(Neu: Aktienkurs, Analysten, mehr Hintergrund)

LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF wird nach einem Gewinn- und Umsatzsprung im ersten Quartal zuversichtlicher für das Gesamtjahr. Aufgrund der Umsatz- und Ergebnisentwicklung im ersten Quartal 2021, der stärker als erwarteten Belebung der Weltwirtschaft sowie deutlich gestiegener Rohstoffpreise würden die Jahresziele angehoben, teilte das Dax-Unternehmen am Tag der Hauptversammlung in Ludwigshafen mit.

"Der Schwung aus dem ersten Quartal setzt sich fort", sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Das zweite Quartal dürfte deutlich besser als das Vorjahr ausfallen. Im Vorjahreszeitraum war im Zuge der ersten Corona-Welle der Umsatz deutlich zurückgegangen, unter dem Strich hatte wegen Abschreibungen auf die Beteiligung Wintershall Dea ein Verlust gestanden. Allerdings warnte BASF-Chef Martin Brudermüller auf der Hauptversammlung: "Die Unsicherheiten bleiben aber hoch." Die Pandemie sei noch nicht zu Ende. Das berücksichtige BASF in der Prognose.

Für das laufende Jahr erwarte der Chemiekonzern nun einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 5,0 bis 5,8 Milliarden Euro und einen Umsatz von 68 bis 71 Milliarden Euro. Zuvor hatte BASF beim bereinigten Ebit 4,1 bis 5 Milliarden Euro angepeilt nach knapp 3,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Bei den Erlösen hatte das Unternehmen 61 bis 64 Milliarden Euro auf dem Zettel nach rund 59 Milliarden Euro im Vorjahr.

Die BASF-Aktien legten nur zu Handelsbeginn bis zu 1,6 Prozent zu, tauchten aber bereits früh ins Minus ab und verloren zuletzt knapp zwei Prozent an Wert. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hatte am Morgen die Befürchtung geäußert, dass Anleger positive Überraschungen im Verlauf dazu nutzen würden, um nach dem starken Kursanstieg seit November Kasse zu machen.

Der Chemiekonzern hat im ersten Quartal laut Mayer beim Umsatz, dem bereinigten operativen Gewinn (Ebit) und dem Gewinn je Aktie die Erwartungen übertroffen. Für das laufende Jahr hob BASF daraufhin seine Geschäftsziele an - wie der Baader-Experte betonte, in einem "deutlichen Maß". Seiner Einschätzung nach liegen die neuen Ziele im Mittelwert auch etwas über den Markterwartungen.

Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan sah all dies in einem ersten Kommentar ähnlich wie Mayer: BASF habe im ersten Quartal deutliche Verbesserungen gezeigt und das operative Gewinnziel "deutlich angehoben". Angesichts der gestiegenen Erwartungen und der Tatsache, dass zuletzt schon andere Branchenwerte trotz übertroffener Erwartungen unter Druck gerieten, reichten die BASF-Ergebnisse wohl nicht aus, um den Markt heute zu begeistern, resümierte Udeshi. Er zeigte sich derweil auch enttäuscht vom Abfluss freier Barmittel, der deutlich höher gewesen sei als von ihm gedacht.

Im ersten Quartal kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Zum Zuwachs hätten höhere Mengen und Preise beigetragen, während sich Währungseffekte negativ ausgewirkt hätten, hieß es.

Vor allem im Tagesgeschäft lief es für BASF deutlich besser. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereinflüssen legte um 42 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu. Dazu trugen vor allem die Segmente Basischemikalien (Chemicals), Materials und Surface Technologies bei. Zur Sparte Materials gehören Vorprodukte wie etwa Isocyanate und Polyamide für die Kunststoffindustrie und die kunststoffverarbeitende Industrie. Zur letzten Sparte gehören Katalysatoren und Beschichtungen.

Schlechter entwickelte sich das Geschäft mit Aromainhaltsstoffen und Tierernährung in der Sparte Nutrition & Care. Im Bereich Industrial Solutions belastete vor allem das Geschäft mit Kunststoffadditiven das Ergebnis. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn von 1,7 Milliarden Euro und damit fast doppelt so viel wie im Vorjahr.

Das Marktumfeld bleibe von hoher Unsicherheit geprägt, hieß es weiter. Risiken könnten sich aus einer länger als angenommen anhaltenden Einschränkung der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten aufgrund von Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie ergeben. Es gebe aber auch Chancen wie einen schnelleren Impffortschritt, eine schnelleren Erholung der Gesamtwirtschaft sowie eine weiterhin anhaltende positive Margenentwicklung.

Der Konzern hatte im vergangenen Jahr wegen der coronabedingten Probleme seinen Sparkurs verschärft. Bis zu 2000 Stellen weltweit will das Unternehmen in seiner erst Anfang 2020 entstandenen Dienstleistungseinheit "Global Business Services" bis Ende 2022 abbauen. Mit den Stellenstreichungen will BASF ab dem Jahr 2023 mehr als 200 Millionen Euro jährlich einsparen. Bei der Einheit arbeiten weltweit rund 8400 Beschäftigte, davon rund 1400 in Ludwigshafen. Die Einheit kümmert sich unter anderem um Finanzen, Logistik und Personal.

Der seit drei Jahren amtierende Unternehmenslenker Brudermüller krempelt BASF noch um. Ende 2018 setzte er ein Sparprogramm auf, um den Konzern durch schlankere Strukturen und einfachere Abläufe profitabler zu machen. Dazu gehören auch Stellenstreichungen. Zuletzt beschäftigte der Konzern nach Unternehmensangaben 110 000 Mitarbeiter und damit 8000 weniger als Ende März 2020.

2018 stärkte Brudermüller das Agrarchemiegeschäft mit einem milliardenschweren Kauf von Teilen des Saatgutgeschäfts von Bayer, welches der Rivale im Zuge der Übernahme von Monsanto abgeben musste. 2020 übernahm BASF einen großen Teil des weltweiten Nylongeschäfts der belgischen Solvay-Gruppe. Das Material wird vielfältig verwendet, auch für Kleidung, Sportschuhe oder Teppiche. Im Gegenzug verkaufte das Unternehmen im vergangenen Jahr seine Bauchemie-Sparte an den US-Finanzinvestor Lone Star.

Zudem ist BASF gerade dabei, ihr Pigmentgeschäft an den japanischen Feinchemiehersteller Dic zu veräußern. Der Verkauf des Pigmentgeschäfts brauche etwas mehr Zeit, sagte Brudermüller. Voraussichtlich könne BASF ihn im zweiten Quartal abschließen.

Derweil hänge der geplante Börsengang der Mehrheitsbeteiligung Wintershall Dea, an der BASF noch rund 70 Prozent hält, von den Marktbedingungen ab, so Brudermüller. 2019 hatte BASF ihre Kasseler Öl- und Gastochter Wintershall mit dem Konkurrenten Dea fusioniert. Im Fokus steht Wintershall Dea unter anderem wegen ihrer finanziellen Beteiligung an der vor allem von den USA stark kritisierten Ostsee-Gas-Pipeline Nord Stream 2. Über diese soll Gas direkt von Russland nach Deutschland transportiert werden./mne/eas/mis