats

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enercity Aktiengesellschaft, Hannover

Lagebericht für das Geschäftsjahr

2023

Inhaltsverzeichnis

1.

Geschäftsmodell

3

1.1.

Geschäftsgrundlagen

3

1.2.

Unsere Kund:innengruppen und

3

Konzerngeschäftstätigkeiten

1.3.

Geschäftstätigkeiten der

5

enercity-Konzerngesellschaften

2.

Steuerungssystem

6

3.

Wirtschaftsbericht

7

3.1.

Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland

8

3.2.

Branchenentwicklung und Wettbewerbssituation

11

3.3.

Beschaffung und Entwicklung der Markt- und

12

Brennstoffpreise

3.4.

Strom- und Gaspreisentwicklung für Privat- und

16

Industriekund:innen

3.5.

Ausgewählte gesetzliche Neuerungen

17

3.6.

Mitarbeitende

19

3.7.

Wesentliche Ereignisse des Geschäftsjahres

20

3.8.

Unternehmenssituation

21

3.8.1.

Ertragslage

21

3.8.2.

Vermögenslage

26

3.8.3.

Finanzlage

28

3.8.4. Angaben zu den Tätigkeitsbeschlüssen

30

nach § 6b EnWG

3.8.5. Gesamtbeurteilung der wirtschaftlichen Lage

31

4.

Nachtragsbericht

33

5.

Prognosebericht

33

6.

Chancen- und Risikobericht

36

Anlage: Nachhaltigkeitserklärung 2023*

  • Die inhaltliche Prüfung der Nachhaltigkeitserklärung 2023 ist nicht Gegenstand der Jahresabschlussprüfung.

Inhaltsverzeichnis 2

enercity AG • Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023

1. Geschäftsmodell

1.1. Geschäftsgrundlagen

Die enercity Aktiengesellschaft (enercity) ist ein bun- desweit tätiges kommunales Energiedienstleistungs- unternehmen und bildet als Mutterunternehmen gemeinsam mit ihren Beteiligungen den enercity- Konzern. Die Landeshauptstadt Hannover ist Haupt- aktionärin von enercity. Die Beteiligung läuft über die zu 100 Prozent kommunale Holdinggesellschaft Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Hannover mbH (VVG), Hannover, die 75,09 Prozent der Anteile an enercity hält und mit der ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag besteht.

enercity versorgt rund eine Million Menschen mit Strom, Wärme und Wasser. enercity deckt mit ihren Geschäftstätigkeiten im Wesentlichen alle Aktivitä- ten und Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Versorgung mit Strom, Wärme (Gas und Fernwärme) und Wasser ab. Die Aktivitäten reichen dabei von der Produktion und Speicherung bis zur Verteilung und dem Vertrieb an Kund:innen. Zudem ist enercity im Energiehandel, in der Bereitstellung von Infrastruktur sowie im Bereich der energienahen Dienstleistungen tätig.

1.2. Unsere Kund:innengruppen und Konzern- geschäftstätigkeiten

Bei der Produktgestaltung unterscheidet enercity die zwei Kund:innengruppen B2C und B2B. Dabei umfasst B2C neben Privathaushalten auch kleinere Betriebe aus Handel, Wohnungswirtschaft und Hand- werk sowie weitere Gewerbebetriebe. Zu B2B zählen große Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen sowie öffentliche Auf- traggeber:innen (Kommunen, Landkreise und Bun- desländer) und die Wohnungswirtschaft.

Privat- und Gewerbekund:innen (B2C)

Eigentümer:innenMieter:innen

Privat-

kund:innenPersonas

(Zielgruppen anhand unterschiedlicher Bedürfnisse,

Eigenschaften und Ziele)

Gewerbe-

Wohnungs-

Handel

Produzierendes

kund:innen

wirtschaft

Gewerbe

Handwerks-

Gastgewerbe

Sonstige

betriebe

Privatkund:innen

Öffentliche Auftraggeber:innen

Industrie

Kommunen, Landkreise und

sämtliche verarbeitende

Bundesländer

Unternehmen

Vertriebspartner:innen

Handel & Dienstleistungen

Vermittelnde, Energieberatende,

Bündel- und

Bevollmächtigte

Einzelhändler:innen

Wohnungswirtschaft

Energieversorgungs-

Eigentümer:innen, Verwaltende,

unternehmen (EVU)

