- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Adidas ist unter Vorstandschef Björn Gulden schneller als gedacht in die Erfolgsspur zurückgekehrt und steuert schon in diesem Jahr operativ auf einen Milliardengewinn zu.

Die Nummer zwei auf dem weltweiten Sportartikelmarkt profitiert auch von den hausgemachten Problemen bei Marktführer Nike und schraubt die Gewinn- und Umsatzprognose zum zweiten Mal in drei Monaten nach oben. Die neuen Prognosen liegen doppelt so hoch wie die, mit denen Gulden in sein zweites Jahr als Vorstandschef gegangen war. Zusätzlichen Rückenwind geben die sportlichen Großereignisse wie die Europa- und die Südamerika-Meisterschaft im Fußball und die Olympischen Spiele in Paris.

Das neue pinke Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hatte schon vor der EM Verkaufsrekorde gebrochen. Sowohl Europameister Spanien als auch der Copa-America-Sieger Argentinien spielen in Adidas-Trikots. "Was Gulden zurückgebracht hat, ist die Konzentration auf den Sport", sagte Investmentmanager Simon Jäger von Adidas-Aktionär Flossbach von Storch kürzlich. Nike hat der Höhenflug neuer Sport-Marken wie Hoka, Lululemon und On besonders geschadet. Adidas kann dagegen weiter auf den Erfolg der Retro-Modelle wie "Samba" und "Gazelle" aus den 1970er und 1980er Jahren bauen, die als Freizeitschuhe populär sind.

An der Börse legte die Adidas-Aktie am Mittwoch um bis zu fünf Prozent auf 240,40 Euro zu, den höchsten Stand seit Februar 2022. Zahlreiche Banken hoben ihre Kursziele für die Aktie an, die Deutsche Bank etwa von 255 auf 265 Euro. "Die Aktien sind nicht billig, aber die Bewertung spiegelt den sehr starken Schwung wider, den das Geschäft hat", schrieb Stifel-Analyst Cedric Lescable.

Adidas schraubte die Prognose für das Betriebsergebnis um 300 Millionen auf rund 1,0 Milliarden Euro nach oben. Zuletzt hatte der Konzern vor drei Jahren mehr als eine Milliarde verdient. Dabei kämpft Adidas mit negativen Währungseffekten, die die Margen drücken. Analyst Christian Salis von Hauck & Aufhäuser gab zu bedenken, der Vorstand habe noch nicht unter Beweis gestellt, dass er die Renditen wieder auf das früher erreichte Niveau steigern könne. "Das Wachstum ist mit hohen Kosten verbunden, was Fragezeichen hinter die erwartete Margenerhöhung setzt", so Salis. Der angepeilte Milliardengewinn entspreche erst einer Umsatzrendite von vier Prozent - 2021 waren es 9,4 Prozent. Gulden peilt bis 2026 zehn Prozent an - noch höhere Margenziele auszugeben, wäre falsch, hatte er in einem Interview gesagt.

ALTE PROGNOSE SCHON NACH SECHS MONATEN FAST ERREICHT

Der Umsatz von Adidas soll im laufenden Jahr um fast zehn Prozent zulegen. Bisher hatte das Unternehmen mittlere bis hohe einstellige Zuwachsraten in Aussicht gestellt. Gulden hatte der Marke mit den drei Streifen zweistellige Wachstumsraten erst für das zweite Halbjahr zugetraut. Er hat die Strategie seines Vorgängers Kasper Rorsted korrigiert und setzt verstärkt wieder auf den Verkauf über den Sportfachhandel. Das schlägt sich unter anderem in geringeren Rabatten und einem günstigeren Verkaufs-Mix nieder, was die Margen treibt. Auch Erzrivale Nike hatte sich mit der Konzentration auf den Online-Verkauf verkalkuliert. Der US-Konzern schockierte die Märkte Ende Juni mit einem trüben Ausblick: Im Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende Mai) soll der Umsatz um etwa fünf Prozent schrumpfen.

Bei Adidas ist das zweite Quartal dagegen besser gelaufen als erwartet. Der Umsatz stieg währungsbereinigt um elf Prozent auf 5,82 Milliarden Euro und übertraf die Analysten-Prognosen (plus sieben Prozent) damit deutlich. Das Betriebsergebnis verdoppelte sich nahezu auf 346 (2023: 176) Millionen Euro - auch weil die Restposten der eingestellten "Yeezy"-Kollektion des Skandal-Rappers "Ye" (Kanye West) unerwartet nochmals 50 Millionen Euro Gewinn brachten. Nach sechs Monaten steht Adidas bei einem operativen Gewinn von 682 (236) Millionen Euro - und hätte die bisherige Prognose damit schon fast erreicht.

(Bericht von Alexander Hübner; Mitarbeit: Linda Pasquini; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)