Der operative Gewinn des Dax-Konzerns brach im zweiten Quartal um 25 Prozent auf 754 Millionen Euro ein, weil außerdem noch die Kosten für Kerosin und Wartung stiegen. Und das, obwohl mit mehr Fluggästen der Umsatz von April bis Juni um vier Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 9,6 Milliarden Euro kletterte. Finanzvorstand Ulrik Svensson betonte am Dienstag, die Lufthansa werde auf ihren besonders hart umkämpften Heimatmärkten Deutschland und Österreich mit ihrer Tochter Eurowings den Billigfliegern Ryanair und Easyjet Paroli bieten. Der Kampf um die Passagiere mit niedrigen Preisen werde noch das gesamte Jahr und womöglich auch 2020 noch weitergehen. "Wir müssen sicherstellen, dass wir sie bekämpfen", sagte der sonst eher zurückhaltend kommunizierende Schwede mit Blick auf die Konkurrenz aus Irland und Großbritannien.

Die Lufthansa hatte erst Mitte Juni wegen des schwachen Geschäftsverlaufs ihre Jahresprognose gekappt und erwartet seither einen Rückgang des bereinigten Betriebsgewinns um gut 14 bis 28 Prozent auf 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro gegenüber 2018. Im ersten Halbjahr machte der Dax-Konzern unter dem Strich einen Verlust von 116 Millionen Euro.

Beim Erzrivalen Ryanair war das Ergebnis im zweiten Quartal um ein Fünftel gesunken. Lufthansa und Ryanair werfen sich gegenseitig vor, Flüge zu Dumpingpreisen in den Markt zu drücken.

Der düstere Ausblick nach den schwachen Zahlen schickte den Aktienkurs des Dax-Konzerns auf Talfahrt, die Papiere verbilligten sich um mehr als sieben Prozent auf 14 Euro - den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren.

HÖHERE RISIKEN

In der letzten Zeit seien die Risiken durch den Handelskonflikt und die globale Konjunkturabkühlung noch gewachsen, erklärte Svensson. Die Lufthansa stemme sich mit einem Katalog von rund 400 Maßnahmen gegen den Druck am Markt - zum Beispiel, indem die Frachtsparte Lufthansa Cargo einige Maschinen auf dem Boden lässt. Bei der Billigtochter Eurowings beginne der im Juni angekündigte Sparplan zu greifen. Im ersten Halbjahr lagen die Kosten bei Eurowings sechs Prozent unter Vorjahr. Der Dax-Konzern setzt nun darauf, dass die Geschäftsreisebuchungen im September wieder anspringen und die Luftfrachtnachfrage im Schlussquartal anzieht.

Die Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines konnten das schwache Europa-Geschäft zum Teil durch profitablere Langstreckenflüge ausgleichen. Doch ihr Gewinn brach im ersten Halbjahr um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein. Die Billigflugtochter Eurowings schrieb mit 273 Millionen Euro rund 50 Millionen Euro mehr Verlust als in den ersten sechs Monaten 2018. Das Lufthansa-Management will die stark gewachsene Direktflugtochter mit Einsparungen von 15 Prozent in zwei Jahren über die Gewinnschwelle hieven. Dabei solle auch Personal in der Verwaltung abgebaut werden, nicht aber im Flugbetrieb, erklärte ein Sprecher.

Die weltweite Konjunkturabkühlung und der Handelskonflikt zwischen den USA und China machten sich stark im Frachtgeschäft der Sparte Lufthansa Cargo bemerkbar. Das Betriebsergebnis im ersten Halbjahr belief sich auf gerade noch 15 Millionen Euro nach 127 Millionen Euro vor Jahresfrist.

MATRIX ODER HOLDING?

Zu einem Bericht des "Handelsblatt", wonach in Vorstand und Aufsichtsrat über einen Konzernumbau hin zu einer Holding diskutiert wird, erklärte Svensson, eine grundlegende Änderung der Konzernstruktur sei nicht geplant. Die Lufthansa sei mit der vor einigen Jahren eingeführten Matrix-Organisation, die eine zentrale allgemeine Konzernsteuerung mit einer dezentralen Führung der Airline-Marken verbindet, sehr zufrieden. "Es gibt keine Ideen oder Pläne, das zu ändern." Er schränkte jedoch ein, dass diese Struktur auch mit der einer Holding, die den Marken noch mehr Freiheit lässt, verbunden werden kann. Dies sei eine rein rechtliche Frage. Das Grundgerüst einer Matrix-Struktur solle aber bestehen bleiben.

Das "Handelsblatt" hatte berichtet, in Vorstand und Aufsichtsrat werde über eine Änderung der Konzernstruktur hin zu einer Holding diskutiert. So sollten die einzelnen Airline-Marken eigenständiger arbeiten und mehr verdienen können. In Unternehmenskreisen hieß es dazu, es gebe solche Gedankenspiele, es sei aber noch nichts spruchreif.