Wohnungsbaugesellschaften

Dritte, meist kleinere Energieversorger

Die Sparte Strom umfasst die gesamte Wertschöp- fungskette von Erzeugung über Verteilung bis zu Ver- trieb und Handel. Im Bereich der Erzeugung gehört der enercity-Konzern mit einer installierten Gesamt- leistung von 710 Megawatt (MW) zur Spitzengruppe des deutschen Onshore-Windmarkts. Die Windanla- gen befinden sich im gesamten Bundesgebiet.

Standorte von Wind- und Solaranlagen

Geschäftsmodell 3

enercity AG • Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023

Eine effiziente und umweltfreundliche Stromerzeu- gung war und ist enercity wichtig. Deshalb hat enercity schon früh zunächst auf eine Stromerzeu- gung mithilfe von effizienten Kraft-Wärme-Kopplungs- anlagen (KWK-Anlagen) gesetzt. Die Stromerzeugung am Standort Hannover, die bisher im Wesentlichen über zwei Großkraftwerke läuft, wird schrittweise de- fossilisiert. Dabei geht das Kohlekraftwerk in Stöcken in zwei Schritten bis 2027 vom Netz, und die KWK-An- lagen des Gaskraftwerks in Linden werden bis spätes- tens 2035 auf Wasserstoff umgestellt.

Der enercity-Konzern betreibt Stromverteilungsnet- ze in der Landeshauptstadt Hannover sowie in an- grenzenden Kommunen. Durch die Netzbetreiberin enercity netz betreut der Konzern ein reguliertes Netz mit insgesamt 7.540 Kilometer Länge. Darüber hinaus erfolgt der Betrieb weiterer kleiner Netze als sogenannte "Arealnetze" in separaten Netzgesell- schaften.

Der Handel sorgt als zentraler Marktzugang für eine effiziente und marktgerechte Beschaffung und Vermarktung von Strom und Erzeugungsrohstof- fen sowie CO2-Emissionszertifikaten. Er unterstützt den bundesweit aktiven Vertrieb mit handelsnahen Dienstleistungen und der Möglichkeit, börsenpreis- nahe Produkte anzubieten. Zudem übernimmt der Handel im Konzern die zentrale Vermarktung von dezentralen Erzeugungsanlagen. Dies erfolgt auf den Spot-, Intraday- und Regelleistungsmärkten. Der Fokus liegt dabei auf Erzeugungsanlagen mit erneu- erbaren Energien.

Die Aktivitäten in der Sparte Gas umfassen wie beim Strom alle Wertschöpfungsstufen. Im Bereich der Erzeugung betreibt der enercity-Konzern Biogas- Einspeiseanlagen. Diese dienen der zunehmenden Bereitstellung von Biogas für eigene Anlagen und Kund:innen.

Der enercity-Konzern betreibt Verteilungsnetze in der Landeshauptstadt Hannover sowie in angren- zenden Kommunen. Die Tochter enercity netz fun- giert auch in der Sparte Gas als Netzbetreiberin für ein insgesamt 2.947 Kilometer langes Gasnetz. Der Betrieb sogenannter "Arealnetze" erfolgt in separa- ten Netzgesellschaften.

Auch in der Sparte Gas fungiert der Handel als zen- trales Element zur Beschaffung und Vermarktung von Gasmengen und sonstigen notwendigen Markt- produkten wie den CO2-Emissionszertifikaten. Damit unterstützt er die bundesweiten Vertriebsaktivitäten von enercity. Zudem dient der Handel einer opti-

mierten Speicherbewirtschaftung sowie Beschaffung von Erdgas.

Zur Sparte Wärme gehören alle Aktivitäten der Ver- sorgung von Kund:innen mit thermischer Energie und Energiedienstleistungen. Die erzeugte Wärme wird zur Versorgung von der Bevölkerung in Hannover und von Industriekund:innen verwendet.

