In diesem Jahr seien noch keine großen strukturellen Veränderungen zu erwarten. Anderson wolle sich zunächst auf die Einführung eines neuen Betriebsmodells bei Bayer konzentrieren, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. "Operative Verbesserungen in den Divisionen haben Priorität, bevor man kurzfristig strategische Veränderungen angeht", sagte einer der Insider. Erst müsse sich der Staub legen, da das neue Betriebsmodell mit einem erheblichen Personalabbau verbunden sei, sagte die andere mit der Lage vertraute Person. Es gebe auch noch keine offiziellen Bankenmandate.

Ein Bayer-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern. Zuerst hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg darüber berichtet. An der Börse gab die Bayer-Aktie mehr als drei Prozent nach und war damit der größte Verlierer im Leitindex Dax.

Der Druck auf Anderson, der das Unternehmen seit Juni führt, ist hoch. Anleger erwarten von ihm eine Überprüfung der Konzernstruktur mit den drei Sparten Pharma, das Agrargeschäft sowie die rezeptfreien Gesundheitsprodukte. Er muss zudem das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen, das vor allem unter der milliardenschweren Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto und der US-Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters gelitten hatte. Weitere Einzelheiten zur Strategie will Anderson am 5. März bei einem Kapitalmarkttag bekanntgeben.

Zur Quartalsbilanz im November hatte er einer gleichzeitigen Aufspaltung des Konzerns in drei Teile eine Absage erteilt: "Diese Option schließen wir aus. Eine Aufspaltung in drei Unternehmen würde einen zweistufigen Prozess erfordern." Neben der Beibehaltung von drei Divisionen seien eine Trennung vom Consumer-Health-Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten oder der Agrarsparte Crop Science die wesentlichen Möglichkeiten, die weiter ernsthaft geprüft würden.

GEWERKSCHAFT STEMMT SICH GEGEN BAYER-AUFSPALTUNG

Bayer hatte am Mittwochabend angekündigt, mit der Einführung eines neuen Betriebsmodells begonnen zu haben, mit dem auch ein erheblicher Personalabbau verbunden sei - zulasten vieler Führungskräfte. Die Leverkusener wollen damit Hierarchien abbauen, Bürokratie beseitigen, Strukturen verschlanken und Entscheidungsprozesse beschleunigen. Ungewöhnlich deutlich wurde die Arbeitnehmerseite zitiert: "Als Arbeitnehmervertretung setzen wir uns energisch für den Fortbestand des Konzerns mit allen seinen drei Divisionen ein", erklärte die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats und Vize-Aufsichtsratschefin, Heike Hausfeld.

Gegenwind für eine mögliche Aufspaltung kommt auch von der Gewerkschaftsseite. Francesco Grioli, der für die IG BCE im Bayer-Aufsichtsrat sitzt, erklärte, die größten Möglichkeiten für die Zukunft der Beschäftigten in der bestehenden "ONE-Bayer-Struktur" zu sehen. IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis hatte zu Wochenbeginn gesagt, dass die Gewerkschaft eine Aufspaltung von Bayer für falsch halte. Die Einzelteile Bayers könnten dann schwächer und selbst wieder Ziel von Übernahmen sein. Zudem drohe die Abwanderung von Zentralen ins Ausland, bei der Agrarsparte Crop Science etwa in die USA. "Es geht für uns darum, Bayer zusammenzuhalten", unterstrich er.

(Bericht von Patricia Weiß, Ludwig Burger und Emma-Victoria Farr, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)