Zürich (Reuters) - Der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont hat die Corona-Krise mit kräftigen Absatzsteigerungen bei Schmuck und Uhren weit hinter sich gelassen.

Der Umsatz des weltweit zweitgrößten Branchenvertreters kletterte im Frühlingsquartal währungsbereinigt um zwölf Prozent auf den Rekordwert von 5,3 Milliarden Euro, wie das Genfer Unternehmen am Freitag mitteilte. Damit übertraf der Hersteller von Cartier-Schmuck und Uhren der Marken A. Lange & Söhne und IWC den Vorkrisenwert von 2019 um rund 40 Prozent.

Treiber des Wachstums waren die US-Verbraucher, die Ersparnisse aus der Corona-Zeit mit vollen Händen ausgaben. In der Region Amerika zogen die Umsätze um ein Viertel an, in Europa gar um 42 Prozent. Auf dem alten Kontinent waren es neben den Kunden aus dem Nahen Osten vor allem amerikanische Touristen, die zu den Richemont-Produkten griffen. In China brachen die Umsätze dagegen um 37 Prozent ein, weil die Regierung mit Ladenschließungen und anderen rigorosen Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid vorging. Im Juni habe sich das Geschäft dank der Lockerung der Einschränkungen etwas erholt, lag aber immer noch um zwölf Prozent unter dem Vorjahreswert.

Dass die Lockdowns eine große Belastung für den privaten Konsum und die gesamte Wirtschaft waren, belegen auch die neusten chinesischen Konjunkturdaten. So wuchs die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft im Frühjahr lediglich um 0,4 Prozent und verfehlte damit die Erwartungen von Ökonomen.

In diesem schwierigen Umfeld schlägt sich Richemont besser als andere Wettbewerber. Beim britischen Luxusmode-Hersteller Burberry kletterten die Filial-Umsätze im Quartal um gerade mal ein Prozent. Der Uhrenriese Swatch Group kam im ersten Halbjahr auf ein Plus von 7,4 Prozent. Die über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen zeigten, dass Schmuck und Uhren von Richemont sehr begehrt seien, erklärte Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy. Gemäß seinem Kollegen Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank wird Markenschmuck bei der jungen Generation immer populärer. "Richemont ist so gut aufgestellt wie noch nie", erklärte er.

Doch trotz der guten Zahlen sackten die Richemont-Aktien zum Wochenschluss um 5,3 Prozent ab. Burberry rutschten gar um 6,5 Prozent ins Minus. Experten zufolge sorgen sich die Anleger um die Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen in China auf die Branche.

(Bericht von Oliver Hirt, Silke Koltrowitz und Mimosa Spencer, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)