Des Weiteren bietet der enercity-Konzern seinen Kund:innen deutschlandweit dezentrale, effiziente und zunehmend nachhaltige Wärme- und Kältelö- sungen an. Mit einem Portfolio aus Biogasanlagen, Biomasse-Heizkraftwerken und Biomethan-Block- heizkraftwerken zählt enercity zu den größten Be- treiberinnen solcher Anlagen in Deutschland. Dabei werden lokale Wärmeversorgungen selbst oder über Kooperationen betrieben. Die Contracting-Aktivitä- ten im Bereich Wärme decken sämtliche Stufen der Wertschöpfungskette ab. Diese reichen von der ers- ten Bedarfsanalyse über Planung, Finanzierung und Realisierung bis zur Betriebsführung. Dazu kommen Wartung und Instandhaltung der Anlagen zur Wär- me- oder Energieerzeugung bei Kund:innen.

Nah- und Fernwärmestandorte

Geschäftsmodell 4

enercity AG • Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023

Beim Themenfeld Wärme unterstützt der enercity- Konzern mit seiner Nahwärme-Expertise Kund:in- nen in mehr als 300 Kommunen sowie zahlreiche Infrastruktureinrichtungen wie Flughäfen, Kliniken oder öffentliche Einrichtungen in ganz Deutschland auf dem Weg in die Klimaneutralität. So versorgt enercity beispielsweise in einem Großprojekt mit der Aurubis AG, Hamburg, die Hamburger Hafencity und angrenzende Stadtteile mit Industrieabwärme aus einem Kupferwerk. In Osnabrück realisiert enercity ein innovatives kaltes Nahwärmenetz zur Versorgung eines Neubauquartiers.

In Hannover steigert enercity zur Unterstützung der Wärmewende den Anteil erneuerbarer Quellen an der Fernwärmeerzeugung. Zugleich baut das Unter- nehmen das Fernwärmenetz vor Ort massiv aus. Die Umstellung der Wärmeerzeugung auf nachhaltige Verfahren mit erneuerbaren Energieträgern erfolgt unter Sicherstellung der Versorgungssicherheit für die Fernwärmekund:innen.

In der Sparte Wärme übernimmt der Bereich Energie- wirtschaft und Handel die gleichen Aufgaben wie in den Sparten Strom und Gas.

Die eigene Sparte Wasser bündelt die Tätigkeiten zur Versorgung von rund 700.000 Menschen in Hanno- ver und der Region mit Trinkwasser. Dabei deckt der enercity-Konzern sämtliche Aktivitäten von der Ge- winnung bis zum Absatz ab. Die Gewinnung erfolgt hauptsächlich über eigene Wasserwerke in der Region Hannover. Das in eigenen Wasserwerken gewon- nene Trinkwasser wird durch ein eigenes Wassernetz zu den Kund:innen geleitet.

Der Schutz der natürlichen Ressource Wasser hat dabei einen besonders hohen Stellenwert. Deshalb engagiert sich enercity für gesunde Wälder in den Wassergewinnungsgebieten und kooperiert mit Be- trieben im Umland für eine schonende Bewirtschaf- tung landwirtschaftlicher Flächen.

Die Sparte Dienstleistungen bündelt die wachsen- den Aktivitäten auf dem Feld der energienahen Ser- vices. Dazu zählen Dienstleistungen bei der Umstel- lung auf regenerative Stromerzeugung, zum Beispiel individuelle Photovoltaiklösungen zur nachhaltigen Strom- und Wärmeproduktion, sowie die Angebote von Elektromobilitätsdienstleistungen unter der Marke enercity mobility. Letztere bietet einen Full Service für Elektromobilität und ein breites Portfolio von Produkten und Dienstleistungen rund um das Laden von Elektrofahrzeugen. Damit treibt enercity mobility die Mobilitätswende aktiv voran. Außerdem be- inhaltet die Sparte Dienstleistungen zur Steigerung

der Energieeffizienz, zum Beispiel Energiecontrolling und -management, sowie zur Verknüpfung durch in- telligente Technologien, wozu beispielsweise flexible Internet-of-Things-Lösungen(IoT-Lösungen) gehören. Die verschiedenen Dienstleistungen werden zuneh- mend in Zusammenarbeit mit Geschäftspartner:in- nen erbracht oder durch diese ergänzt. Zur Sicher- stellung einer langfristigen Kooperation beteiligt sich enercity dabei vermehrt an jungen, aufstrebenden Unternehmen oder stärkt bestehende Kooperatio- nen.

