Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem schwachen Dienstag stehen die europäischen Märkte am Mittwoch vor einem kräftigen Erholungsschub. Der DAX wird vorbörslich 0,6 Prozent höher bei knapp 18.520 Punkten errechnet, im Euro-Stoxx-50 sieht es nach einem ähnlich positiven Start aus. Am Vortag hatte der DAX auf dem tiefsten Stand seit vier Wochen geschlossen, der Rücksetzer wird nun offensichtlich zum Einstieg genutzt. "Auf dem Parkett fiebern bereits alle der EZB-Zinssitzung entgegen", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Eine Zinssenkung am Donnerstag um 25 Basispunkte gilt als ausgemacht.

Entscheidend für die Börsen wird damit laut Altmann der Zinsausblick der EZB sein. Diese werde zwar sicherlich keinen klaren Fahrplan vorlegen. "Trotzdem erhoffen sich die Börsianer weitere Hinweise darauf, ob der nächste Zinsschritt - wie aktuell erwartet - im September folgen könnte", so Altmann. Mit einer zweiten Zinssenkung bereits im Juli rechne aktuell nur eine kleine Minderheit. "Sollten sich morgen allerdings konkrete Hinweise darauf ergeben, dann könnte das die Rally an den Börsen wieder aufleben lassen", sagt der Vermögensverwalter.

Positiv gesehen wird am Markt der kräftige Rückgang der Ölpreise in den vergangenen Wochen. Aktuell können sich die Ölpreise zwar etwas stabilisieren. Der Rückgang um etwa 15 Prozent seit Mitte April dürfte aber über kurz oder lang die Inflationsraten drücken und so den Spielraum der Notenbanken für Zinssenkungen erhöhen. Zudem entlastet der Rückgang die Kostenseite bei Unternehmen und Verbrauchern. Am Dienstag waren zudem auch die Gaspreise stark unter Druck geraten.

Aus statistischer Sicht hängt nun alles davon ab, dass nach der ersten Zinssenkung eine Rezession ausbleibt: "Rutscht die Wirtschaft in eine Rezession, geben Aktien nach; bleibt eine Rezession aus, legen die Kurse zu - der Stoxx-600 im Schnitt um fast 20 Prozent innerhalb eines Jahres", so Ulrich Stephan von der Deutschen Bank zur Entwicklung nach einer ersten Zinssenkung. Zwar erwartet Stephan nach der guten Performance der vergangenen Monate dieses Mal kein Plus von 20 Prozent: "Da ich aktuell wenig Anlass zur Sorge vor einem Wirtschaftseinbruch sehe, bewerte ich den Ausblick europäischer Aktien aber als positiv", sagt er. Und er ergänzt, konjunktursensitive Titel schlügen sich in diesem Szenario in der Regel besser als defensive Sektoren.

Auch deshalb sorgen bessere Einkaufsmanager-Indizes aus China am Morgen für eine positive Stimmung. Die Belebung der globalen Konjunktur scheine immer weiter Tritt zu fassen, heißt es dazu. Diesmal sprang der Caixin-PMI für den immer wichtiger werdenden Service-Bereich kräftig an. Er stieg im Mai auf 54,0 nach 52,5 im April. Dies ist bereits der 17. Anstieg in Folge. Auch bei den Export-Aufträgen ging es kräftig nach oben, außerdem äusserten sich die befragten Unternehmen zuversichtlich beim Blick auf die Zukunft. Allerdings ging der umfassendere China-PMI für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe leicht zurück, da er von der zusätzlichen erfassten Komponente Bauwirtschaft belastet wurde.

Am Nachmittag stehen dann eine ganze Reihe von US-Daten an, die alle mit Blick auf den großen Arbeitsmarktbericht am Freitag interpretiert werden dürften. So der ADP-Bericht und die Job-Komponente im ISM-Service-Index. Dazu wird auch der US-PMI revidiert. Wegen der Stärke der US-Wirtschaft dürften leichte Abkühlungssignale gut ankommen. Der ISM bildet genau die Marktsegmente ab, die für den Boom der US-Wirtschaft verantwortlich sind, heißt es dazu von der Maybank.


   Reduzierte Strafe gut für Bayer-Sentiment 

Leicht positiv für das Sentiment bei Bayer wertet ein Händler die Meldung über eine reduzierte Strafe in einem Glyphosat-Prozess. "Das zeigt, dass es auch Spielraum nach unten gibt", sagt ein Händler.

Ein Gericht im US-Bundesstaat Pennsylvania hat die Zahlung, zu der die Bayer-Tochter Monsanto in einem Glyphosat-Prozess verdonnert worden war, deutlich zusammengestrichen. Demnach soll Monsanto nun 350 Millionen US-Dollar an Strafschadensersatz und etwas mehr als 50 Millionen Dollar an Entschädigungszahlungen leisten, wie aus den Gerichtsunterlagen hervorgeht. Ursprünglich war das US-Agrarchemieunternehmen Anfang des Jahres von einem Gericht in Philadelphia zur Zahlung von 2,25 Milliarden Dollar verurteilt worden.

Als gut bezeichnen Händler die Inditex-Zahlen zum ersten Quartal. "Der Umsatz war sehr gut, nur vom Margenanstieg hatte man sich noch mehr erhofft", sagt ein Händler. Der Gegenwind komme vor allem aus dem Währungsbereich und sei unterschätzt worden.

Einen Tick besser als erwartet sind die Zahlen von Voestalpine ausgefallen, heißt es im Handel. Nach der Gewinnwarnung vom März habe der Stahlkonzern bei allen Kennzahlen den oberen Rand der damals genannten Spannen erreicht.

In Berlin startet derweil die Luftfahrtmesse ILA und dürfte für zahlreiche Auftragsmeldungen sorgen.


=== 
DEVISEN          zuletzt        +/- %       0:00  Di, 17:29 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,0875        -0,0%     1,0880         1,0882   -1,5% 
EUR/JPY           169,34        +0,5%     168,47         168,50   +8,8% 
EUR/CHF           0,9693        +0,1%     0,9683         0,9681   +4,5% 
EUR/GBP           0,8518        +0,0%     0,8518         0,8511   -1,8% 
USD/JPY           155,71        +0,6%     154,86         154,83  +10,5% 
GBP/USD           1,2768        -0,0%     1,2772         1,2786   +0,4% 
USD/CNH           7,2528        +0,1%     7,2470         7,2465   +1,8% 
Bitcoin 
BTC/USD        70.948,40        +0,5%  70.609,06      70.012,67  +62,9% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settlem.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          73,18        73,25      -0,1%          -0,07   +0,9% 
Brent/ICE          77,49        77,52      -0,0%          -0,03   +1,7% 
GAS                       VT-Settlem.                   +/- EUR 
Dutch TTF              0        34,85    -100,0%         -34,85   +8,9% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     2.335,73     2.326,90      +0,4%          +8,84  +13,3% 
Silber (Spot)      29,69        29,53      +0,6%          +0,17  +24,9% 
Platin (Spot)     992,93       992,00      +0,1%          +0,93   +0,1% 
Kupfer-Future       0,00         4,55         0%              0  +16,1% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

June 05, 2024 02:12 ET (06:12 GMT)