MONTROUGE (dpa-AFX) - Die französische Großbank Credit Agricole hat wegen der schwachen Finanzmärkte und Problemen im heimischen Privatkundengeschäft zum Jahresauftakt weniger verdient. Besser lief es hingegen in der Vermögensverwaltung und bei den Privatkunden im Ausland, wo die Bank vor allem in Italien stark vertreten ist. Sorge bereitet den Anlegern die Aussicht auf eine weiter geringe Profitabilität im französischen Filialnetz, das in der Sparte LCL gebündelt ist.

Nach der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag im Montrouge bei Paris baute die Credit-Acricole-Aktie ihre Verluste der vergangenen Wochen aus. Mit einem Abschlag von bis zu sechs Prozent war sie am Vormittag der größte Verlierer unter den großen europäischen Banktiteln. LCL habe sich wirklich schlecht entwickelt, sagte Experte Marco Bruzzo vom Vermögensverwalter Mirabaud.

Nach Angaben der Bank wurde das Ergebnis vor allem von der deutlich gesunkenen Zinsmarge belastet - also der Spanne zwischen Spar- und Kreditzinsen, an der die Bank verdient. Diese ist branchenweit wegen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) unter Druck.

Konzernweit konnte das Geldhaus den Rückgang beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn in Grenzen halten. Dazu trugen gestiegene Ergebnisse im Geschäft mit Privatkunden außerhalb Frankreichs und in der Vermögensverwaltung bei. Der Wert sank um 9 Prozent auf 394 Millionen Euro. Experten hatten mit einem Einbruch in dieser Größenordnung gerechnet. Die Erträge gingen auf vergleichbarer Basis um gut vier Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zurück.

Der Überschuss brach unter anderem wegen der Kosten für den Umbau des Konzerns um 71 Prozent auf 227 Millionen Euro ein. Die vom seit rund einem Jahr amtierenden Vorstandschef Philippe Brassac eingeleitete Neuausrichtung der Bank belastete das Ergebnis mit knapp 400 Millionen Euro. Die Bank hatte im Februar angekündigt, die Verbindung zu den genossenschaftlichen Regionalbanken in Frankreich neu zu ordnen. Der Konzern ist zu einem Viertel an den gut drei Dutzend Genossenschaftsbanken beteiligt.

Diesen Anteil will Brassac nun an ein Investmentvehikel der Regionalinstitute zurückgeben. Der Deal hat einen Umfang von 18 Milliarden Euro und soll im dritten Quartal abgeschlossen werden. Die Beteiligungsgesellschaft bekommt dafür einen Milliarden-Kredit des Konzerns. Die kleinen Genossenschaftsbanken sollen weiterhin Mehrheitsaktionär bei ihrem börsennotierten Zentralinstitut bleiben. In Deutschland ist die Credit Agricole mit der DZ Bank vergleichbar, die hierzulande als Zentralinstitut für den Genossenschaftssektor dient. Die DZ Bank ist allerdings nicht börsennotiert./zb/stw/stb