1.3. Geschäftstätigkeiten der enercity-Konzerngesellschaften

Der enercity-Konzern gehört mit seinen Konzern- gesellschaften zu den umsatzstärksten Energiever- sorgungs- und Energiedienstleistungsunternehmen Deutschlands. enercity ist mit ihren Aktivitäten in al- len relevanten Sparten umfangreich tätig. Das Betei- ligungsportfolio von enercity mit ihren Tochtergesell- schaften umfasst ein breites Spektrum an Aktivitäten in der Energiewirtschaft und angrenzenden Bereichen. Es deckt alle wesentlichen Wertschöpfungsstufen und Sparten ab. Das Portfolio wurde in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt und entsprechend der Strategie von enercity ausgerichtet.

Die Danpower GmbH (Danpower), Potsdam, und die enercity Contracting GmbH (enercity Contracting), Hannover, bieten mit ihren Tochterunternehmen Kund:innen deutschlandweit dezentrale Wärme- und Kältelösungen an. Die Wärme wird dabei teilweise aus selbst produziertem Biogas erzeugt oder aus In- dustrieabwärme gewonnen. Zusammen mit der Stadt Langenhagen betreibt enercity über das Joint Ven- ture Energie-Projektgesellschaft Langenhagen mbH (EPL), Langenhagen, eine lokale Wärmeversorgung.

Den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung treiben die enercity Erneuerbare GmbH (enercity Er- neuerbare), Leer, als Projektiererin und deren Toch- terunternehmen als Betreiberinnen von Wind- und Freiflächen-Solarparks voran. Die Aktivitäten bei Photovoltaik- und Speicherlösungen als "Auf-Dach- Anlagen" werden in der enercitySolution GmbH (enercitySolution), Hannover, gebündelt. Das Dienst- leistungsangebot bei der erneuerbaren Stromerzeu- gung deckt für enercity-Kund:innen das komplette Spektrum von der Planung und Projektierung bis zum Bau der Anlagen ab.

Um die Versorgung mit Erdgas auch in schwierigen Zeiten zu sichern, betreibt enercity zusammen mit einem Partner einen Gasspeicher in Empelde. Die

Geschäftsmodell 5

enercity AG • Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023

GHG-Gasspeicher Hannover GmbH (GHG), Ron- nenberg, ist Eigentümerin des Kavernenspeichers. enercity bietet das nutzbare Speichervolumen am Markt diskriminierungsfrei über die enercity Spei- chervermarktungsgesellschaft mbH (enercity Spei- chervermarktung), Hannover, an.

Zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung be- zieht enercity Trinkwasser aus dem Harz über ihre Beteiligung an der Harzwasser-Kommunale Wasser- versorgung GmbH (Harzwasser Kommunale), Syke, sowie an der Harzwasserwerke GmbH (Harzwasser), Hildesheim. Diese Bezugsquelle ergänzt strategisch die überwiegende Eigengewinnung von Trinkwasser. Die enercity Netz GmbH (enercity netz), Hannover, ist Betreiberin von eigenen und gepachteten regu- lierten Strom- und Gasnetzen in der Stadt Hannover sowie in angrenzenden Kommunen. Zudem erbringt sie umfangreiche Dienstleistungen von der Wartung und Baubetreuung bis zum kompletten technischen Netzbetrieb für Gesellschaften mit nichtregulierten Netzen. Im Zuge von langfristigen Kooperationen ist enercity an Netzgesellschaften mit kommunalen Mehrheitsgesellschaftern in Laatzen (Netzgesell- schaft Laatzen GmbH & Co. KG (NGL), Laatzen; Gas- netzgesellschaft Laatzen-Nord mbH (GNG), Laatzen) sowie Seelze (Gasnetzgesellschaft Seelze GmbH & Co. KG (GNGS), Seelze) beteiligt. Diese Gesellschaften verpachten ihre Netze an enercity.

Der Betrieb weiterer kleiner Strom- und Gasnetze als sogenannte "Arealnetze" erfolgt in separaten Netzgesellschaften. Die enercity Flughafen Netz GmbH (eFN), Hannover, ist Betreiberin eines sol- chen geschlossenen Verteilnetzes auf dem Gelände des Flughafens Hannover-Langenhagen. Über die 50-prozentige Beteiligung an der htp GmbH (htp), Hannover, treibt enercity den Ausbau von Telekom- munikations- und Datenübertragungsnetzen in der Stadt Hannover und dem Umland voran.

Darüber hinaus sichern Joint-Venture-Beteiligungen wie die KLH-Tiefwerk Holding GmbH (KLH Tiefwerk Holding), Lehrte, und die TRIGIS NET GmbH (TRIGIS NET), Hannover, einen Zugang zum Netzaus- und umbau in den Bereichen Tiefbau und Montage so- wie zur Geodatenverarbeitung. Diese Anwendungen sind in der Energiewende zunehmend gefragte Res- sourcen und unterliegen starkem Wettbewerb.

In den vergangenen Jahren hat enercity verstärkt in Beteiligungen mit digitalen Geschäftsmodellen inves- tiert, die über starke Anknüpfungspunkte zur Ener-

giewirtschaft verfügen. Eine von enercity entwickelte digitale Vertriebsplattform wurde in die LYNQTECH GmbH (LYNQTECH), Hannover, ausgegründet. Mit der Beteiligung an der digimondo GmbH (digimon- do), Hamburg, sowie an der ROCKETHOME GmbH (ROCKETHOME), Köln, hat sich enercity an zwei jun- gen aufstrebenden Unternehmen aus dem Bereich IoT und Smart-Home beteiligt, die sich der zuneh- menden digitalen Vernetzung von Messeinrichtun- gen und Geräten sowohl im öffentlichen Raum als auch in Unternehmen und Privathaushalten widmen. Zur Stärkung der regionalen Verankerung hält enercity Minderheitsbeteiligungen an den kommu- nalen Versorgungsunternehmen Stadtwerke Wuns- torf GmbH & Co. KG (SW Wunstorf), Wunstorf, und Stadtwerke Garbsen GmbH (SW Garbsen), Garbsen. Zudem ist enercity als Partnerunternehmen der Thü- ga AG (Thüga AG), München, Teil eines der größten Stadtwerke-Netzwerke in Deutschland. Zugleich ist enercity Gesellschafterin der Thüga Holding GmbH & Co. KGaA (Thüga Holding), München, der alleinigen Gesellschafterin der Thüga AG.

2. Steuerungssystem

Die Unternehmenssteuerung erfolgt in einem mehrstu- figen System. Im Fokus steht dabei immer der Kund:in- nennutzen - bei gleichzeitiger Sicherstellung und Steigerung des Unternehmenserfolgs. Das Steuerungs- system basiert spartenübergreifend auf finanziellen Zielgrößen. Ausgehend von der Unternehmensstrate- gie werden die finanziellen Ziele auf die einzelnen Be- reiche heruntergebrochen und anschließend im Rah- men der Wirtschaftsplanung vereinbart. Neben den Bereichszielen definiert die Unternehmenssteuerung auch Ziele für die Mehrheitsbeteiligungsgesellschaf- ten. Ein regelmäßiges Reporting unterrichtet den Vor- stand und die Gremien darüber, ob die Ziele erreicht wurden. Zusätzlich erstellt die Unternehmenssteuerung unterjährig zu den Quartalen Prognosen auf das Jah- resergebnis. Neben dem gängigen Risikomanagement gemäß dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) enthalten diese Prognosen auch eine darüber hinaus gehende Chan- cen- und Risikobetrachtung. Durch das regelmäßige Reporting wird sichergestellt, dass das Unternehmen auf Zielabweichungen und Veränderungen bei den Rahmenbedingungen frühzeitig reagieren kann.

Steuerungssystem 6

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Enercity AG published this content on 11 April 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 15 April 2024 04:35:02 UTC.